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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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reparieren wollte, Lord Nicholas.“ Sie wandte sich an James. „Du solltest nach deiner Gouvernante schauen. Ich könnte mir vorstellen, dass sie den Unterricht heute woanders abhalten möchte.“
    Die Aussicht, den Nachmittag mit seiner Gouvernante zu verbringen, und obendrein noch außerhalb des Schulzimmers, schien James zu gefallen. Im Nu hatte er George in sein grünes Zuhause gebettet und war davongeeilt. Zurück blieben Isabel und Nick mit der Schildkröte und einem riesigen Brocken durchnässten Deckenputzes.
    Nick sah George zu, wie er den echsenhaften Kopf unter dem Panzer hervorstreckte und an einem großen Blatt rupfte, gemächlich kaute und sich von all der Aufregung überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ.
    Ach, könnte er nur eine Schildkröte sein.
    Mit einem stummen Seufzen drehte Nick sich nach Isabel um, die zu dem Loch hinaufstarrte, das in der Decke klaffte. Da sah er es: Eine einsame Träne rann ihr die Wange hinab. Sie wischte sie so schnell beiseite, dass er fast hätte meinen können, es sich nur eingebildet zu haben.
    Hatte er aber nicht.
    Verdammt .
    „Isabel …“, sagte er so unsicher, dass er seine Stimme kaum erkannte.
    Sie holte tief Luft und wandte sich zu ihm um. „Da dürfte wohl nichts mehr zu machen sein. Bleibt nur zu hoffen, dass der Regen endlich aufhört, sonst können wir aus dem Schul- ein Badezimmer machen.“
    Da wurde ihm bewusst, was er so sehr an ihr bewunderte. Alle Frauen, die er je gekannt hatte – angefangen von seiner Mutter bis zu seinen Liebschaften –, nutzten Tränen, um andere zu manipulieren.
    Sie hingegen suchte sie zu verbergen.
    Was sie nur noch bemerkenswerter machte.
    Am liebsten hätte er sie an sich gezogen, damit sie die Fassade von Stärke einmal fallen lassen konnte. Auf ihr lastete eine unglaubliche Verantwortung. Kein Wunder, dass sie kaum noch wusste, wo ihr der Kopf stand. Instinktiv spürte er jedoch, dass sie es nicht zu schätzen wüsste, wenn er ihre Tränen bemerkte, und so ließ er es sein. „In den besten Häusern Londons lässt man derzeit fleißig Bäder einbauen. Die Besitzer scheuen keine Kosten. Sie befinden sich also in guter Gesellschaft.“
    Sie erwiderte seinen Blick voll ehrlicher Erleichterung und Dankbarkeit. „Nun, wenn das so ist“, meinte sie, „können wir ja froh sein, ein so gefälliges Dach zu haben.“Da lachte sie auf einmal, so hell und heiter, dass es ihm die Sinne betörte. Er stimmte ein, und so lachten sie eine Weile, freuten sich der Gemeinsamkeit und der Erleichterung, die sie brachte.
    Als Nicks Heiterkeit schließlich verebbte, folgte die Erkenntnis: Er mochte diese Frau. Er mochte sie mehr, als er sich eingestehen wollte.
    Ein ernüchternder Gedanke, der unweigerlich zu Schmerz und Leid führen würde. Oder ihm Fesseln anlegte.
    Er räusperte sich. „Mir war aufgefallen, dass James recht besorgt um Ihre Sicherheit ist. Und mir scheint, seine Sorge ist nicht ganz unbegründet. Sie ziehen die Gefahr geradezu an.“
    Ihre Brauen schossen in die Höhe. „James ist um meine Sicherheit besorgt?“
    „Um ihre, um die seiner Gouvernante, um Lara … er sprach ganz allgemein von ‚den Mädchen.‘“ Sie sah beiseite. „Isabel, gibt es etwas, das Sie mir erzählen möchten?“
    Erzähl es mir, beschwor er sie im Stillen. Wenn sie sich ihm anvertraute, würde er alles in seiner Macht Stehende tun, sie zu beschützen. Doch sie musste ihm vertrauen.
    Natürlich sagte sie nichts, ging stattdessen im Zimmer umher und las die überall versprengten Putzstückchen auf.
    „Isabel … ich kann Ihnen helfen.“ Schon war es heraus, und dabei wusste er, dass er genau das nicht hätte sagen sollen.
    „Was lässt Sie glauben, dass wir Hilfe brauchen?“, fragte sie leichthin, doch Nick hörte, wie angespannt sie war. Er war sich ihrer so sehr bewusst, dass ihm nichts entging.
    Er trat zu ihr, hockte sich ihr gegenüber hin und streckte die Hand nach ihr aus. Sacht berührte er ihr Handgelenk, wo ein schmaler Streifen Haut zwischen Ärmel und Handschuh aufblitzte. „Machen Sie mir nichts vor. Ich merke doch, dass hier etwas im Argen liegt.“
    Sie blickte kurz auf seine Hand, sah dann auf und erwiderte seinen Blick mit einer Entschlossenheit, wie er sie bislang noch nicht an ihr bemerkt hatte. „Nicht ich bin diejenige, die hier etwas vormacht, Mylord. Außer einem undichten Dach und einem Gast, der seine Nase in alles hineinsteckt, liegt hier gar nichts im Argen. Hören Sie auf, uns verstehen zu wollen.

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