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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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erdenklichen Akzente in der Kantine gehört. Es ist so international wie das Sekretariat der Vereinten Nationen, wenn auch die Briten ganz gewiss die treibende Kraft darstellen und eine führende Rolle in der Verwaltung spielen. Warum das so ist, weiß ich nicht; vielleicht kann Matthews eine Erklärung dafür geben.
    Und noch etwas Merkwürdiges: Abgesehen von ihrer Aussprache ist es sehr schwierig, irgendwelche wirklichen Unterschiede zwischen den hier vertretenen Nationalitäten festzustellen. Ob das – um es milde auszudrücken – auf die übernationale Art ihrer Tätigkeit zurückzuführen sein mag? Und werde auch ich entwurzelt werden, wenn ich lange genug hierbleibe?«

III
     
    Schnurgerade erstreckte sich die schimmernde Startbahn über eine Strecke von fünf Meilen durch die Wüste. Sie verlief in nordwestlicher Richtung und zeigte nach dem toten Herzen des Kontinents und dem dahinter liegenden Ozean. Über diesem Landstrich, einstmals die Heimat der Ureinwohner, waren in der letzten Generation eine Menge seltsamer Gebilde dröhnend in die Luft emporgestiegen. Das größte und seltsamste von ihnen lag an dem einen Ende der Startbahn, über die es sich zum Himmel emporheben sollte.
    In dem Tal zwischen den niedrigen Hügeln war mitten in der Wüste ein kleines Städtchen entstanden. Es war ein Städtchen, das nur einem einzigen Zweck diente – und dieser Zweck fand seine Verkörperung in den Brennstofftanks und dem Kraftwerk am Ende der fünf Meilen langen Startbahn. Hier waren Wissenschaftler und Techniker aus allen Ländern der Welt versammelt. Und hier war die »Prometheus«, das erste aller Weltraumschiffe, in den vergangenen drei Jahren zusammenmontiert worden.
    Der Prometheus der Sage hatte das Feuer vom Himmel auf die Erde heruntergeholt. Die »Prometheus« des zwanzigsten Jahrhunderts war dazu ausersehen, das Atomfeuer zum Sitz der Götter zurückzutragen und zu beweisen, dass der Mensch durch eigene Kraftanstrengungen endlich die Ketten abgeworfen hatte, die ihn seif Millionen Jahren an diese Welt fesselten.
    Niemand schien sich mehr daran zu erinnern, wer auf diesen Namen für das Schiff verfallen war. In Wirklichkeit stellte es gar keinen einheitlichen Schiffskörper dar, sondern bestand aus zwei getrennten Maschinen. Die beiden Komponenten waren von ihren Konstrukteuren mit einem bemerkenswerten Mangel an Geist »Alpha« und »Beta« getauft worden. Nur der oberste Teil, »Alpha«, war eine richtige Rakete. »Beta« dagegen, um den Fachausdruck dafür anzuwenden, war eine »hypersonische Athodyde«. Die meisten Leute sagten einfach Atomstoßdüse dafür, was einfacher und zugleich ausdrucksvoller klang.
    Es war ein weiter Weg von den fliegenden Bomben des Zweiten Weltkrieges bis zu der zweihundert Tonnen schweren »Beta«, die mit einigen tausend Meilen Stundengeschwindigkeit über die Atmosphäre hinwegglitt. Und dennoch lag beiden dasselbe Prinzip zugrunde – die Verwendung des Vorwärtsganges zur Gewinnung von Verdichtungsdruck für die Düse. Der eigentliche Unterschied lag im Brennstoff. Die V 1 war mit Benzin angetrieben worden; »Beta« dagegen verwendete Plutonium als Treibstoff und hatte praktisch unbegrenzte Reichweite. Solange ihre Luftschaufeln imstande waren, das feine Gas der oberen Atmosphäre einzusammeln und zu komprimieren, jagte der weißglühende Hochofen, der die Atommasse barg, dieses Gas durch die Düse heraus. Erst wenn die Luftschicht so dünn wurde, dass sie weder Energie hergab noch trug, musste das Schiff das Methan aus seinen Tanks in den Antrieb pumpen und wurde erst somit zu einer wirklichen Rakete.
    »Beta« vermochte über die Atmosphäre hinauszugelangen, war aber außerstande, sich aus dem Gravitationsfeld der Erde zu lösen. Sie hatte eine zweifache Aufgabe zu erfüllen. Erstens musste sie die Brennstofftanks in die erdumspannende Flugbahn hinaufbefördern und sie dort freisetzen, so dass sie bis zum Gebrauch wie winzige Monde kreisten. Erst wenn dieser Teil ihrer Aufgabe erfüllt war, würde sie »Alpha« in den Weltraum hinaufheben. Das kleinere Schiff würde dann in freier Bahn aus den dafür bestimmten Brennstoffbehältern tanken, seine Motoren in Gang setzen, um von der Erde freizukommen und seine Fahrt nach dem Mond antreten.
    »Beta« würde ruhig weiterkreisen und geduldig auf die Rückkehr des Weltraumschiffes warten. Am Ende ihrer Halbmillionenmeilenfahrt würde »Alpha« kaum noch genügend Brennstoff besitzen, um eine parallele Flugbahn

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