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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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für kriegerische Auseinandersetzungen vergeudet hätte, würden in ihrem ganzen Umfang auf die Kolonisation der Planeten verwendet werden – womit wir für ein paar Jahrhunderte erst einmal alle Hände voll zu tun hätten. So theoretisierte man wenigstens.«
    McAndrews lächelte schwach.
    »Es gab natürlich auch noch eine Reihe von anderen Motiven. Sie wissen ja, was für eine verrückte Epoche die fünfziger Jahre waren. Die Zyniker fassten ihre Argumente für die Weltraumschifffahrt in der berühmten Bemerkung zusammen: ›Die Atomkraft ermöglicht den interplanetarischen Verkehr nicht nur, sondern fordert ihn geradezu gebieterisch heraus.‹ Solange die Atomenergie auf irdische Bereiche beschränkt bliebe, hätte die Menschheit zu viele Eier in einem einzigen recht zerbrechlichen Körbchen.
    Das alles wurde von einer bunt zusammengewürfelten Gruppe von Wissenschaftlern, Schriftstellern, Astronomen, Redakteuren und Geschäftsleuten erkannt, die in der alten Interplanetarischen Gesellschaft zusammengeschlossen waren. Ausgehend von dem Erfolg, den das Magazin der American National Geographic Society gehabt hatte, gründete man mit ganz geringem Kapital eine zukunftstechnische Zeitschrift – Spacewards. Was die NGS für die Erde geleistet hatte, wollte man damit für das Sonnensystem leisten. Die neue Zeitschrift war ein Versuch, das Publikum gleichsam zu Aktionären an der Überwindung des Raumes zu machen. Sie belebte das Interesse für Astronomie, und ihre Abonnenten hatten das Empfinden, ihren Teil zur Finanzierung des ersten Weltraumfluges beizutragen.
    Noch vor wenigen Jahren wäre ein solches Projekt zum Scheitern verurteilt gewesen, aber jetzt war die Zeit reif dafür. In kürzester Frist hatte sie eine Viertelmillion Abonnenten in aller Welt, und 1962 wurde dann das ›Interplanetarium‹ gegründet und damit die Voraussetzung für eine gründliche Erforschung aller Weltraumflugprobleme geschaffen. Anfangs konnte es natürlich nicht die Gehälter bieten, die von den großen durch die Regierungen subventionierten Raketenversuchsanstalten gezahlt wurden, aber nach und nach übte es eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die besten Köpfe auf diesem Gebiet aus. Statt Trägergeschosse für den Transport von Atombomben zu bauen, zogen sie es vor, auch gegen geringere Bezahlung an einem konstruktiven Projekt mitzuarbeiten. Zu Anfang ihres Bestehens kamen der Organisation außerdem mehrere finanzielle Glücksfälle zu Hilfe. Als der letzte britische Millionär im Jahre 1965 starb, entzog er dem Schatzamt fast sein gesamtes Vermögen, indem er es in einen Kreditfonds zu unserer Verwendung verwandelte.
    Das Interplanetarium war von Anfang an eine weltumspannende Organisation, und es beruht größtenteils auf einem historischen Zufall, dass sich die Hauptstelle in London befindet. Ebenso gut hätte sie auch in Amerika ihren Sitz haben können, und eine ganze Anzahl Ihrer Landsleute sind noch immer sehr ungehalten darüber, dass dem nicht so ist. Aber aus irgendeinem Grunde seid ihr Amerikaner in allen Fragen, die Weltraumflüge betreffen, immer ziemlich konservativ gewesen und habt sie erst einige Jahre nach uns ernst genommen. Das macht aber weiter nichts, da uns die Deutschen ja doch den Rang abgelaufen haben.
    Sie dürfen auch nicht außer Acht lassen, dass Amerika als Land viel zu klein ist, um astronautische Versuche durchzuführen. Ich weiß, wie seltsam das klingt – aber wenn Sie einmal einen Blick auf eine Bevölkerungskarte werfen, werden Sie verstehen, was ich meine. Es gibt in der ganzen Welt nur zwei Gebiete, die sich für Langstreckenversuche mit Raketen eignen. Eines davon ist die Wüste Sahara, und selbst sie liegt noch etwas zu dicht an den europäischen Großstädten. Das andere ist die westaustralische Wüste, wo die britische Regierung im Jahre 1947 den Bau eines Raketenversuchsfeldes in Angriff zu nehmen begann. Diese Wüstenfläche ist über tausend Meilen lang, und dahinter schließen sich weitere zweitausend Meilen Ozean an – insgesamt also ein großartiges Gebiet von über dreitausend Meilen. Man wird in den Vereinigten Staaten keinen einzigen Ort finden, wo man eine Rakete, ohne die Öffentlichkeit zu gefährden, über eine Strecke von fünfhundert Meilen abfeuern kann. Es beruht also zum Teil auf einer rein geographischen Zufälligkeit, dass sich die Dinge in der jetzigen Form entwickelt haben.
    Wo war ich doch stehengeblieben? Ach, ich weiß schon, ich sprach von den Fortschritten

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