AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen
zu klein, um ein Umdenken in den Köpfen zu erreichen. Deshalb scheitern fast alle Zukunftsprojekte.
Was wäre, wenn man eine große Zukunftsvision hätte, alles auf einmal zu ändern? Das bedeutete nur ein einziges Umdenken. Das würde gehen.
Das Herstellen von großer allgemeiner Gemeinsamkeit gelingt für kleine Vorhaben nicht! Warum wird das immer versucht? Man kann mit großer Gemeinsamkeit nur solche Vorhaben verwirklichen, die in ihrer Größe zur Gemeinsamkeit in angemessenem Verhältnis stehen.
Große umfassende Infrastrukturentscheidungen wie »in 20 Kilometern auf der Autobahn« oder »in zehn Jahren auf dem Mond« sind so groß, dass Tausende einzelner Projekte einfach mitlaufen, ohne Streit – alle in die große Richtung. Die Regierung sollte sich mit solchen großen Strukturentscheidungen befassen, nicht mit Einzelprojekten. In diesem Sinne schlage ich eine Änderung in der Wirtschaftspolitik vor.
Strebende infrasoziale
Marktwirtschaft!
Wenn nur Wettbewerb und der freie Markt über alles entscheiden, wird mindestens in Krisenphasen das Klima für den arbeitenden Menschen zu rau. Das wollen wir nicht hinnehmen.
Die Idee unserer deutschen sozialen Marktwirtschaft verlangt von den Wirtschaftsakteuren ganz generell Fairness und Rücksicht auf die Gemeinschaft und jeden Einzelnen. Der Staat wird in der Rolle gesehen, unerwünschte Konsequenzen einer vollkommen freien Marktwirtschaft zu korrigieren oder zu dämpfen. Der Staat übernimmt notwendige Aufgaben, deren Erfüllung am Markt nicht angeboten wird, zum Beispiel die Schulausbildung oder den Straßenbau in strukturschwachen Gebieten. Der Staat kümmert sich darum, dass es nicht zu scharfen Konjunkturschwankungen kommt. Für Hilfebedürftige und Notleidende spannt er ein soziales Netz.
Die Idee der sozialen Marktwirtschaft sorgt sich um den Menschen, der unter den Folgen der reinen Marktwirtschaft leidet. Ihr geht es aber viel zu wenig um die Zukunftsausrichtungen und deren neue Infrastrukturen. Soziale Marktwirtschaft verhütet menschliche Härten, die durch Konjunkturschwankungen entstehen, oder sie gleicht solche aus.
Nun aber gehen wir von der tertiären Dienstleistungsgesellschaft in die quartäre Wissensgesellschaft über. Das ist keine Konjunkturdelle, sondern ein grundlegender Wandel. Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik oder eine Wirtschaftsform, die diesen Wandel zukunftskonstruktiv gestaltet.
Der Markt selbst leistet das nur ungenügend, wie ich im Buch bereits ausführlich gezeigt habe. Der Markt ist dabei, Effizienzgewinnen nachzujagen und die halbautomatischen Dienstleistungsberufe in den Niedriglohnsektor zu drücken. Der Markt sorgt nicht von selbst für eine Wir-Infrastruktur, für mehr Bildung oder ein voll ausgebautes Internet.
Der Markt besteht aus vielen Unternehmen, die gerade jetzt in der Finanzkrise um das Überleben kämpfen. Für den großen Wandel haben die Unternehmen kein Geld – ja nicht einmal Zeit, dem Wandel gebührende Aufmerksamkeit zu schenken. Der Markt wird erst nach Ingenieuren und Akademikern verlangen, wenn die neue Zeit da ist – und wenn es keine Akademiker gibt und ihre Ausbildung viele Jahre dauert. Der Markt passt sich an. Der Markt erfindet Einzelnes neu, aber er kann aus seiner Zersplitterung heraus kein Ganzes konzipieren.
Insbesondere ist der Markt nur sehr schwer dazu imstande, neue Infrastrukturen aufzubauen. Meist zeigt eine Erfindung, dass etwas im Markt Erfolg haben könnte, dann investieren einige Unternehmen in erste Produkte, die aber nach ganz verschiedenen Normen gebaut sind. Verschiedene Speicherkarten für Kameras, verschiedene CD - oder DVD -Formate, verschiedene Kabel und Stecker, jedes Handy hat eine andere Aufladestation. Der innovative Markt erzeugt ein um den Standard kämpfendes Chaos. Die Verbraucher hüten sich beim Kaufen. Sie wissen nicht, »welche Norm sich durchsetzt«.
Nur reines Chaos! Wie endet es? Am Markt kommen zusätzliche Produkte auf, die nach Multi-Normen arbeiten. Es gibt Multi- DVD -Brenner und Multi-Kartenlesegeräte. Das Handy muss für den Urlaub Triband-fähig sein. Wehe, man telefoniert ins Ausland oder im Ausland! Wehe in ein fremdes Netz! Die verschiedenen Normen der Marktanbieter sind Ausdruck ihres Kampfs um Vorherrschaft und schaden dem Verbraucher und Kunden, zum Teil vorsätzlich wie bei Telefonaten in andere Netze oder Abhebungen an fremden Bankautomaten.
Die reine Marktwirtschaft führt ohne Vorgaben der Gemeinschaft zuerst zu
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