Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
deutlich entspannter dabei, wenn er die Emotionen und andere Formen von Energie durch Filter laufen ließ und sich nur auf die Handlungen konzentrierte, die ein Objekt erfahren hatte.
Er brauchte nur einen Augenblick, um Fieldings Handbewegungen aufzuspüren – die Finger hinter diesen kleinen Vorsprung gleiten zu lassen ... ja, da war es. Den kleinen Schalter hochzuziehen und kurz umzulegen, und... „Ah.“ Die Wand bewegte sich.
Und sie standen draußen: in der sauberen, frischen Nachtluft. Aber es handelte sich kaum um die dunkelste Stunde der Nacht, denn in der Ferne erhellte ein schwaches Leuchten schon den Himmel. Weniger Schatten. Das würde ihnen jetzt die Flucht etwas erschweren.
Die letzten, abklingenden Erschütterungen des erdbebenartigen Bebens hatten bei ein paar der Gebäude Risse verursacht oder sie zerstört, denn hie und da lagen Trümmer auf der schmalen Straße verstreut. Ein paar Schreie ab und an und Stimmen waren zu hören, Leute riefen nacheinander, bestätigten sich, alles sei gut und versicherten sich gegenseitig, jetzt wäre alles vorüber.
Ohne ein weiteres Wort packte Quent die Hand von Zoë erneut und begann sie durch das Gewirr der Straßen zu ziehen. Er war gelinde gesagt überrascht, dass sie ihm die Führung überließ und nur einmal kurz anhielt, um etwas an ihrer Tasche zu regeln und um die Schuhe von Fielding anzuziehen. Er trat einen Schritt zur Seite und spähte um die Ecke von einem Gebäude, während sie auf dem Boden hockte. Niemand sonst war auf der Straße da.
„Wie passen sie dir denn?“, fragte er, als er wieder ihre Hand nahm.
„Es wird schon gehen“, sagte sie und eilte jetzt, wo ihre Füße geschützt waren, schneller voran.
Die meisten von denen, die aus den Betten gesprungen und nach draußen gekommen waren auf der Suche nach einem sicheren Ort, sicher vor dem schwankenden Boden, schienen wieder hineingegangen zu sein, denn als sie sich da ihren Weg bahnten, begegneten Quent und Zoë nur wenigen Leuten und niemand schien ihnen Beachtung zu schenken, als sie sich durch die Straßen schlichen. Sie hielten sich in den immer kürzer werdenden Schatten auf, so weit sie das konnten ... der immer heller werdende Himmel ein Anlass zur Sorge.
„Wir sind hier noch nicht draußen“, sagte sie und wieder las sie seine Gedanken. „Ich traue keinem von ihnen.“
Er stimmte ihr da zu, aber er war zu konzentriert darauf zu lauschen, plante im Kopf schon ihren Fluchtweg, um ihr zu antworten. Der Steg war genau hier zu ihrer Rechten, lediglich einen Häuserblock entfernt. Oder sie könnten sich zu den Docks durchschlagen und versuchen ein geschütztes Boot zu klauen, aber das wäre am anderen Ende der Insel.
„Die Brücke liegt näher“, sagte sie.
„Aber da kann man sich nirgends verstecken. Es gibt keine Deckung.“
„Wir können schwimmen. Und ich habe das Gefühl“, sagte sie und lehnte sich nahe genug zu ihm hin, so dass er ihr Haar riechen konnte, „der verdammte Kristall in meiner Tasche würde die Haifische auf Distanz halten.“
„Bist du gewillt zu riskieren da falsch zu liegen?“ Er schloss die Augen für einen Moment, schnüffelte, widerstand der Versuchung seine Nase in ihrem Haar zu vergraben. Gott, er konnte es kaum abwarten, sie irgendwo für sich alleine zu haben, wenn sie mal gerade nicht um ihr verdammtes Leben rannten.
„Es ist näher. Und ich möchte Teufel nochmal von hier weg. Und wir haben keine Menschenseele gesehen.“
„In Ordnung. Stimme dir zu. Und wir rennen den ganzen verdammten Weg da lang.“
Und dann lag die Brücke vor ihnen, spannte sich und bewegte sich: lang und weiß über das dunkle Wasser. Wie sie in den Schatten von zwei Gebäuden standen, schaute Quent sich um und lauschte auf irgendein Lebenszeichen. Ein einziges Licht flackerte dort an der Küste drüben und die Welt war still bis auf das leise Geräusch der Wellen, die gegen Mekka schwappten. Die aufkommende Dämmerung legte sich über die Welt, erhellte Umrisse, aber nur wenig Details.
Es prickelte an Quents Hals bei dem Gedanken da auf diese lange, offen daliegende Brücke hinauszulaufen, und er schaute zu Zoë runter. Im Halbdunkel fing sie seinen Blick ein. „Bück dich und lauf im Zickzack von einer Seite zur anderen, während du drüber rennst“, sagte er zu ihr genau in dem Moment, als sie sagte, „renn nicht schnurgerade, Einstein, oder sie werden dir Feuer unterm Arsch machen können.“
Weitere Kostenlose Bücher