Aufbruch zu den Sternen - Roman
vorhersehen können, dass innerhalb von nur zwanzig Jahren nicht Millionen, sondern Milliarden von Dollar jährlich für die Raumfahrt ausgegeben würden und dass eine Landung auf dem Mond vordringliches Ziel der beiden mächtigsten Nationen der Erde sein würde. Damals in den vierziger Jahren erschien es geradezu unwahrscheinlich, dass Regierungen auch nur einen Penny in den Raum schießen würden, ehe die private Wirtschaft ihnen den Weg dorthin gezeigt hätte.
Einige bescheidene Erfolge als unbedeutender Freizeit-Prophet kann ich jedoch verbuchen: Ich legte die erste Mondlandung in das Jahr 1959, und tatsächlich setzte Luna II um 21:01 MEZ am 13. September 1959 im Mare Imbrium auf. Sehnsüchtig beobachtete ich mit meinem Questar-Teleskop in Colombo, wie der Mond im Indischen Ozean versank, konnte jedoch nichts erkennen.
»Aufbruch zu den Sternen« (Prelude to Space) wurde zwei Jahre nach meinem im Jahr 1945 veröffentlichten Aufsatz über synchrone Kommunikationssatelliten geschrieben und war insofern die erste Fiktion, in der die Idee von »ComSats« verarbeitet wurde. Ich habe Grund zu der Annahme, dass der Roman die Männer beeinflusst hat, die diesen Traum Wirklichkeit werden ließen.
Eine Vorhersage, die mich mit großer Freude und Zufriedenheit erfüllt, ist in dem Satz enthalten: »Oberth – nun ein alter Mann von vierundachtzig – hatte die Kettenreaktion initiiert, welche noch zu seinen Lebzeiten zur Durchquerung des Weltraums führen sollte.« Ein Rezensent, der Oberths Ideen in einer wissenschaftlichen Zeitschrift der dreißiger Jahre kritisierte, räumte spöttisch ein, dass sie möglicherweise verwirklicht würden, »ehe die menschliche Rasse ausstirbt«. Ich bin glücklich, melden zu können, dass Hermann Oberth, als nicht ganz so alter Mann von fünfundsiebzig, den Start von Apollo II am 16. Juli 1969 von Kap Kennedy aus verfolgte.
Bei der Niederschrift dieses Romans hatte ich glücklicherweise Zugang zu Berechnungen, die meine Kollegen A. V. Cleaver und L. R. Sheperd (mittlerweile Manager der Rolls-Royce Rocket Division und Chef des »Dragon« High Temperature Reactor Project) zum Problem des nuklearen Raketenantriebs aufgestellt hatten. Diese wurden wenig später in ihrer klassischen Arbeit »The Atomic Rocket« in den Ausgaben September 1948 – März 1949 des Journal of the British Interplanetary Society veröffentlicht, womit die Grundlagen für diesen Forschungsbereich geschaffen wurden. Wenn auch der Bau der Atomrakete länger dauerte, als wir angenommen hatten, wurden die ersten Leistungstests an Bodenmodellen bereits im Jahr 1964 durchgeführt. Flugfähige Versionen werden zur Verfügung stehen, wenn wir sie für den Flug zum Mars benötigen.
In dieser Geschichte verwendete ich orbitale Rendezvoustechniken und vor allem wieder verwendungsfähige Hilfsraketen, welche hin und her fliegen können. Meiner Phantasie gelang es nicht, die Millionen Dollar teuren Vehikel wie das lunare Modul und die Saturn 5 zu entwickeln, welche nach einer einzigen Mission verschrottet wurden. Jedoch liegt die Zukunft der Raumfahrt in Konzepten, wie sie im vorliegenden Roman beschrieben werden; die Politik, und nicht die Wirtschaft, hat unsere gegenwärtigen Systeme geschaffen, und die Geschichte wird schon bald über sie hinweggehen.
Meine kleine Stichelei gegen Dr. C. S. Lewis resultierte aus einer freundschaftlichen Korrespondenz und einem Zusammentreffen im berühmten Eastgate Pub in Oxford, wo Val Cleaver und ich Dr. Lewis (und dessen Begleiter Professor J. R. R. Tolkien) davon zu überzeugen versuchten, dass nicht alle Möchtegern-Astronauten so sein würden wie der bösartige Weston in Out of the Silent Planet (Jenseits des schweigenden Sterns). Lewis pflichtete schmunzelnd der Feststellung bei, dass wir zwar wohl alle schlechte Menschen seien, die Welt aber ein schrecklich langweiliger Ort sei, wenn jeder Mann gut wäre.
Obwohl ich mir durchaus bewusst bin, dass Propaganda jeglicher Kunst abträglich ist, bin ich dennoch stolz darauf, dass das Grundthema dieses Romans die Absurdität ist, nationale Rivalitäten aus der Erdatmosphäre hinaus in den Weltraum mitzunehmen. Im Jahr 1947 fasste ich dieses Konzept in dem Satz zusammen: »Wir werden unsere Grenzen nicht in den Raum verlegen.« Genau zwanzig Jahre danach verbot die Vereinbarung »United Nations Peace Treaty« die territorialen Ansprüche auf sämtlichen Himmelskörpern.
Dieser Vertrag wurde gerade noch rechtzeitig unterzeichnet. Denn nur
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