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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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Skulpturensaal. Vielleicht können Sie ja später noch mal vorbeischauen. Natürlich nur, wenn Sie möchten.“ Der Junge plauderte nun unentwegt und war kaum noch zu bremsen. Wie es aussah, hatte ihre kleine Unterredung ihn etwas ermutigt. Nick, der wenig Erfahrung mit Kindern hatte, freute sich, ihn von seinen Sorgen abgelenkt zu haben.
    Sorgen, die durchaus berechtigt waren.
    Er musste seine Schuldgefühle verdrängen. „Mal sehen, wie gut ich heute mit der Arbeit vorankomme, aber ich werde es versuchen.“
    Das schien James zu genügen. Mit einem zufriedenen Nicken blieb er vor einer Tür stehen, die sich im spärlichen Licht kaum von der Wand unterschied. James stieß sie frohgemut auf und marschierte in ein überraschend helles und freundliches Zimmer.
    Nick folgte ihm. Es war schon einige Jahre her, dass er ein Schulzimmer betreten hatte, doch all die Zettel mit den lateinischen Vokabeln, die an den Wänden hingen, und der in der Nase kitzelnde Kreidegeruch weckten sofort alte Erinnerungen.
    In einer Ecke stand Isabel über einen großen Glaskasten gebeugt, neben sich eine blonde junge Frau. Georgiana . Nick hätte sie sofort erkannt – und das nicht nur, weil sie sich hielt wie die Tochter eines Herzogs: aufrecht und mit einem Selbstverständnis stand sie da, als könne nichts ihr etwas anhaben. Sie sah ihrem Bruder ähnlich: die gleichen blonden Locken, die Leighton zum Schwarm aller Frauen machten, die warmen honigbraunen Augen, die allen in der Familie eigen waren. Als James lauthals Guten Morgen wünschte, drehte sie sich um, und ihr Blick fiel geradewegs auf Nick. Er ließ sich nichts anmerken, doch die plötzlich aufscheinende Furcht in ihren Augen bestätigte ihm, was er längst vermutet hatte: Auf Townsend Park wurden Mädchen gerettet, nicht gefangen gehalten. Georgiana hatte Angst – vor ihm. Sie wusste, wer er war. Wenn Isabel es ihr nicht gesagt hatte, so würde doch seine Narbe ihn verraten. Vermutlich wusste sie auch, dass er ein Freund ihres Bruders war.
    Mit einer hastig geflüsterten Entschuldigung eilte sie fliegenden Schrittes durch eine weitere Tür ins Nebenzimmer. Nick sah ihr nach und spürte, wie ein befremdliches Gefühl sich in ihm regte.
    Schuldbewusstsein.
    Das konnte er wahrlich nicht gebrauchen.
    Entschieden wandte er sich Isabel zu, die wie immer in ernüchternd grauem Musselin steckte und gerade einen Arm in den Glaskasten streckte. „Herrje! Hätte ich nur nie … Natürlich muss das blöde Vieh sich mal wieder im hintersten Winkel verkriechen!“
    „Izzy!“ James rannte zu ihr und wollte sie zurückziehen. „Was machst du da? Du tust ihm noch weh!“
    „Tue ich nicht.“ Ihre Stimme hallte aus dem Glaskasten wider, und als Nick neugierig näher trat, entdeckte er ein Terrarium mit viel Grünpflanzen und Gestein – ein richtiger kleiner Urwald. Durch das Glas sah er Isabel Blätter und Kies beiseiteschieben. Vorsichtig griff sie unter einen großen Stein und packte beherzt zu. „Hab ich dich!“
    Mit einem triumphierenden Grinsen richtete sie sich auf. Ein paar rotbraune Locken waren dem festen Haarknoten entwischt. Sie sah aus wie ein junges lebensprühendes Mädchen vom Lande. Sofort musste Nick an den gestrigen Abend denken, an ihre Küsse, die so unverdorben und leidenschaftlich gewesen waren. Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er sah, wie sie ihren Fang in die Höhe hielt.
    Der junge Earl reckte sich auf die Zehenspitzen und streckte die Arme nach dem wunderlichen Geschöpf aus. „Izzy! Gib ihn mir!“
    „Warum sollte ich?“ Nick hörte den neckenden Ton in ihrer Stimme – und konnte ihm kaum widerstehen. „ Ich habe ihn schließlich gerettet. Weshalb er jetzt mir gehört.“
    „Du kannst Schildkröten doch gar nicht leiden!“
    „Da hast du aber gerade noch mal Glück gehabt, Bruderherz.“
    Lachend sah sie auf, an ihrem Bruder vorbei – und entdeckte Nick. Er merkte genau, wann sie sich seiner bewusst wurde. Im Nu war ihr Lächeln verschwunden. Hektisch sah sie sich um. Nach Georgiana . Was ihm deutlich machte, dass sie die junge Frau vor ihm versteckte. Verdruss regte sich in ihm, flüchtig nur, doch es ärgerte ihn, dass sie ihm nicht vertraute.
    Wenngleich sie dazu auch wenig Grund hatte.
    Wie immer, wenn sie nervös war, fuhr sie sich mit der Hand ans Haar, ließ sie indes gleich wieder sinken und reichte das so heroisch gerettete Tier an James weiter.
    Nick empfand die plötzliche Veränderung an ihr wie einen schmerzlichen Verlust. Er

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