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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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noch viel weiter gehende Frage der Infrastrukturen zerbricht sich daher erst recht niemand den Kopf.

 
    Infrastrukturen als Gemeinschaftsaufgabe
     
    Infrastrukturen entstehen oft sehr schlecht in einem freien Markt, weil
     
sie auf Standardregeln und Normen basieren müssen, auf die sich der Markt nicht gut frei einigen kann oder will,
sie oft »soziale« Preisgestaltungen erfordern, damit sie allgemein zugänglich werden – der Markt aber hat keine soziale Ader,
für sie oft eine Flächendeckung notwendig ist, die aber nicht wirtschaftlich ist,
sie oft im Ganzen sehr teuer und zu risikoreich sind und sie daher Unternehmen überfordern,
für sie Gesetze und Rahmenbedingungen geändert werden müssen, was nicht in der Hand des Markts liegt und vom Markt her als unkalkulierbares Risiko gesehen werden muss,
der Markt keine Strukturen »aufzwingen kann« – er kann nur anbieten, aber keine Standards mit Macht durchsetzen,
der Markt bei allem Schlamassel immer noch hofft, der Staat werde am Ende alles richten.
     
    Das Internet hat sich nur deshalb so schnell durchgesetzt, weil es von Anfang an standardisiert war und weil es viele Gratisinhalte bot. Programme wie Adobe Acrobat Reader, Netscape, Internet Explorer und Firefox wurden verschenkt, sodass sich der Standard schnell durchsetzte. Wahrscheinlich brachen nur deshalb keine Unternehmensweltkriege aus, weil damals niemand glaubte, man könne damit ein großes Geschäft machen. Als schließlich immer mehr Unternehmer das Geld aus den Werbebannern zu riechen begannen, hatten wir alle schon den Netscape Browser und damit ein einheitliches Verständnis davon, was Internet ist und was nicht.
    Heute dehnt sich das Internet auf die Welt der Blackberrys und Handys aus – nicht mehr aus technischer Pionierfreude, sondern weil man ein Geschäft damit machen will. Jetzt drängen sich mehrere Anbieter, die Standards dafür zu setzen. Softwarefirmen verbünden sich mit Handyherstellern und Netzbetreibern für erbitterte Kämpfe um die Weltnormen. Die Suchmaschinenbetreiber kämpfen um die Weltherrschaft! Auch hier haben wir das Glück gehabt, dass wir am Anfang über Yahoo und fast noch über Google lachten. Da durften sie sich ungehindert ausbreiten. Seit es aber um viel Geld geht, versuchen sich die Parteien mit allen Bandagen gegenseitig zu blockieren.
    Stellen Sie sich vor, wir wollten solche Strukturen angehen:
     
Telemedizin mit Patientendaten im Netz
One-Click-Pay im Internet
Culture Technologies: Lehrmaterialien im Netz
     
    Was geschieht daraufhin bei uns? Jahrelanges Geschrei um die Privatheit der Patientendaten blockiert jedes gemeinsame Vorgehen. Ich sehe mich vor dem Großbildschirm in meinem Zimmer, vor mir mein Hausarzt. Ich habe eine Stimmbandreizung. Kann ich damit reisen und die zugesagte Rede halten? Der Arzt bittet mich, vor dem Bildschirm meine Zunge herauszustrecken. Er schaut sie an. »Sieht nicht schlimm aus. Ich verschreibe Ihnen etwas per E-Mail. Ach, in Ihrer elektronischen Akte steht, Sie sind dagegen allergisch. Also ein anderes Medikament. Ist an Sie raus! Ihre elektronische Akte müsste Ihnen eine Mahnung geschickt haben, Sie sollten recht bald die Tetanusimpfung auffrischen. Wollen Sie nicht doch bei mir vorbeikommen? Ah, ich sehe, Sie waren schon beim Impfdiscounter im REWE -Markt neben dem Schlüsseldienst. Oh, das versteh ich, ich gehe da selbst auch hin, der impft ja nur den ganzen Tag Leute und hat dann alle Impfstoffe immer frisch da. Ich kann das für Sie nicht leisten, ich muss immer von Fall zu Fall über die Apotheke bestellen. Machen Sie es gut! Ich stelle Ihnen jetzt eine Rechnung. Bitte klicken Sie auf ›Okay‹. 20 Euro. Gut, hat geklappt. Herzlichen Dank. Ihre Krankenversicherung hat eine elektronische Kopie.«
    Ich klicke, 20 Euro sind ohne weitere Logins und Passwörter abgebucht, fertig. Einmal im Jahr gehe ich im Internet auf die Website meiner privaten Krankenversicherung und schaue, ob ich die Arztrechnungen erstattet bekommen will oder ob ich die Beitragsrückerstattung wegen Schadensfreiheit in Anspruch nehme. Ich wähle und klicke einmal. Das Geld kommt wieder zu mir zurück. Fertig.
    Ich hätte das gerne genau so, weil ich in dieser Weise irre viel Zeit spare. Meine Daten kann jeder Arzt sehen. Was spricht dagegen? Obwohl andere Länder wie Schweden entschlossener vorangehen, haben wir Deutsche wieder Bedenken.
    Es kann hierzulande Jahrzehnte dauern, bis die folgenden Fragen beruhigende (nicht nur richtige) Antworten

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