Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
sie hier Ausschau hielt.
Sie setzte ihren Bogen abermals an. Die orangenen Augen des Zombies glühten wie zwei runde Flammen und seine breiten Schultern – wesentlich breiter und höher als die von einem Menschen – blockierten ihr die Aussicht auf alles hinter ihm. Das typische Schlurfen und der pfeifende Atem wurden lauter, als der Ganga sich schwankend näherte. Er schien von der Herde getrennt worden zu sein.
Wahrscheinlich war das alles zu viel Info für seinen hirnamputierten Schädel gewesen und jetzt versuchte er dem zu entfliehen.
Zoë war sich ziemlich sicher, dass der Zombie sie nicht riechen konnte – nicht nur trug sie ihr Jagdhemd, sie stand obendrein windabwärts und der Geruch der Marcks und ihrer Gefangenen wäre bereits in der Luft. Sie wartete, bis die Augen des Ganga nahe genug waren, so dass sie die schwarze Iris in ihrer Mitte erkennen konnte, und dann ließ sie den Pfeil lossausen.
Whuuussssch. Lautlos und tödlich rammte er sich in den Schädel des Monsters, genau über den zwei glühenden Kreisen. Das Monster fiel neben den Büschen auf den Boden.
Ciao ciao, du stinkender Müllhauf en.
Ein rascher Blick zu dem Ganga-Lehrgang da drüben verriet ihr, dass sie entweder zu weit weg waren oder die Geräusche dort zu laut oder beides, damit einer der beiden Marcks gesehen hätte, was gerade passiert war. Vielleicht fanden sie den toten Ganga später, aber er war neben den Büschen zu Boden gegangen und sie wäre bis dahin in einem sicheren Versteck oder schon längst weg. Hoffentlich nachdem sie ihren Pfeil wieder hatte. Jetzt konnte sie nicht hinausschleichen, um ihn sich zu holen.
Plötzlich bemerkte Zoë, dass die Frau geradewegs zu ihr her zu starren schien.
Verdammte Scheiße nochmal. Hatte sie gesehen, was gerade passiert war?
Schau weg, du dumme Nuss.
Sie sah dann endlich weg in dem Moment, als Ian sie von dieser Bühne da wieder herunterzerrte. Wenigstens hatte er nicht vor sie jetzt gleich an die Ganga zu verfüttern. Noch nicht.
Und was jetzt?
Zoë schaute von Ian und der Gefangenen zu Raul, der seine grüngelbe Laterne wieder gesenkt hatte und die Ganga gerade in die Dunkelheit wegschickte, jetzt da sie ihre Instruktionen erhalten hatten. Die schlurfenden, unbeholfenen Kreaturen verschwanden im Dunklen, als Ian die Frau in eine andere Richtung fortschleppte. Zoë war hin und her gerissen, als Raul sich umdrehte und auf das Fahrzeug zuging.
Wen? Wen? Wen nur?
Sie schnappte sich leise einen zweiten Pfeil aus ihrem Köcher. Sie scheint im Moment außer Gefahr zu sein.
Raul Marck, du Schwein ... gleich bist du tot .
Der Pfeil glitt fast wie von selbst in seine Kerbe und sie hob den Bogen, ihre Finger schlossen sich fest um das Ende ihres Geschosses. War sie nahe genug dran?
Raul stand in der Nähe des Vehikels. Die Ganga hatten sich verstreut, schlurften jetzt in einer Art Formation durch die Nacht. Als ihr Gestöhne sich in der Ferne verlor, legte Stille sich über das Gelände. Das leise Klappern von den Ästen eines abgestorbenen Baums und das Rascheln von Laub irgendwo war gerade noch zu hören. Zoë konnte ihr eigenes Atmen hören, regelmäßig aber schnell – und auch nur für ihre Ohren hörbar.
Ian und die Frau standen in den Schatten eines nahe gelegenen Baums. Zoë blickte kurz zu ihnen hinüber und ihre Augen wurden groß. Nun, das war interessant. Die küssten sich? Ganz eindeutig. Die Arme der Frau hatten sich oben um seine Schultern gelegt, seine waren runter zu ihrem Hintern geglitten. Sie schien hier durchaus freiwillig mitzumachen.
Super Timing für ein bisschen Gesichtsgelutsche. Warum geht ihr nicht gleich richtig zur Sache, damit ich meinen Auftrag hier zu Ende bringen kann?
Sie grinste und spannte die Bogensehne, ihre Hand war ruhig, ihre Augen wurden zu Schlitzen, völlig konzentriert auf ihre Beute. Sein weißblondes Haar glänzte im Mondlicht und das Stöhnen der Ganga verklang fast in der Ferne. Nur seine Körperhaltung verriet deutlich, wie genervt und ungeduldig er war, während er durch die Seiten eines kleinen Buchs blätterte.
Zoë spannte die Sehne bis zum Anschlag, noch hinter ihr Ohr und ihre Schulter, warf den beiden anderen noch einen kurzen Blick zu und konzentrierte ihre Augen jetzt auf den Mann, der ihre Familie umgebracht hatte.
Drei ... zwei ... eins.
Den Bruchteil einer Sekunde, bevor sie den Pfeil lossausen ließ, schallte ein wilder Schmerzensschrei durch
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