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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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schlechten und sicher unsozialen Infrastrukturen, die sich dann unter quälend langer Kompromissbildung langsam verbessern, aber nie wirklich >wie aus einem Guss erscheinen.
    Sehen wir auf das aktuelle Internet: Die großen Telekoms bauen nur in den Citylagen schnelle Netze, nicht aber in kleinen Ortschaften, wo es unrentabel ist. Deutschland ist deshalb gespalten, es öffnet sich eine digitale Schere. Nun kommen Wettbewerber der großen Telekoms und stellen in dörflichen Gegenden große Funkmasten auf, um dort schnelles Internet über Funk anzubieten ( WIMAX -Standard). Die Telekoms wollen aber nicht, dass die Funkanbieter Marktanteile gewinnen, und bauen immer dann das Kabelinternet aus, wenn dort ein Funkmast errichtet wird – auf diese Weise werden die Funkanbieter ruiniert oder schwer abgebremst. Das ist in einer freien Marktwirtschaft vollkommen legitim, aber es führt dazu, dass die ländlichen Gegenden noch sehr viel länger kein vernünftiges Internet bekommen. Kleine Unternehmen müssen nun aus diesen Gegenden abwandern, weil sie ohne schnelles Internet kaum noch gut arbeiten können. Wenn aber die Unternehmen fliehen, dann auch die Arbeitsplätze. Das Ringen um die Vorherrschaft des freien Marktes über die Infrastrukturen hat also destruktive Auswirkungen auf ein ganzes Land.
    Achten Sie bitte in diesem Beispiel auf ein immer und immer wiederkehrendes Muster: Jede neue Infrastruktur wird erst in Ballungsräumen eingeführt, weil dort gleich gut verdient wird. Dort tummeln sich mehrere Anbieter und bekämpfen sich zum Schaden der Kunden. Irgendwann bleiben zwei bis drei verschiedene Infrastrukturanbieter übrig, zum Beispiel die Betreiber von verschiedenen Mobilfunknetzen auf verschiedenen Frequenzen (in den USA ). Die Landbevölkerung wird erst viel später versorgt, weil dort kein großes Geschäft zu machen ist. Die Folge: Jede der neuen Infrastrukturen, die erst in den Ballungsräumen ausgebaut werden, liefert stets neue Gründe für Landflucht. Die Megacitys saugen alles auf, obwohl sie eigentlich keiner will.
    Wenn ich in ein kleines Dorf umziehe und ein Haus miete, dann kann ich sicher sein, dass es dort Strom und Trinkwasser gibt. Das ist seit meiner Jugend so. Damals war es aber absolut nicht selbstverständlich, einen guten Fernsehempfang zu haben. Später gab es einen nahen Autobahnanschluss. Immer kommt das Land später dran – oft viele, viele Jahre später. Heute ist es das Internet, morgen ist es das digitale Fernsehen. Ich habe bei der Deutschen Telekom nachgefragt, was ich für ein schnelles Internet tun muss. Das Callcenter antwortete mir wie aus der Pistole geschossen: »Umziehen!« In Brandenburg lohnt es sich kaum, bei dünner Besiedlung eine Arztpraxis zu eröffnen. Gymnasien? Lohnen sich nicht. Kaufhäuser? Auch nicht.
    Wollen wir diese ewige Landflucht, weil der Markt keine breit zugänglichen Infrastrukturen schaffen kann? Wollen wir am Ende in sündhaft teuren Zweizimmerwohnungen aufeinander hocken, mit Großbildschirm und Doppelgarage im Keller? Kinderlos bleiben? Zu Stadtneurotikern mutieren und das ganze schöne Land sonst leer stehen lassen?
    Nein, Deutschland muss ein infrastrukturstarkes oder besser ein zukunftsstrukturstarkes Land werden, nicht nur ein soziales.
    Deutschland braucht eine infrasoziale Marktwirtschaft.
    Der Staat muss einfach für das in der Wirtschaft sorgen, was notwendig ist und wozu der freie Markt unfähig ist: für das Soziale und Kulturelle, für die Infrastrukturen und die Zukunftsrichtung. Einzelne Innovationen schafft der Markt allein – warum mischt sich der Staat ein? Ich will mit Ihnen nun darüber nachdenken, was getan werden soll und was gelassen werden muss.

 
    Infrastrukturen sind wichtiger als Innovationen
     
    Es wird kaum verstanden, wie wichtig Strukturstärke ist. Wir reden immer nur über die Erfindungen und die Innovationen. Die meisten Menschen verstehen schon nicht einmal, was eine Innovation ist – sie verwechseln fast alle Innovation mit Erfindung.
    Wir kennen den Erfinder der Glühlampe, Thomas A. Edison. Was aber nützt eine Glühlampe ohne Strom?
    Was sind
     
Autos ohne Straßen?
Autos ohne Tankstellen und Pannendienste?
Kaffeemaschinen ohne Trinkwasserleitungen?
Schiffe ohne Häfen?
Flugzeuge ohne Flughäfen?
Bücher ohne Buchhandel oder Bibliotheken?
     
    Es ist viel leichter, ein Auto zu erfinden, als ein ganzes Straßennetz zu bauen, Verkehrsschilder zu entwickeln, Gesetze zu erlassen und den TÜV vorzuschreiben. Die

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