Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Sie schaute hoch zu Zoë mit einem belustigten Funkeln – und auch ein bisschen Boshaftigkeit – in ihren dunkelblauen Augen. „Dachte mir, ich überprüfe das besser, wenn wir hier ein Weilchen festsitzen.“ Dann ging das Licht wieder aus. „Und du kannst mich Remy nennen.“
Und das war der Moment, in dem der Groschen fiel.
Sie versteckte sich hier gerade mit niemand Geringerem als Ms. Remington Truth.
. . .
Remy konnte es kaum ertragen zu atmen. Der Geruch, den diese Frau verströmte – oder ihr Hemd vielmehr, wenn man ihren Worten Glauben schenkte – war so unglaublich widerlich, als wäre man mit Ganga in einem Zimmer. Oder faulenden Kartoffeln. Oder noch Schlimmerem.
Aber sie nahm an, es war der Gesellschaft von Raul Marck und seinem viel zu gutaussehendem Sohn – der zufällig auch noch fabelhaft küsste – immer noch vorzuziehen.
Wenn sie gewusst hätte, dass der Mann, den sie vor drei Tagen mit vorgehaltener Pistole entführt hatte, Ian Marck war, hätte sie sich einen anderen Weg ausgedacht den Leuten zu entfliehen, die sie in ihrem kleinen, beschaulichen Zuhause aufgestöbert hatten, das sie sich in Redlow aufgebaut hatte. Sie wusste immer noch nicht, was in sie gefahren war, als sie ihnen ihren wahren Namen nannte – aber was geschehen war, war geschehen.
Und da sie nicht wusste, wie man diese Truck-ähnlichen Fahrzeuge fuhr, die man Humvees nannte, hatte sie keine andere Wahl: sie musste die Gelegenheit beim Schopf packen, als sie Ian da in einen einsteigen sah. Ihre Handfeuerwaffe zu benutzen erschien ihr der beste Weg ihn zu überreden, ihr Fahrer zu werden. Da niemand außer der Elite und ein paar Kopfgeldjägern über solche Fahrzeuge verfügte, nahm sie an, es war auch der ratsamste Weg für ihre Flucht, da niemand sie verfolgen konnte.
Natürlich hatte sie nicht vorhergesehen, in was für eine schrecklich holprige und steinige Fahrt das ausarten würde, über zerstörte Betonstraßen oder im freien, offenen Gelände. Nächstes Mal würde sie zu Fuß gehen oder einen der wilden Mustangs reiten, die in der ganzen Gegen frei herumstreiften.
Sie suchte neuen Halt an der Wand hinter ihr, atmete immer noch durch den Mund und zuckte zusammen, als der Schmerz ihr durch das Bein fuhr.
Verdammt.
Das Blut sickerte durch ihre Jeans und sie fühlte, wie etwas davon in ihre Socke und ihren Schuh hinunterlief. Jetzt, da sie nicht mehr in Bewegung war und wo das Adrenalinhoch nachgelassen hatte, fiel ihr auf, wie verdammt sehr das wehtat. Himmel verflucht. Hitze wie Feuerzangen und eine Spirale aus Schmerz.
Durch das Fenster da zu springen, umsäumt von Glaszacken, war nicht der beste Weg gewesen in das Gebäude zu gelangen. Aber es war der schnellste gewesen und es war ja nicht so, als hätte Remington sich nicht schon vorher mal eine Verletzung zugezogen. Aber das hier ... das war die pure Pein.
„Dann hast du ihm also die Eier gestaucht?“ Zoës Stimme klang etwas vorwurfsvoll. Sie war wie ein Raspeln, tief und rauchig, als würde sie nicht allzu oft davon Gebrauch machen. „Während ihr gerade beim Spucketausch zugange wart? Wie verflucht pervers ist das denn?“
„Nein, ich habe ihm nicht die Eier gestaucht“, erzählte ihr Remy zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. Was ein Fehler war, denn das hieß, sie tat einen Atemzug durch die Nase. Einen Augenblick lang – einen ganz kurzen – überschattete der Gestank sogar den brennenden Schmerz in ihrem Bein. „Obwohl ich es getan hätte, wenn es sein müsste.“ Sie schloss die Augen und fuhr fort. „Ich habe ihm eine in den Magen verpasst und ihm dann gegen das Schienbein getreten.“
Und dann – überrascht, dass es ihr gelungen war, von ihm loszukommen – war sie auf das Gebäude zu gerannt, dorthin, wo sie den Pfeil hatte rausschießen sehen, und hoffte, dass sie hier keinen Fehler machte.
Sie war sich da immer noch nicht sicher.
„Ah. Tussenmethoden.“
Du kannst mich mal, wollte sie sagen, aber dann erinnerte sie sich an den sicheren, schnellen Bogen, den der Pfeil beschrieben hatte, und wie er sich in den Schädel des Ganga gebohrt hatte. Dieses Mädel verplemperte ihre Zeit nicht.
Außer vielleicht mit Scheren, denn niemand konnte die wild geschorenen, abgehackten Haare da als irgendeine Art von Frisur bezeichnen. Sie war eigentlich recht hübsch – Männer würden sie wahrscheinlich für schön halten, mit herrlich glatter Haut von einer
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