Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
die Bullen immer, die weiche Seite zu finden, die – wie hieß das noch? – die Achillesferse vom Täter. Sie kriegten raus, was ihn aus der Fassung brachte, und drehten das Gespräch dann so hin.
Aber das war nicht ihr Ding. Ihr Ding war das Metallgeschoss in ihrer Hand und sorgfältig kalkulierter Wagemut. Weibliche cojones .
Fielding schien eine Entscheidung getroffen zu haben, denn er ging rüber zu dem Glastisch und fing an die Kristallgläser zu einer großen Pyramide aufzubauen. „Schieß auf das Oberste.“
Aber Zoë war nicht zufrieden. „Das kann ich mit verbundenen Augen.“
Sie ging zu dem Tisch und stellte die Gläser um, so dass sie jetzt viel dichter beieinander standen, aber immer noch wie eine Pyramide. Die Lücken waren jetzt viel kleiner und sie nahm die Orchideen, pflückte die einzelnen Blüten auseinander und steckte jede davon in ein Glas, insgesamt fünf. Sie stellte die Blüten so hin, dass sie immer zu einer Lücke standen. Gerade groß genug, dass einer ihrer Pfeile durchpasste.
„Drei Blüten. Drei Pfeile. Die Gläser lasse ich stehen“, sagte sie.
Ah. Endlich eine Reaktion. Seine Augenbrauen zuckten und ein kleiner Funken Interesse war da zu sehen.
Sie stand so weit weg, wie das Zimmer es ihr gestattete, legte den Pfeil in die Kerbe und ließ den ersten lossausen. Ein ganz leises Klirren von einem Glas, dann das Zong , als die Pfeilspitze in die Wand schlug, die Orchidee aufspießte.
Sie legte einen zweiten Pfeil an und wiederholte das Ganze einwandfrei. Sie schaute Fielding an, hob eine kühne Augenbraue und sagte, „reicht das?“
„Das war recht brillant.“ Die Bewunderung in seinem Gesicht war echt und das Lächeln wurde jetzt fast sogar charmant. „Ich glaube tatsächlich, dass ich eine Frau wie dich gebrauchen könnte. Hat sonst irgendjemand hier noch Kostproben deines Talents gesehen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Niemand außer dir und Raul Marck. Aber bei ihm macht es nichts mehr aus.“
Fielding erdolchte sie wieder fast mit seinem scharfen Blick. „Erzähl niemandem davon.“
Sie nickte. „Duh.“
„Wie war nochmal dein Name?“
„Zoë.“ Das Herz hämmerte ihr ganz schrecklich. Heiliger Bockmist. Mit dem Lächeln sah er noch mehr wie Quent aus. Einen Augenblick war sie wie angewurzelt, als ihr aufging, sie würde ihn wahrscheinlich nie wieder sehen.
„Zoë. Ein zauberhafter Name.“ Seine Augen glitten an ihr entlang, jetzt deutlich aufmerksamer als der flüchtige, abschätzige Blick, den er ihr vorhin zugeworfen hatte. Jetzt schien er sich mehr für die Details zu interessieren. „Vielleicht könnte deine Garderobe etwas überarbeitet werden.“ Seine Lippen kräuselten sich leicht.
„Dem Scheißopfer ist es egal, was sein Mörder trägt“, schoss sie zurück. Unter seinem Blick wurde sie plötzlich nervös und schlenderte deswegen gespielt gleichgültig zu der Pyramide und stellte die Gläser wieder auf das Tablett.
Fielding lachte kurz auf. „Ich nehme an, das stimmt. Aber deinem Boss ist es nicht egal.“ Da war ein Klang wie Stahl in seiner Stimme. „Und wir haben deine Bezahlung nicht besprochen. Das könnte ein Deal Breaker sein.“
Shit. Darüber hatte sie nicht nachgedacht. Zoë ließ sich Zeit mit dem Ordnen der Gläser und dachte nach. Sie musste jetzt das Richtige sagen. „Ich will, was alle wollen“, sagte sie und drehte sich um, so dass sie ihn wieder anschaute. „Ich will ewig leben.“
FÜNFZEHN
Quent humpelte über den schwimmenden Fußweg. Die Schockpistole sicher verwahrt in seinem Stiefel, den Elker in der Hand, den er dort als Gehstock tarnte, und die Augen fest auf sein Ziel gerichtet. Mekka erhob sich vor ihm: eine ungeordnete Ansammlung niedriger, rechteckiger Häuser, die wie ein eckiges, flaches Taj Mahal in der Sonne schienen oder wie ein sauberes, weißes Paris.
Von Marley wusste er, dass die länglich-oval geformte Siedlung von Straßen umschlossen wurde, die sich kreiselnd darum schlängelten, bis nach ganz oben auf den kleinen Hügel in der Mitte. Zwei Hauptdurchgangsstraßen teilten die Siedlung in vier gleiche Teile auf, die alle bis zu einem großen Ring führten, der das Zentrum der Siedlung umschloss, wo sich auch das Quartier von Fielding befand. Je näher sie am Stadtzentrum wohnten, desto größer war der Einfluss der dort ansässigen Einwohner und desto mächtiger waren sie – in diesen Gebäuden, die wie mit dem
Weitere Kostenlose Bücher