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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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hatte man sich bereits vor vielen Jahren dahingehend entschieden, dass die Besatzung eines Weltraumschiffes aus mindestens drei Personen bestehen müsse, von denen notfalls jeweils einer den anderen ablösen konnte. Das Interplanetarium bildete fünf aus; zwei davon galten als Ersatz, falls im letzten Augenblick jemand ausfallen sollte. Bis jetzt wusste keiner von den fünfen, wer die beiden Ersatzleute sein würden.
    Nur wenige zweifelten daran, dass man Victor Hassell die Führung des Schiffes übertragen werde. Er war erst achtundzwanzig und dabei der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der über hundert Stunden in freiem Fall zugebracht hatte. Dieser Rekord war rein zufällig aufgestellt worden. Vor zwei Jahren war Hassell mit einer Versuchsrakete aufgestiegen und hatte die Erde dreißigmal umkreist, ehe er imstande gewesen war, einen Defekt in den Stromkreisen zu reparieren und seine Geschwindigkeit so weit herabzumindern, dass er erdwärts fallen konnte. Sein nächster Rivale, Pierre Leduc, hatte dagegen nur einen zwanzigstündigen erdumspannenden Flug aufzuweisen.
    Die übrigen drei Männer waren überhaupt keine berufsmäßigen Piloten. Arnold Clinton, der Australier, war ein Hochfrequenztechniker und ein Fachmann auf dem Gebiet automatischer Steuerung und Kalkulationsmaschinen. Die Astronomie wurde durch den hervorragenden jungen Amerikaner Lewis Taine vertreten, dessen verlängerte Abwesenheit von der Mount-Palomar-Sternwarte bereits umständliche Erklärungen erforderte. James Richards kam vom Amt für Entwicklung der Atomenergie und war Experte für nukleare Propulsionssysteme. Da er bereits ein reifer alter Fünfunddreißigjähriger war, wurde er von seinen Kollegen gewöhnlich »Opa« genannt.
    Das Leben im »Kindergarten«, wie die Eingeweihten dazu sagten, stellte eine eigenartige Mischung von Hochschule, Kloster und Feldflugplatz dar. Es erhielt seine Farbe durch die Persönlichkeiten der fünf »Schüler« und durch die Wissenschaftler, die in endlosem Strom auftauchten, um ihr Wissen weiterzuvermitteln oder etwas dazuzulernen, was auch vorkam. Es war ein mit Arbeit voll ausgefülltes, aber glückliches Leben, denn es hatte Zweck und Ziel.
    Nur ein Schatten lag darüber, und das war unvermeidlich. Niemand wusste, wen in der Stunde der Entscheidung das Los treffen würde, in der Wüste zurückzubleiben und die »Prometheus« so lange mit den Blicken zu verfolgen, bis sie verschwunden und vom Dröhnen ihrer Düsen nichts mehr zu hören war.
    Als Dirk und Matthews auf Zehenspitzen in das Zimmer traten, fand gerade Unterricht in Astronautik statt. Der Sprecher musterte sie mit einem unfreundlichen Blick, die fünf Männer jedoch, die um ihn herumsaßen, nahmen überhaupt keine Notiz von den Eindringlingen. Während sein Begleiter ihm ihre Namen flüsternd zuraunte, beobachtete Dirk sie so unauffällig wie möglich.
    Von Hassell hatte er bereits Bilder in den Zeitungen gesehen und erkannte ihn sofort, aber die Übrigen waren ihm fremd. Zu seiner Verwunderung gehörten sie keinem bestimmten Typus an. Das Einzige, was sie gemeinsam hatten, waren Alter, Intelligenz und Aufgeschlossenheit. Von Zeit zu Zeit richteten sie Fragen an den Vortragenden, und Dirk entnahm ihren Worten, dass man über Landemanöver auf dem Mond sprach. Er begriff kein einziges Wort von der Unterhaltung, die ihn schon bald langweilte, so dass er froh war, als Matthews eine Kopfbewegung zur Tür hin machte.
    Auf dem Gang verschnauften sie erst einmal und steckten sich Zigaretten an.
    »Nun«, sagte Matthews, »was halten Sie von unseren Meerschweinchen, jetzt da Sie sie gesehen haben?«
    »Es ist schwer, jetzt schon so etwas wie ein Urteil zu fällen. Man müsste sich einmal ganz zwanglos mit ihnen unterhalten.«
    Matthews blies einen Rauchring und beobachtete nachdenklich, wie er zerging.
    »Das dürfte nicht ganz einfach sein. Sie können sich ja ausrechnen, dass ihnen nicht viel Freizeit verbleibt. Und wenn sie einmal frei haben, fahren sie gewöhnlich zu ihren Familien und lassen nichts als eine Staubwolke hinter sich zurück.«
    »Wie viele von ihnen sind denn verheiratet?«
    »Leduc hat zwei Kinder; Richards ebenfalls. Vic Hassell hat vor etwa einem Jahr geheiratet. Die Übrigen sind noch ledig.«
    Dirk fragte sich, was die Ehefrauen von der ganzen Angelegenheit halten mochten. Irgendwie schien es nicht ganz gerecht ihnen gegenüber. Und die Männer – betrachteten sie das Ganze einfach als gestellte Aufgabe, oder waren sie von

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