Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
kann“, sagte Zoë, ihre dunklen Augen ganz ernst und – whoa! – sah sie dort etwas Mitleid? „Wir können kurz vor Morgengrauen aufbrechen. Das sind noch drei Stunden, höchstens. Wenn ich ein Pferd einfangen kann. Vertraust du mir?“
Eine interessante Frage. Hatte sie das nicht bereits getan? Aber ja, sie würde es tun. Sie musste.
Denn wenn ihr etwas zustieße, wäre alles verloren.
Sie nickte.
. . .
Zoë schaute rechts und links den Korridor runter.
Leer. Still.
Sie ließ ihre Schlüsselkarte in den Türschlitz von Quents Tür gleiten, lauschte auf das leise Klicken und zog sie dann genauso leise wieder heraus. In den Raum einzubrechen, in dem sie die Schlüsselkarten programmierten und sich da einen für sich selber zu machen, war eines der cleversten Dinge, die sie je getan hatte. Er hatte nie gefragt, wie sie immer in sein Zimmer gelangte – sie fragte sich, ob er es überhaupt wissen wollte.
Der elegante Türgriff senkte sich ohne einen Mucks und sie schob die Tür auf. Das Herz hämmerte ihr und ihr Mund war auf einmal ganz trocken ... so fühlte sie sich hier immer.
Aber diesmal gab es dafür einen anderen Grund.
Es war helllichter Tag. Gefahr, geschnappt zu werden.
Sie glaubte nicht, dass er da drin war ... aber was, wenn doch? Ihr Magen beschrieb gerade Purzelbäume.
Aber das Zimmer war leer und sie glitt hinein. Der Raum roch nach ihm und für einen Moment schloss sie die Augen, lehnte sich gegen die Tür. Und atmete einfach ein.
Dann schüttelte sie es ab und ging rasch zum Fenster hinüber. Sie wollte eigentlich die Vorhänge zuziehen, aber dann hielt sie doch kurz inne, um runterzuschauen auf die Verwüstungen von 2010 in Las Vegas. Alles lag da offen zutage unter dem grellem Tageslicht.
Die gleichen Hausdächer und die hohen Fenstersimse und Balkone und selbst die wandlosen Zimmer, die sie im Schutz der Dunkelheit und der Schatten aufsuchte, erschienen ihr bei Tag zerbrechlich und verwaist.
Überwuchert von jedem erdenklichen, hartnäckigen Kraut, das dort Wurzeln schlagen und sich hochranken konnte, nach oben oder nach unten oder quer rüber, sahen die Häuser aus, als ob sie dringend gestutzt werden müssten. Unterschiedlichste Löcher waren über die Wände gesprenkelt, wo einmal Fenster und Türen gewesen waren. Die Skyline der Stadt war eine von gezackten Wänden und Dachsilhouetten, wo die Gewalt der Erdbeben, der sintflutartigen Stürme und der schrecklichen Tornados alles mit sich gerissen hatten, außer dem Gerippe der Gebäude. Und selbst da ... Stahlträger bogen sich und rosteten und wurden von Mutter Natur angenagt.
Zoë zog die Vorhänge zu und ließ nur einen drei Finger breiten Streifen Sonnenlicht noch verspielt über das Bett tänzeln.
Das Bett. Eine Welle von Erwartung und Wärme schoss durch sie hindurch. Die Bettdecke war glatt und ordentlich, die Kopfkissen säuberlich am Kopfteil aufgereiht. Sie reichte durch einen der Sonnenstrahlen hindurch und brachte eines der Kissen an ihre Nase, atmete ein und roch ihn.
Und dann, als ob sie realisieren würde, was sie da gerade tat – wie lächerlich sie gerade aussehen musste –, schob sie es grob wieder an seinen Platz zurück.
Der Rest des Raumes war genauso ordentlich, wie er auch die letzten Male gewesen war. Etwas mehr Schatten darin und es war dunkler, jetzt da die Vorhänge geschlossen waren, aber frei von unnützen Dingen. Sehr unpersönlich. Sehr viel unpersönlicher als ihr eigenes Zuhause – zu dem sie nach jedem Jagdausflug zurückkehrte.
Oder nach einem Besuch in Envy.
Zoë presste die Lippen zusammen. Sie verschwendete zu viel verdammte Zeit hier. Ich sollte mich hier schnell verdrücken, Teufel noch mal.
Wenn Remy nicht gewesen wäre, hätte Zoë inzwischen schon Raul Marck aufgespürt und ihm einen Pfeil in sein kaltes Herz aus Stein gejagt. Dann wäre sie jetzt schon zurück in ihrem eigenen kleinen Zuhause. Ein gemütlicher, kleiner Ort, wo sie ihre Pfeile baute und immer noch ein paar von Naanaas Rezepten kochte. Und wo sie die paar Habseligkeiten aufhob, die sie hatte retten können – von all den Dingen ihrer Familie.
Aber: Trotz ihrem Ärger über die ganze Scheißsituation konnte sie Remy hier nicht alleine zurücklassen; ganz besonders nicht, wenn sie wirklich irgendwie in Verbindung zu dem berüchtigten Remington Truth stand.
Also hatte Zoë einen Mustang eingefangen – heute lief das ziemlich
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