Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Schatten, suchte sich unsichtbar zu machen. Von dort aus beobachtete Zoë, wie Fielding auf ein Podest stieg, wo man eine lange Tafel aufgebaut hatte. Eine vollbusige, blonde Frau, die aussah, als wäre sie nicht älter als fünfundzwanzig, und eine Rothaarige, die etwa gleich aussah, hatten sich bei ihm untergehakt. Ihre Hände waren überall – lagen auf seiner Brust, strichen ihm das Haar aus dem Gesicht, strichen seine Jacke glatt oder die Krawatte gerade. Drei weitere Frauen mit ebenso großen Titten, langem Haar und tiefausgeschnittenen Kleidern drängten sich dann um sie. Anscheinend hatte er keine Präferenz, was Unsterbliche gegenüber Sterblichen betraf, denn Zoë konnte sehen, dass zwei der devoten Frauen Kristalle hatten, aber die anderen nicht.
Vögelte er die alle auf einmal? Oder eine nach der anderen? Es war offensichtlich aus der Art, wie sie ihn anfassten, dass er jede von ihnen mindestens schon ein paar mal rangenommen hatte. Und dass jede von ihnen dachte, es wäre die Mühe wert und alle wollten es wieder tun. Wenigstens war sie vor seinen Annäherungsversuchen sicher, denn er wollte seine Frauen wohl immer mit viel Holz vor der Hütte.
Obwohl, wenn Zoë versuchte ihn zu verführen, wäre sie in der Lage herauszufinden, wo sein Kristall war. Das sollte man sich wirklich überlegen – denn wie würde sie ihn sonst dazu bringen, ihr den zu zeigen?
Kein appetitlicher Gedanke, aber eine Notwendigkeit. Obwohl sie nicht sah, wie sie sich ihren Weg durch dieses Rudel an großbusigen Frauen heute Abend drängen sollte.
Zoë lehnte sich weiter in ihre Ecke zurück und fragte sich, wie arschlang sie hier wohl noch bleiben musste, fragte sich, warum sie nicht einfach ging, während Fielding mit seinem Harem beschäftigt war – es war ja nicht so, dass es ihm auffallen würde –, als ein Mann ihre Aufmerksamkeit erregte. Er stand mit dem Rücken zu ihr auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers in einer Gruppe von Männern und Frauen.
Ihr Magen machte einen Satz. Breite Schultern. Dichtes, honigfarbenes Haar. Geschmeidige, elegante Gestik, die viel zu vertraut war. Amüsant genug, um das ganze Grüppchen um ihn herum in schallendes Gelächter ausbrechen zu lassen.
Höllen-scheiß-unmöglich.
Aber selbst als das Herz ihr in die Hose rutschte und ihre Handflächen feucht wurden, wurde Zoës Mund aus schierer Kackwütigkeit zu einem einzigen Strich. Dieser verdammte Idiot Seattle konnte Quent nicht für ein paar Stunden aus dem Verkehr ziehen? Ein paar Stunden?
Sie schüttelte ihren Kopf. Wenn sie hier lebend rauskam, würde sie diesen Schwachkopf von Kopfgeldjäger umbringen.
Und während sie darüber nachdachte, wie sie ihm gerne die Haut von ganz oben an abwärts abziehen würde oder Seattles Augenbrauen und Schamhaare einzeln ausreißen wollte, wich Zoë weiter in die Schatten zurück. Während es sie einen Scheißdreck interessierte, was Quent sich denken würde, wenn er sie hier sah – sie schuldete ihm keinerlei Erklärung –, war sie verdammt neugierig wie ein Mann, der offen zugab seinen Vater zu hassen und ihn töten zu wollen, dazu kam, einer seiner Gäste zu sein.
Zoës Herz wurde schwer, als sie begriff, was passiert sein musste. Er und sein Vater hatten sich versöhnt. Sie hatte befürchtet, das könnte passieren, denn es gab nichts, was ihr Vater hätte tun können, was gemacht hätte, dass sie ihn hasste. Oder rechtfertigte, dass sie ihn tötete.
Blut war trotz allem ein festes Band. Die Familie zuerst. Sie hatte Papi und Mami (zumindest das, woran sie sich von ihnen noch erinnerte) geliebt. Und nichts, was die beiden hätten tun können, hätte etwas an ihren Gefühlen geändert. Selbst Ian Marck, der aus erster Hand wusste und dabei zugesehen hatte, was sein Vater all die Jahre gemacht hatte, schützte ihn immer noch. Und war jahrelang bei ihm geblieben.
Man mochte die Handlungsweise von den eigenen Eltern hassen, aber sich dann gegen sie wenden? Mit roher Gewalt? Teufel, Zoë hatte sich leer genug gefühlt, als sie nur den Mann umbrachte, der ihre Lieben auf dem Gewissen hatte. Ein Fremder. Wenn sie Raul Marck einmal gekannt oder geliebt hätte, um wie viel schlimmer würden der Kummer und die Schuldgefühle sein?
Und jetzt fühlte sie sich leer. Sogar betrogen. Warum war sie so enttäuscht? Weil Quent keinen Hass in seinem Herzen herumtrug? Sieh nur, was mit ihr passiert war. Den Drang nach Rache fast zehn Jahre mit sich
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