Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Plätzchenstecher ausgestochen schienen und von denen Efeuranken wie in Babylon herabhingen.
Quent verschwendete kaum einen Gedanken an Seattle und seine Weggefährten, die sich gerade wahrscheinlich immer noch von dem eins-zwei-zack-ratsch Schock aus seiner Waffe erholten, den er ihnen verpasst hatte, als sie dumm genug waren sich zu weigern, seiner Bitte nach Wasser, Essen und einer Waschmöglichkeit nachzukommen. Er hatte jetzt noch weniger Achtung vor diesem jähzornigen Kopfgeldjäger als vorher, der seinen komplett unfähigen Männern die Arbeit überlassen hatte, während er sich ausruhte.
Wenn er, Quent, ein Kopfgeld in die Finger gekriegt hätte, das sein Ticket in den Ruhestand sein sollte, hätte er sich deutlich besser darum gekümmert.
Die lagen jetzt – buchstäblich – hinter ihm und er war auf dem Weg, um Fielding zu finden. Der einzige Rückzieher war, dass er bei der kurzen Balgerei mit Seattle und den Seinen die Handschuhe verloren hatte, aber Quent war auch immer zuversichtlicher, was seine Fähigkeit anbetraf, die auf ihn einstürzenden Bilder seiner Psychometrie kontrollieren zu können. Noch nie zuvor in seinem Leben war er so absolut fokussiert gewesen und er hatte absolut vor das so zu beizubehalten.
Die Wachmänner an dem Wachhäuschen am Ufer hatten gezögert ihn passieren zu lassen, bis sie von zwei Elektroschocks einfach elend zu Boden gingen. Quent musste zugeben, dass der hochfrisierte Rasierapparat eine verflucht nützliche Waffe war, besonders wenn man so tat, als würde man mit dem in einer Hand gegen sein Opfer stolpern.
Als er so weiterhinkte, kam er auf dem Personensteg an mehreren Leuten vorbei, die in beide Richtungen gingen. Keiner von denen würdigte ihn eines zweiten Blickes, noch erkannte er irgendjemanden wieder. Und als er sich der Insel näherte, sah er auch schon das Gebäude mit den roten Kacheln. Sein Herz klopfte schneller und er fühlte wieder diesen vertrauten, kalten, abgestorbenen Klumpen in seinem Magen.
Das gleiche Gefühl, das er immer empfand, wenn er wusste, er kam in die Nähe seines Vaters.
Es lag über fünfzig Jahre zurück, dass er Fielding zum letzten Mal gesehen hatte, und der Mann vermochte immer noch diesen Einfluss auf ihn auszuüben. Seine Handlungen zu beeinflussen. Ihm schlaflose Nächte zu bereiten und dafür zu sorgen, dass sein Magen ein einziger Knoten wurde.
Sein Leben zu zerstören.
Ob gut oder schlecht, Väter hatten einen unsagbaren Einfluss auf das Leben ihrer Söhne. Quent fragte sich – wie er es schon mehr als einmal getan hatte –, was für eine Art von Einfluss es gewesen wäre, hätte er Eltern gehabt, denen wirklich etwas an ihm gelegen hätte.
Eine Sache, an die er auf diesem scheinbar endlosen Gang nicht zu denken versuchte, war Zoë. Die höhnischen Worte von Seattle spukten ihm immer noch im Kopf herum. Und die Implikationen davon. Er wollte einfach nicht glauben, dass sie sich ihre Freiheit im Tausch gegen seine ausgehandelt hatte, indem sie dem Kopfgeldjäger Informationen über ihn gab im Austausch gegen ... was auch immer.
Bei dieser Möglichkeit wurde ihm ganz kalt und es lähmte seine Gedanken – was eine Ablenkung darstellte, die er jetzt nicht gebrauchen konnte, ganz besonders nicht ohne seine Handschuhe. Also stieß er das alles weg. Wenn er lebend aus Mekka rauskam, würde er sie finden, egal wo sie sich versteckte, und die Antwort herausfinden. Wenn er nicht rauskam, machte es keinen Unterschied.
Zumindest erzählte er sich das. Wieder und wieder. Schritt für humpelnden Schritt.
Als er von dem Steg weg dann Fuß auf das eigentliche Gelände der Siedlung setzte, ging ihm auf, dass es Erde war. Feste Erde – Dreck, Lehm und Stein. Daraus bestand die Oberfläche. Er war sich nicht sicher, wie weit runter das ging; war das hier möglicherweise einfach ein Teil von Nevada oder Kalifornien, der nicht komplett vom Ozean verschlungen worden war, als die pazifischen Küste versank? Oder hatten Fielding und seine Elite-Komplizen irgendwie ein schwimmendes Stück Land erschaffen?
Als er die vielen, omnipräsenten Aquädukte mit fließendem Wasser in Richtung Stadtmitte entlanglief, begegnete er Einwohnern der Gemeinschaft. Die meisten von ihnen trugen weite, schlichte Kleidung aus etwas, was ungefärbtes Leinen zu sein schien. Sie hielten die Augen gesenkt und schienen mit irgendeinem Auftrag unterwegs zu sein, denn sie gingen schnell und zielgerichtet, ohne
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