Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Gewicht etwas verschob. Aber zu ihrer Überraschung machte er keine Anstalten sie zu berühren. „Was hat Raul Marck dir angetan?“
Whupsa. So ein Flankenangriff zog immer. Sie befeuchtete sich nervös die Lippen, zupfte ihr Handtuch zurecht. „Er ist ein Kopfgeldjäger.“
Quent nickte. „Ich weiß. Was hat er dir angetan?“ Seine Augen waren so nah. Ernst. Entschlossen.
Dieses Schimmern der Lust war daraus verschwunden, die Hitze und das Begehren ... verdrängt von etwas anderem. Mitleid?
Zoës Hals brannte. „Er ... sie sind jetzt hinter einem anderen Kopfgeld her. Jemand hat sie belauscht. Während sie redeten.“
„Jemand hat ihr Gespräch belauscht?“
Scheiße. Sie hatte nicht vorgehabt ihm von ihrer Verbindung zu Remy zu erzählen. Aber warum nur? Was machte es schon aus? Sie hatten nach Truth gesucht. Du könntest ihm helfen.
Aber sie ist wunderschön. So wunderschön. Und klug. Und tapfer.
Sie könnte hier bleiben . Hier.
Zoë schluckte und stellte fest, wie hässlich und klein ihr Bauch sich anfühlte. Warum macht es dir etwas aus, wenn sie hierbleiben würde? Sie konnte das Bild von Quent mit seinen Händen überall auf dieser blonden Frau auf der Tanzfläche einfach nicht loswerden.
„Zoë“, fragte er hartnäckig.
„Sie haben über ein anderes Kopfgeld gesprochen. Eine Frau, sie hat die Elite verlassen. Sie ist weggerannt. Das ist, wie sie die da nennen – die Elite.“
„Die Elite?“, sagte Quent, als ob er nach dem Wort in seinem Kopf kramen würde. „Scheiße. Ich habe nie verstanden, was er meinte.“ Er sah bestürzt aus, sein Gesicht plötzlich angespannt und ernst. „Das Schwein.“
Zoë runzelte die Stirn. „Wer?“
Als Quent sie wieder anschaute, fiel ihr sofort die Abscheu in seinen Augen auf. Nicht gegen sie gerichtet; das sah sie sofort. Abscheu, Verzweiflung ... und Schmerz.
Etwas, was sie selber im Spiegel gesehen hatte. Gelegentlich.
„Mein Vater“, sagte er mit grimmiger Stimme. Abgestumpft und grimmig. „Er ist einer der Fremden, oder so scheint es laut ihrer Nomenklatur ... der Elite. Er hat das Wort immer verwendet, wenn er von ein paar seiner Freunde und Kollegen redete.“ Dann schien er es abzuschütteln, sein Mund verzog sich leicht mit einem verärgerten Zucken und sein Gesichtsausdruck wurde noch entschlossener. „Erzähl mir, was Raul Merck dir angetan hat.“
Zoë öffnete den Mund, um ihm auszuweichen, aber bevor sie es merkte, purzelten die Worte aus ihr heraus. „Er hat Ganga auf meine Familie gehetzt. Auf jeden einzelnen. Haben sie alle umgebracht, alles zerstört.“ Verdammt. Sie blinzelte ... einmal ... noch einmal , die Tränen brannten und sie schämte sich. „Es war vor über zehn Jahren“, fügte sie hinzu, trotzte den Tränen und ihrer Trauer. „Ich war fast sechzehn.“
„Es tut mir so Leid“, sagte er, seine Stimme rau. „Ach, Zoë, es tut mir so Leid.“ Da bewegte er sich und nahm sie – samt Handtuch und allem – an seine warme Brust. Seine Arme legten sich um sie, hielten sie, so dass ihr Gesicht – jetzt feucht vor Tränen – an seiner Schulter vergraben war.
Sie schloss die Augen, fühlte wie ihre Wimpern kurz über seine Haut streiften, wie jene kleinen, hauchzarten Küsschen, die ihr ihre Mutter immer gegeben hatte. Aber sie behielt ihre Arme weiterhin vor ihrer Brust eingerollt, eng zusammengerollt zwischen ihnen beiden. Abstand war gut.
Und doch ... in dem Moment konnte sie die Distanz nicht aufrecht erhalten. Sie hatte noch niemandem davon erzählt – nicht einmal diesen einfachen Satz.
Es hatte niemanden gegeben, dem sie es erzählen konnte.
„Ich habe als Einzige überlebt“, hörte sie sich selbst sagen. Wann war sie das letzte Mal von jemandem im Arm gehalten worden? Einfach nur gehalten?
Einfach nur zusammengerollt neben jemandem, einer lebenden, atmenden Person, die nichts von ihr forderte. Es war viel netter, als sich neben Fang ihrem gelegentlichen Haustier zusammenzurollen. Ein wolfsähnlicher Hund, der kam und ging, wie er wollte, genau wie sie wollte, aus der kleinen Heimstätte, die sie geschaffen hatte. Sie lachte kurz leise auf, etwas feuchter als eigentlich höflich war, an seiner Schulter. Wisch dir die Nase , konnte sie Naanaa sagen hören.
„Ist etwas komisch?“, fragte er und hob sanft ihr Gesicht an.
Sie nickte, während sie ihn aus Augen anschaute, in denen die Tränen schwammen. „Das hier ist
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