Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
in den fünfziger Jahren, und dann, so gegen 1960, gewannen wir aus zwei Gründen, die kaum bekannt sind, erst richtig an Bedeutung. Zu diesem Zeitpunkt war unter die Tätigkeit einer ganzen Kernphysikgruppe ein vorläufiger Schlussstrich gezogen worden. Die Wissenschaftler im Amt für Entwicklung der Atomenergie glaubten, sie könnten die Hydrogen-Helium-Reaktion auslösen – und damit meine ich nicht die Tritium-Reaktion der alten H-Bombe –, aber diese gefährlichen Experimente waren wohlweislich untersagt worden. Die Meere enthalten nämlich eine ganz hübsche Menge Wasserstoff! Und so saßen die Kernphysiker denn herum und kauten an ihren Fingernägeln und warteten, dass wir ihnen Versuchsanstalten draußen im Weltraum bauen sollten. Dort würde es nichts ausmachen, wenn etwas schiefging. Im Sonnensystem würde nur eine zweite, ziemlich kurzlebige Sonne entstehen. AEA verlangte außerdem die Beseitigung der gefährlichen spaltbaren Produkte, die zu radioaktiv für die Erde waren, eines Tages aber von Nutzen sein konnten.
    Der zweite Grund war längst nicht so ins Auge fallend, aber vielleicht ungleich wichtiger. Die großen Radio- und Telegraphengesellschaften mussten den Weltraum für sich erschließen – es war der einzige Weg, Fernsehsendungen über die ganze Welt auszustrahlen und ein universelles Nachrichtennetz zu schaffen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, schmiegen sich die sehr kurzen Radar- und Televisionswellen der Krümmung des Erdballs nicht an – sie verlaufen praktisch in geraden Linien, so dass eine jede Station ihre Signale nur bis an den Horizont senden kann. Um dieser Schwierigkeit Herr zu werden, hatte man zwar bereits frei in der Luft schwebende Relaisstationen gebaut, sah aber schon bald ein, dass eine endgültige Lösung erst dann gefunden sein würde, wenn es gelang, Repetierstationen Tausende von Meilen über der Erdoberfläche anzulegen – künstliche Monde, wahrscheinlich mit vierundzwanzigstündigen Umlaufzeiten, so dass es aussähe, als ständen sie still. Aber diese Gedankengänge sind Ihnen zweifellos schon aus Büchern vertraut, und so will ich mich jetzt nicht weiter darüber auslassen.
    Um das Jahr 1970 hatten wir somit die Unterstützung von einigen der größten technischen Organisationen der Welt gewonnen, die praktisch über unbegrenzte Mittel verfügten. Sie mussten sich einfach an uns wenden, da wir all die Fachkräfte hatten. Anfangs fehlte es natürlich nicht an Spannungen und Reibungen, und die großen Gesellschaften haben es uns bis heute nicht verziehen, dass wir ihnen die besten Leute wegschnappten. Im Ganzen kommen wir jedoch mit AEA, Westinghouse, General Electric, B.T.H. und den Übrigen recht gut aus. Wie Sie bereits bemerkt haben werden, unterhalten sie sämtliche Büros hier. Wir bekommen beträchtliche Zuschüsse von ihnen, aber das Unschätzbarste sind die technischen Dienste, die sie uns leisten. Ohne ihre Unterstützung hätten wir unseren jetzigen Stand vielleicht erst in zwanzig Jahren erreicht.«
    Eine kurze Pause trat ein, und Dirk kam sich nach dem Sturzbach von Worten wie ein Hühnerhund vor, der aus einem Gebirgswasser kriecht. McAndrews redete viel zu schnell und wiederholte offensichtlich Redensarten und ganze Absätze, die er schon seit Jahren gebrauchte. Dirk hatte das Gefühl, dass fast alles, was McAndrews sagte, aus anderen Quellen stammte und keineswegs neu war.
    »Ich hatte keine Ahnung«, erwiderte er, »wie weit verästelt das Ganze ist.«
    »Das ist noch gar nichts!«, rief McAndrews aus. »Ich glaube nicht, dass es viele große Firmen gibt, die nicht davon überzeugt wären, dass wir ihnen auf irgendeine Art helfen können. Die Kabelgesellschaften werden Hunderte von Millionen einsparen, sobald sie erst ihre Bodenstationen und Landleitungen durch ein paar Repetierstellen im Weltraum ersetzen können; die chemische Industrie wird …«
    »Schon gut, ich nehme Ihr Wort dafür! Ich wunderte mich nur, woher das ganze Geld käme, und jetzt sehe ich erst, was für ein riesiges Unternehmen dies ist.«
    »Vergessen Sie darüber nicht unseren wichtigsten Beitrag an die Industrie«, warf Matthews dazwischen, der bis dahin resigniert geschwiegen hatte.
    »Und der wäre?«
    »Der Import hochgradigen Vakuums für elektrische Birnen und elektronische Röhren.«
    »Ich ignoriere Alfreds übliche witzlose Zwischenbemerkung«, sagte McAndrews zurechtweisend, »aber es ist vollkommen wahr, dass die Naturwissenschaften einen mächtigen Aufschwung

Weitere Kostenlose Bücher