Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Festland. Am Ufer, auf dem weder Gebäude noch Vegetation zu sehen waren, befand sich ein Haus der Wachtposten. In einem schlichten Kino hatte es mehr Sicherheitsvorkehrungen gegeben. Damals. Als es noch Kinos gab, dachte Quent bei sich. Hier gab es nur ein einziges Häuschen und einen langen, schwimmenden Steg. Es schien seltsam offen und ungeschützt. Aber Marley hatte ihm versichert, dass niemand zur Siedlung hinüber gelangte, ohne vorher überprüft zu werden. Abgesehen davon lebten laut ihren Angaben Haifische in den Gewässern um die schwimmende Siedlung. Man hielt sie mittels einer Art Sonarapparat in der Nähe, der dort unter Wasser Signale aussandte. Die angriffslustigen Haie waren dazu angehalten, alles und jeden dort im Wasser anzugreifen. Weswegen die Boote, die genehmigte Ladung zur Insel brachten, mit speziellen Kristallen ausgestattet waren, die Signale an die Haie sandten, um sie auf Abstand zu halten. Jedes andere Boot – oder auch Person – würde die Bestien anlocken und in Stücke gerissen werden.
Als sie näher heranritten, fiel Quent auf, wie viel stiller Fence zu werden schien. Weniger Witze und Kommentare, und sein nackter Schädel glänzte vor Schweiß.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Quent, dem klar wurde, sein eigener Puls war gerade schneller geworden. Jetzt ging es los.
„Die Brücke sieht verflucht instabil aus“, erwiderte der schwarze Kerl. „Wie das so auf dem Wasser schwimmt.“
„Marley sagt, außer einem geschützten Boot sei das der einzige Zugang zur Insel und davon weg.“
„Die Mauern sind nicht sonderlich hoch“, fuhr Quent fort. „Könnten einfach wegkrachen. Ins Wasser runter. So wie das Ganze mit den Wellen schwankt.“
„Es scheint nicht sehr sicher zu sein“, stimmte ihm Theo zu. „Aber da kommen gerade ein paar Pferde drüber gelaufen und es scheint okay zu sein.“
Fence schnaubte und verfiel dann wieder in Schweigen, als sie sich einer Gruppe dicht stehender Bäume näherten. Der Anblick von Mekka war nun vollständig verdeckt vom Waldrand und von einer alten Tankstelle.
„Hier ist ein guter Rastplatz“, sagte Quent, der zum Halten kräftig an der Mähne seines Pferdes zog. „Ich habe eine kleine Änderung im Plan.“
„Kommt nicht in die Scheißtüte“, sagte Theo. „Wir haben das alles abgesprochen und du wirst das hier jetzt nicht vermasseln.“
Quent schüttelte seinen Kopf. „Sorry. Besondere Umstände.“ Aber es tat ihm überhaupt nicht Leid. Er sah keinen Sinn darin, dass Theo und Fence sich auch noch den Arsch frittieren ließen. Für seine Todesmission. Und abgesehen davon sah Fence aus, als wäre ihm mehr als nur ein bisschen übel.
„Wir werden das hier jetzt so machen. Ich gehe da runter und dann rein – ich habe die besten Chancen, denn Fielding wird einfach nur in Schock sein wegen meines unerwarteten Erscheinens. Warum sollte nicht auch er angenommen haben, ich wäre wie all die anderen ebenfalls vor fünfzig Jahren gestorben? Aber wenn ich getan habe, was ich tun muss, stehen die Chancen für mein Rauskommen echt Kacke. Die werde mich wohl kaum einfach davonspazieren lassen, wenn er tot ist.“
„Ja, das haben wir diskutiert“, sagte Theo kurz angebunden. „Aber–“
„Die Umstände sind anders“, sage Quent und schnitt ihm das Wort ab.
„Seit wann?“
„Seit heute Morgen. Ich hatte einen Besucher.“ Er warf ihnen einen ernsten Blick zu. „Hört mir einfach erst mal zu. Ich rechne nicht damit, da wieder rauszukommen, und es gibt jemand, um den man sich kümmern muss, falls ich demnächst dahinscheiden sollte.“
„Zoë?“
Quent fragte nicht nach, woher Theo von ihr wusste. Elliott, vermutete er mal. „Für den Fall dass sie schwanger ist – was möglich ist –, muss sich jemand um sie kümmern. Hinter ihr sind Scheißkopfgeldjäger her. Sie lebt alleine. Sie reitet jede Nacht aus und jagt Zombies.“
„Hey, Mann, du musst da nicht rübergehen. Vielleicht finden wir einen Weg Fielding da raus zu locken? Wenn er wüsste, dass du hier bist, würde er kommen.“
Kopfschüttelnd unterbrach Quent Fence. „Nein, er würde nur seine Männer auf mich hetzen und ich würde es eventuell nicht lebend schaffen, ihn zu sehen. Wer weiß, vielleicht will er mich lieber tot sehen als lebend. Und außerdem wäre in dem Fall das Überraschungsmoment hin.“ Er setzte sich auf dem etwas unruhigen Pferd zurecht. „Und ich muss das hier tun. Ich hätte es
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