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AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen

Titel: AUFBRECHEN! - Warum Wir Eine Exzellenzgesellschaft Werden Muessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Dueck
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Struktur ist am Ende fast alles.
    Die Infrastrukturen für Erfindungen sind wichtiger als die Erfindungen selbst.
    Neulich ist dem amerikanischen Präsidenten Obama ein für Europäer furchtbarer Lapsus unterlaufen. Er äußerte die Vorstellung, dass die Amerikaner das Auto erfunden hätten! Wahrscheinlich meinte Obama also, dass Ford das Auto erfand, wenn man das etwas weiter gehend interpretiert. Das erzürnt uns hier in Europa sehr. Ja, ärgern wir Deutsche uns weiter, nicht einmal Edison hat die Glühbirne erfunden! Er erfand 1879 nur die Wendel der Glühbirne aus Wolfram, mit der die Glühbirne erst vernünftig funktioniert. Eine Kohlenfadenlampe erfand der Deutsche H. Göbel dagegen schon ein Vierteljahrhundert früher, aber 1854 gab es noch keinen richtigen Strom … Und noch viel früher (1841) gab es Lampen vom Franzosen F. Moleyns, die mit Platindraht funktionierten …
    Edison erfand den wirklich brauchbaren Faden und die Schraubfassung. Noch heute steht auf unseren Glühbirnen »E 27«, wobei das E für Edisonsockel steht. Edison sorgte auch für Kraftwerke – den Energieerzeuger Edison International finden Sie noch heute auf dem Kurszettel der New Yorker Börse.
    Neulich regte sich jemand furchtbar über die amerikanische Arroganz im Zusammenhang mit Obamas Fehler auf – das klang in etwa so: »Für die Amis hat der Ford das Auto erfunden, Edison die Glühbirne und Bell das Telefon. Sie verstehen nichts, absolut nichts. Sie haben nur die Fabriken, die Kraftwerke und die Flugplätze erfunden, ja, meinetwegen auch die Telegrafenmasten, die Internet-Nameserver und so … da war jeweils überhaupt kein Tiefsinn dabei, der kam immer von hier! Benz erfand das Auto! Göbel die Glühbirne! Reis das Telefon! Das CERN das Internet! Alle Intelligenz kommt aus Europa! Die Amis machen nur was Praktisches und dann viel Geld draus, sonst haben sie keinerlei ehrenvolle Verdienste!« So höre ich es oft. Und die Politiker klagen: »Deutschland ist Patentweltmeister, aber wir bringen die Erfindungen nicht in den Markt.« Das liegt meiner Ansicht nach vor allem an der zu großen Verehrung der Erfindung und des Erfinders. Der Nobelpreis ist hierzulande höher angesehen als die erste verdiente Milliarde mit der Innovation, die auf der Erfindung basiert. Viele Erfinder sind mit der erworbenen Ehre allein schon total glücklich und sehen ihre Mission als erfüllt an. Am Markt etablieren? Eine Firma gründen und Geld machen? Das muss der typische Deutsche nicht – dann wäre er ja wie ein Amerikaner!
    Nehmen Sie es ruhig hin: Da haben die Deutschen eine falsche Auffassung. In der kommenden Wissensgesellschaft geht es nicht darum, dass jeder viel weiß oder erfindet. Es gilt, vom geschickten Umgang mit Wissen zu profitieren und damit Geld zu verdienen. Das ist hierzulande nicht klar. Und hier muss sich wirklich sehr viel in sehr vielen Köpfen ändern.
    Selbst bei IBM gibt es noch ganz schön viele Erfinder! Ich habe selbst in der IBM im Jahr 2007 mit einem Team von etwa 15 Freiwilligen ein internes Wikipedia eingeführt. Unsere Bluepedia ist mit ihren über 1000 Autoren so erfolgreich geworden, dass die IBM Corporation sie aus IBM Deutschland weltweit übernommen hat. In dieser Zeit, wir waren mit Bluepedia gerade fertig geworden, klagte ein Top-Manager, dass IBM mehr Innovationen haben könnte. Und an mich: »Was haben Sie selbst so als Cheftechnologe geleistet?« Ich führte Bluepedia an. Er sagte: »That’s nothing new.« Ich erwiderte: »It’s not an invention, it’s just an innovation«, und wollte nur sagen, dass es nicht reicht, etwas zu kennen, sondern dass es um das Handeln geht – um das Nutzbarmachen einer Erfindung. Er nickte und später wurde Bluepedia als Innovation für einen Innovationspreis in der IBM nominiert. Man rief mich vom Preiskomitee an und fragte, worum es dabei ginge. Ich erklärte es und bekam wieder dieselbe vorwurfsvolle Frage zu hören: »So what? That’s definitely not new.« Ich erwiderte stoisch: »It’s not an invention, it’s just an innovation.« Es ist einfach nicht aus den Köpfen zu bringen, dass nur Erfindungen geehrt werden, nicht die Umsetzung. Fast alle Wissenschaftler an den Universitäten ehren nur das Neue, eben weil sie auch nur dafür Doktortitel und Professorenstellen bekommen. Ich habe schon hier im Buch einige Absätze früher behauptet, dass fast alle Menschen Innovation mit Erfindung verwechseln – und dazu gehören ganz sicher auch die Wissenschaftler. Über die

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