Aufbrach aus der nacht (Liebesromane) (Tagebücher der Dunkelheit: Band 3) (German Edition)
Zimmer. Quent fluchte leise vor sich hin und schloss die Tür mit einen dumpfen, metallischen Klicken und drehte sich um, genau in dem Moment, als Quent die kaputte Lampe bemerkte.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja, Herr Doktor, siehst du doch. Alles ist verfickt noch mal wunderbar – ich habe nur ein Nickerchen gemacht.“
„Verstehe.“ Elliott sprach mit dieser Stimme, die er für Patienten hatte: ruhig, ganz locker, ohne den Hauch von Herablassung ... aber jeder mit ein bisschen Grips konnte die Skepsis da heraushören. Und das Mitgefühl. Der verfluchte Kerl.
„Also, ähm ... bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist?“
„Was denn? Hat Wyatt dich jetzt hier hochgeschickt, um mir in die Birne zu schauen?“
„Du siehst durcheinander aus.“
„Gratuliere Ihnen zu Ihrer Diagnose, Dred. Ich bin durcheinander. Wärst du nicht auch am Arsch, wenn dein Vater die ganze beschissene Welt zerstört hätte?“
Elliott seufzte, aber das Mitgefühl leuchtete immer noch warm in seinen Augen. „Ich habe sie gesehen, Quent.“
Quent zuckte unverbindlich mit den Schultern und bückte sich, um die kaputte Lampe aufzuheben. Seine Eier schwangen ihm unter dem Arsch hin und her, erinnerten ihn daran, dass er sich besser etwas anzog.
„Ich war auf dem Weg nach oben, um mit dir über eine Patientin zu sprechen, die heute aufgetaucht ist. Nicht um dich zu überwachen“, sagte Elliott. Aber als Quent ihm einen skeptischen Blick zuwarf, lächelte er. „Nun, auch um nachzuschauen, was du so treibst. Du warst plötzlich verschwunden und das letzte Mal, als du das gemacht hast, haben Jade und ich dich ohnmächtig in einer überwucherten Gasse gefunden.“
„Erzähl mir von der Patientin.“
„Sie hat eine üble Schnittwunde durch den Muskel und die Sehnen hindurch. Wenn sie ohne Hilfe genug Glück gehabt hätte, nicht zu verbluten, hätte sich die Wunde aber wahrscheinlich infiziert und sie hätte es auch nicht geschafft. Jemand war clever genug, sie hierherzubringen – sie schien über mich Bescheid zu wissen.“
„Dein Ruf galoppiert dir voraus“, bemerkte Quent trocken, während er die Lampenüberreste in einen rostigen Abfalleimer warf. Er wühlte in einer Schublade und zog ein paar Unterhosen heraus – Feinripp mit Seiteneingriff, aber in einer postapokalyptischen Welt durfte man nicht allzu wählerisch sein. Man nahm sich, was man finden konnte, was noch nicht angenagt oder verschimmelt war. Nach fünfzig Jahren. „Konntest du ihr helfen?“
„Sag Jade bitte nichts davon“, erwiderte Elliott mit einem merkwürdigem Lächeln, „aber ich habe sie geheilt.“ Er zuckte mit den Achseln. „Sie mag es nicht, wenn ich das zu oft mache, weil ... nun, du weißt schon ... es ist nicht nur das Heilen.“
Der Ausdruck in Elliotts Gesicht verursachte ein neue Welle der Bitterkeit: Quent erkannte darin ein bisschen Kummer, aber da war auch Zuneigung. Und darunter noch tröstliche Gewissheit, dass – egal was passierte – immer jemand da sein würde. Jemand machte sich Sorgen.
Dieser Jemand würde nicht wegrennen, sobald der erste Rausch etwas verflogen war.
Quent wandte sich ab, als er sich eine Cargoshorts griff. Dann – bevor er sich stoppen konnte – fielen die Worte nur so heraus. „Sie heißt Zoë. Sie ist der Bogenschütze mit den besonderen Pfeilen – erinnerst du dich?“
Elliott nickte, aber sagte nichts.
„Sie besucht mich ... ab und an. Für eine schnelle Nummer, so was in der Art. Es ist gegenseitig“, fügte er hinzu und versuchte das Ganze als unverbindlich abzutun, als kleinen Fick. „Ihre Eltern wurden von Ganga getötet. Mit den besten Grüßen von Raul Marck.“
Weil Raul Marck Jade entführt und den Fremden – der Elite – übergeben hatte, wurde Elliotts Mund zu einem dünnen, weißen Strich. Aber er schwieg weiterhin. Was Quent mit nichts anderem zurückließ als diesem Drang darüber zu reden.
„Sie kommt und sie geht. Manchmal geht sie, während ich schlafe. Meistens.“
Elliott hatte sich gegen die Tür gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich kann verstehen, warum dich das vielleicht aufregt.“
Normalerweise machte diese Art von Psychosülze, dass Quent dichtmachte, aber heute nicht. Nicht jetzt. „Das ist ja, was so pissig ist. Es macht mir verteufelt viel aus, dass sie sich einen Dreck darum schert, Tschüss zu sagen. Dass sie nie mehr als ein paar Stunden bei mir bleibt.“
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