Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
sie sanft untersuchte, verriet ihm, dass die Wunde recht frisch war.
„Hatte eine kleine Prügelei mit einem Kopfgeldjäger“, sagte sie. „Alles in Ordnung.“
„Was ist denn bei dieser kleinen Prügelei genau passiert?“
„Sei still, du weckst die noch auf“, flüsterte sie.
„Scheiß drauf. Was für ein Kopfgeldjäger? Marck?“ Er hatte ihren Arm nicht losgelassen, obwohl sie daran zog.
„Ein Typ mit dem Namen Seattle. Er dachte, er würde mich fangen, aber ich bin ihm entwischt.“
„Da ist ein Kopfgeldjäger hinter dir her?“ Quents Herz hämmerte. Soweit er wusste, hatten die Marcks nie Jagd auf Zoë gemacht. Soweit er wusste. Aber natürlich wusste er eigentlich einen Dreck über sie, nicht wahr? „Wie lange ist er schon hinter dir her?“
„Das weiß ich Scheiße nochmal nicht. Ich hab nicht danach gefragt“, sagte sie und für sie war das Thema damit offensichtlich beendet. Aber das hieß nicht, dass er damit fertig war.
„Du bleibst bei mir“, sagte er ihr. Eiskalte Furcht packte ihn. Ganga waren eine Sache, aber von gerissenen, mit Pistolen ausgestatteten, bei Tageslicht reisenden Kopfgeldjägern gejagt zu werden, war eine andere. „Es ist zu gefährlich.“
Zoë gab einen verärgerten Laut von sich und zerrte an ihrem Arm. Aber er ließ nicht los. „Lass los.“ Sie klang misstrauisch und ihre Stimme war zu laut.
„Du bleibst bei mir.“
„Was zum Teufel? Hältst du dich für meinen Scheißvater?“
„Nein, ich bin dein Geliebter. Oder ist dir das nicht aufgefallen?“ Er sprach mit zusammengebissenen Zähnen. Auf der anderen Seite des Zimmers rührte sich jemand, aber es war ihm egal. Kapierte sie denn rein gar nichts, verflucht? Es war gefährlich. Diese Welt war gottverdammt gefährlich und jeden Moment könnte sie in eine Falle laufen oder gefangengenommen werden oder in Stücke gerissen werden.
Natürlich kapierte sie es nicht. Sie hatte ihm eine Scheißsonderanfertigung von Waffe gemacht, für ihn bei seiner Mission seinen Vater zu töten – ein Gute-Reise-Geschenk für eine Mission, die wahrscheinlich mit seinem eigenen Dahinscheiden endete. Viel Glück, Einstein. Viel Spaß beim Erstürmen der Burg!
Kälte legte sich wie ein Hauch um ihn. Machte sie sich denn keine Sorgen um ihn? Empfand sie nichts? Warum flehte sie ihn nicht an nicht zu gehen?
Oder war das alles hier nur ein Haufen heißer Sex? Scharf gewürzt mit ein bisschen Spannung? Ihre heimlichen Besuche und ihr Verschwinden. Lag der Reiz darin? Weil es gefährlich war?
„Zoë“, setzte er noch einmal an und wusste in dem Augenblick mit einer fast übersinnlich klaren Gewissheit, dass er verloren war, wenn er sie nie wieder sah. „Ich will nur, dass dir nichts–“
„Wenn du mich jetzt nicht scheißsofort loslässt, schreie ich.“
Was zum Teufel war schon der Sinn davon? Er ließ los und verspürte einen kleinen bösartigen Stich der Genugtuung, als sie sich wieder einfangen musste, weil sie so an ihm gezerrt hatte.
„Nette Art ein absolut perfektes Nachspiel zu versauen“, sagte sie und verschränkte die Arme vor sich, wobei sie unauffällig an dem Arm rieb, den er gepackt hatte.
Quent traute sich nicht zu etwas zu sagen, denn er wusste, wie auch immer er es sagte, es würde ... falsch rauskommen. Um das gottverdammt Mindeste zu sagen. „Wohin willst du denn jetzt losziehen?“, schaffte er sich zwischen den tauben Lippen durch zu pressen.
Sie schien sich wieder in der Gewalt zu haben. „Wer weiß.“
Wer zum Scheiß nochmal auch immer.
Er spürte, wie ihre Augen schwer auf ihm lasteten und sich dann rasch losrissen. Er rang um Worte. Etwas, was richtig klingen würde – nicht zu hochtrabend, nicht zu bevormundend. Aber diesmal ließen ihn die Worte im Stich, ebenso Taktgefühl und Diplomatie.
Es war, als wäre sie wieder aufs Neue aus seinem Zimmer geschlichen – das gleiche leere Gefühl. Das Gefühl grub sich tiefer ein, nistete in seinen Eingeweiden, zerfraß ihm diese, während sie auf die Füße kam.
„Viel Glück, Quent.“
Ebenso gut hätte sie Ciao sagen können. Er kämpfte den Drang nieder sie wieder runter zu sich zu zerren. Er weigerte sich, sich hier noch weiter zu erniedrigen. Und warum etwas haben wollen, was wahrscheinlich eh vergebens war?
Er schätzte seine Chancen nie wieder aus Mekka rauszukommen auf etwa achtzig Prozent. Also sagte er nur, „Pass gut auf dich auf, Zoë. Halt
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