Auf zwei Planeten
Forderung nicht entziehen und ließ daher ihr Schiff in der Nähe des Kultorschiffes sich niedersenken. Unmittelbar darauf erschien der Beamte selbst an Bord der ›La‹ und wurde vom Schiffer in den Salon gewiesen, in welchem er La und Saltner fand.
Der Unterkultor war ein vornehmer Mann mit entschiedenem Wesen. Ohne Saltner weiter zu beachten, begrüßte er La höflich und sagte, daß er den Kommandierenden des Schiffes zu sprechen wünsche.
»Er steht vor Ihnen«, sagte La, ihn mit ruhiger Würde anblickend. »Ich war bis vorhin Besitzerin dieser Privatyacht, habe aber jetzt das Eigentum und das Kommando derselben abgetreten an meinen Gemahl, Josef Saltner, dessen Name Ihnen bekannt ist und den ich mir hiermit vorzustellen erlaube.«
Der Beamte machte eine Bewegung des Unwillens und der Überraschung. Seine Augen wanderten prüfend über La und Saltner. Dann sagte er kühl: »Die Höflichkeit verbietet mir, Zweifel in Ihre Worte zu setzen. Doch muß ich Sie bitten, mir die Papiere des Schiffes und Ihre eigene Legitimation vorzuweisen.«
La trat an den Wandschrank und reichte ihm die Papiere, die er sorgfältig prüfte. Sie enthielten die Schenkungsurkunde Frus über die Luftyacht ›La‹, die zu Las vollkommen freier Verfügung gestellt war; ferner einen Freipaß vom Verkehrsministerium des Mars, gültig für das ganze Sonnensystem und bestätigt für die Erde von Ill, dem Protektor der Erde, und alles, was für die Legitimation Las erforderlich war.
Der Beamte gab die Papiere ehrfurchtsvoll zurück.
»Die Legitimation ist unanfechtbar«, sagte er. »Ich freue mich, in Ihnen die Tochter eines Mannes begrüßen zu können, dessen technischer Tätigkeit bei der Besitzergreifung der Erde wir zu so großem Dank verpflichtet sind. Doch«, setzte er sehr ernst hinzu, »ich habe, wie Sie hier sehen, den Auftrag von den Residenten der europäischen Staaten, aufgrund der gesetzmäßig geführten Untersuchung, Josef Saltner von Bozen nebst seiner Mutter Marie und der Magd Katharina Wackner zu verhaften. Es ist nichts darüber bekannt, noch aus Ihren Papieren zu entnehmen, daß Saltner ihr Gemahl sei; auch kann weder dieser Umstand, der überdies zu beweisen wäre, noch der Aufenthalt auf diesem Schiff die Verhaftung aufheben oder verhindern. Ich bedauere daher, dazuschreiten zu müssen –«
Er wandte sich zu Saltner, der an der gegenüberliegenden Wand des Salons stand, und wollte auf ihn zuschreiten, um ihn zum Zeichen der Verhaftung zu berühren. Doch La trat dazwischen, und auf einen Wink von ihr flüsterte Saltner einige leise Worte gegen ein kleines Schild, das rosettenartig in der Wand angebracht war. Sofort wich die Wand an dieser Stelle auseinander und schloß sich wieder hinter ihm.
»Die Verhaftung ist jetzt nicht mehr möglich«, sagte La.
Der Beamte warf einen finsteren Blick auf sie. »Ich muß Sie bitten«, sprach er, »mir dieses Zimmer zu öffnen, oder ich müßte die Öffnung erzwingen.«
La blickte ihn stolz an.
»Das werden Sie niemals wagen«, rief sie. »Haben Sie nicht gesehen, daß die Tür eine akustische ist, die sich nur auf das Losungswort öffnet? Und wenn ich Ihnen sage, daß dieses Wort niemand wissen darf, außer mir und – ihm? Werden Sie nun glauben, wer er ist?«
»So ist es«, rief der Unterkultor zurückweichend, »das ist – Ihr –«
»Mein Zimmer.«
»Dann allerdings. Der Beweis ist geführt. Dieser Raum ist unverletzlich.«
Er lächelte gezwungen.
»Und ich glaube, unsere Unterhandlungen sind damit erledigt«, sagte La kalt.
»Nicht ganz«, erwiderte der Beamte nach kurzem Schweigen. »Doch fürchten Sie nicht, daß ich Sie aufhalte. Geben Sie nur Auftrag, mich zu Frau Saltner und ihrer Magd zu führen. Diese Personen können Sie nicht schützen.«
La wollte entrüstet erwidern. Doch erschrocken hielt sie inne. Jetzt war das Gesetz auf seiner Seite. Sie stand stumm.
»Sie werden sich nicht weigern«, sagte er.
»Und wenn ich es tue?«
»So muß ich Gewalt gebrauchen. Ich werde das Schiff durchsuchen lassen.«
Er schritt nach der Tür, um die Beds zu rufen, die vor dem Schiff auf seine Befehle warteten. Zu diesem Zweck mußte er auf das Verdeck steigen, von wo die Landungstreppe nach außen ging.
La klopfte das Herz. Was sollte sie tun? Bis jetzt hatte sie die Gesetze nicht verletzt. Aber wie sollte sie die Mutter schützen?
Da öffnete sich die Tür ihres Zimmers. Saltner stand neben ihr. Rasche Worte bestätigten die Vermutung, die ihn ohne Rücksicht auf
Weitere Kostenlose Bücher