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Aufbruch zu den Sternen - Roman

Aufbruch zu den Sternen - Roman

Titel: Aufbruch zu den Sternen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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einschlagen zu können. Die Besatzung samt ihrer Ausrüstung würde dann von der wartenden »Beta« übernommen werden, die so viel Treibstoff bei sich führen würde, um sie sicher auf die Erde zurückzubringen.
    Es war ein ziemlich kompliziertes Vorhaben, aber selbst mit Atomenergie war es der einzige gangbare Weg, die Rundreise zum Mond mit einer Rakete von einigen tausend Tonnen Gewicht zu machen. Noch andere Vorteile kamen hinzu. »Alpha« und »Beta« konnten so konstruiert werden, dass sie ihre getrennten Aufgaben mit einer Leistungsfähigkeit durchzuführen vermochten, die kein einzelnes Schiff je zu erreichen hoffen durfte. Es war unmöglich, beides in einer Maschine zu vereinen: die Fähigkeit, die Erdatmosphäre zu durchstoßen und gleichzeitig auf dem Mond, der keine Lufthülle hat, zu landen.
    Wenn dann der Zeitpunkt zum Antritt der nächsten Fahrt kam, würde »Alpha« die Erde noch immer umkreisen, im Weltraum neu aufgetankt und wieder in Gebrauch genommen werden. Keine spätere Fahrt würde je wieder so schwierig sein wie die erste. Mit der Zeit würde man noch leistungsfähigere Motoren bauen, und in noch fernerer Zukunft, nach der Gründung der ersten Kolonien dort, würde es auch auf dem Monde Tankstellen geben. Danach würde alles sehr einfach sein, und Weltraumflüge würden zu einer kommerziellen Angelegenheit werden – wenn auch erst in weiteren fünfzig Jahren oder mehr.
    Inzwischen lag die »Prometheus« alias »Alpha« und »Beta« noch immer schimmernd in der australischen Sonne, und die Techniker legten letzte Hand an das Schiff. Die letzten Gerätschaften wurden eingebaut und geprüft; ihr Schicksalsaugenblick rückte immer näher. Wenn alles gutging, würde sie in wenigen Wochen die Hoffnungen und Befürchtungen der Menschheit in die einsamen Tiefen des Raumes hinauftragen.

IV
     
    »Ich habe schon lange darauf gewartet, dass Sie diese Frage stellen würden«, sagte McAndrews. »Die Antwort darauf ist ziemlich kompliziert.«
    »Es würde mich doch sehr überraschen«, erwiderte Dirk trocken, »wenn sie verwickelter sein sollte als die Machenschaften der Medici-Familie.«
    »Vielleicht nicht; wir haben noch nie zu dem Mittel des Mordes gegriffen, wenn uns auch manchmal danach zumute war. Miss Reynolds, würden Sie bitte alle Gespräche entgegennehmen, während ich mit Dr. Alexson spreche? Danke schön.
    Also, die Grundlagen der Astronautik – der Wissenschaft von der Weltraumschifffahrt – lagen, wie Sie sich erinnern werden, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges so ziemlich fest. Die V 2 und die Atomenergie hatten die meisten Leute davon überzeugt, dass der Weltraum zu durchqueren sei, wenn man wollte. In England und den Staaten gab es verschiedene Gesellschaften, die sich aktiv dafür einsetzten, dass wir den Mond und die Planeten zu erreichen versuchen sollten. Ihr Wirken war von stetigem wenn auch langsamem Erfolg gekrönt, bis dann in den fünfziger Jahren die Dinge wirklich in Bewegung gerieten.
    Im Jahre 1959 – auch daran werden Sie sich vielleicht noch entsinnen – erzielte die amerikanische Armee mit dem ferngesteuerten Raketengeschoss ›Orphan Annie‹, das fünfundzwanzig Pfund Blitzlichtpulver an Bord hatte, einen Treffer auf dem Mond. Von diesem Augenblick an war es der Öffentlichkeit klar, dass die Weltraumschifffahrt aufgehört hatte, ein Zukunftstraum zu sein, sondern noch innerhalb unserer Generation zu verwirklichen war. An Stelle der Atomphysik nahm die Astronomie wieder den ersten Platz ein, und die Mitgliedschaft der Raketengesellschaften stieg weiter an. Aber wenn man auch ein unbemanntes Geschoss auf den Mond gejagt und es dort zur Detonation gebracht hatte, so war damit noch lange nicht gesagt, dass man auch mit einem voll ausgerüsteten Weltraumschiff dort landen und wieder zurückkehren konnte. Einige Pessimisten vertraten die Meinung, dass es dazu noch weiterer hundert Jahre bedürfen würde.
    Hierzulande gab es jedoch eine ganze Menge Leute, die so lange einfach nicht warten wollten. Sie glaubten, dass die Durchquerung des Weltraumes von derselben Bedeutung für den Fortschritt wäre, wie es die Entdeckung der Neuen Welt vor vierhundert Jahren gewesen war. Damit würden völlig neue Gebiete erschlossen und der Menschheit ein so gewaltiges Ziel gesteckt werden, dass es die nationalen Differenzen einfach überschatten und die Stammeskonflikte des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in das richtige Verhältnis rücken würde. Energien, die man sonst vielleicht

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