Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
irgendeinen Kontakt zu den anderen zu suchen. Rikschas eilten vorüber, gezogen von muskulösen, dunkelhäutigen Männern und gelegentlich von einer muskulösen jungen Frau. Die meisten waren leer, aber ab und an saß ein gutgekleideter Mann oder eine gutgekleidete Frau in Weiß darin und schaute gelangweilt in die Runde.
Quent hatte das Gefühl, als wäre er irgendwie per Zeitreise in einem exotischen Erholungsort aus dem neunzehnten Jahrhundert gelandet, und ein unangenehmer Geschmack machte sich in seinem Mund breit. Herrschte sein Vater unumschränkt über dieses mittelalterliche Shangri-La? Hatten sich Fielding und die Mitglieder seines Kults ihr Paradies so vorgestellt?
Weiß und rein und emotionslos.
Der einzig nennenswerte Flecken grün war eine Golfanlage, auf der gerade kein Spieler zu sehen war. Sanfte Hügel und Sandfallen erstreckten sich zwischen hohen Mauern, mehr als neun Löcher gab es da nicht. Und als er daran vorbeilief, fiel Quent auf, dass es sich bewegte . Der Boden wellte sich sanft, buckelte, wurde flach, kippte, als wäre es ein dicker, grüner Teppich und darunter rollte sich ein Riese im Schlaf.
Er blieb stehen und schaute kurz zu, während vier Quadratkilometer Erdreich sich aufrollten, abflachten, sich erhoben und Spitzen bildeten. Als es aufhörte sich zu bewegen, ging ihm auf, dass damit das Terrain des Golfgeländes ganz anders aussah. So dass die Elite niemals die gleichen neun Löcher spielen musste, obwohl sie ihre Insel nie verließen.
Verflucht clever. Und dennoch, gespenstisch.
Einen Kilometer weiter kam er vor dem großen Gebäude zu stehen, das ihn an eine mesoamerikanische Pyramide erinnerte. Ganz oben rum wechselten sich rote Kacheln mit weißen ab und blühende Bougainville-Ranken hingen an den Ecken herab. Spiegelnde Fenster zierten auf allen vier Ebenen die Wände und gaben dem Haus so gläserne Streifen.
„Halten Sie Abstand“, sagte ein Wachmann, der jetzt aus einer kleinen Pforte kam. Er trug weiß, was drauf schließen ließ, er war kristalliert – obwohl Quent unter seinem gestärkten Hemd kein Leuchten erkennen konnte.
Selbst mitten in dieser Siedlung hatte Fielding noch Wachen. Verflucht interessant. Vor wem musste er denn beschützt werden?
Er entschied sich für wagemutige Offenheit als den besten Weg, um in die Gesellschaft seines Vaters zu gelangen. Also sagte er, „informieren Sie Fielding, dass Quent hier ist, um ihn zu sehen.“
Der Wachmann schien zu zögern, aber Quent sprach weiter. „Er wird mich sehen wollen. Und ich garantiere Ihnen, wenn Sie mich wegschicken und er davon erfährt ... nun, ich bin sicher, Sie wissen, wie gründlich Fielding sein kann.“
Der Mann grummelte und schüttelte mit dem Kopf, offensichtlich verärgert. Aber er griff zu einem Telefon. Er sprach ein paar Minuten leise da hinein und seine Augen waren weit aufgerissen, als er hochblickte. „Ich werde Sie hineinbegleiten.“
„Nicht nötig. Sagen Sie mir einfach, wo ich hin muss.“ Er humpelte bedächtig zu dem Tor, das sich leise öffnete.
Innen drin ging Quent an dem Butler vorbei, der nichtsdestotrotz darauf bestand, ihn zu begleiten. Ihm fiel der weiße Marmorfußboden auf: keine schwarzen oder roten Maserungen darin, aber an den Ecken des Zimmers zurechtgeschnitten für diese omnipräsenten Wasserkanäle. Er erfasste prüfend die glatten, weißen Wände, die abgerundeten weißen Decken sowie die spärliche Möblierung. Wegen der vielen Fenster an jeder Wand gab es wenig Platz für weitere Verzierungen, obwohl er gelegentlich weißes Licht aus Wandleuchtern wahrnahm.
Endlich kam er in dem Zimmer an, zu dem man ihn führte. Die transparenten Glastüren standen offen und Quent hielt inne. Der Mund war ihm trocken geworden und dieses bleierne Gewicht hing ihm im Magen.
Er hinkte ins Zimmer.
Da stand Fielding, wartete, beobachtete die Tür.
Einen Moment lang starrten sie einander an und Quent schloss die Tür hinter sich, ohne seine Fingerspitzen zu benutzen. Das einzige Geräusch war das rauschende Wasser, gurgelnd und spritzend, an den Rändern das Zimmers.
Endlich sagte Fielding etwas. „Du bist es. Ich habe mich geweigert es zu glauben, bis ich es sehe.“
Quent wagte es noch nicht zu sprechen. Ekel und Hass kamen ihm aus jeder Pore, schlugen wild in ihm. Er gab Acht seinem Vater nicht in die Augen zu blicken aus Furcht davor, dort den Hass aufblitzen zu lassen.
Komm herein, mein Sohn“,
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