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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Schloss Bronnitsy.
    Exakt um 18.31 Uhr klingelte Dragosanis Telefon und ließ ihn zusammenzucken.
    Draußen wurde es immer finsterer, Schnee fiel dicht aus einem schwarzen Himmel. Suchscheinwerfer an den Außenmauern des Schlosses krochen über das Terrain bis zur äußeren Begrenzungsmauer. Ihre Strahlen waren bloß noch graue Schlieren ohne große Leuchtkraft.
    Dragosani fand es ärgerlich, dass die Sicht so sehr eingeschränkt war, aber die Verteidigung des Schlosses vertraute auf mehr als die menschliche Sehkraft allein; es gab berührungsempfindliche Drähte dort draußen, die neuesten elektronischen Aufspürgeräte und sogar einen Ring von Personenminen um die äußeren Bunker herum. Nichts von alledem gab Dragosani ein Gefühl von Sicherheit; Igor Vladys Voraussagen hatten alle Schutzmaßnahmen außer Acht gelassen.
    Der Anruf kam jedenfalls nicht aus einem der Bunker oder von dem befestigten Außenbereich: Die Männer waren alle mit Funkgeräten ausgestattet. Der Anruf kam entweder von außerhalb oder von einer Abteilung innerhalb des Schlosses.
    Dragosani schnappte den Hörer von der Gabel und bellte: »Ja, was ist?«
    »Felix Krakovic«, antwortete eine zitternde Stimme. »Ich bin in meinem Laboratorium hier unten. Genosse Dragosani, hier ... ist etwas!«
    Dragosani kannte den Mann: ein Wahrsager, ein minderes Voraussage-Talent. Seine Gabe reichte an Vladys Niveau bei Weitem nicht heran, aber ignoriert werden konnte sie auch nicht – jedenfalls nicht in dieser Nacht.
    »Etwas?«, fragte Dragosani mit bebenden Nasenflügeln. Der Mann hatte das Wort eigenartig betont. »Kommen Sie zur Sache, Krakovic! Was ist los?«
    »Ich weiß nicht, Genosse. Es ist nur, dass ... irgendetwas unterwegs ist. Etwas Schreckliches. Nein, es ist hier. Es ist jetzt hier!«
    »Was ist hier? «, blaffte Dragosani ins Telefon. »Wo, hier? «
    »Dort draußen, im Schnee. Belov spürt es auch.«
    »Belov?« Karl Belov war Telepath und gut über kurze Distanzen. Borowitz hatte ihn oft auf ausländischen Botschaftspartys eingesetzt, um aus dem Bewusstsein der Gastgeber alles aufzuschnappen, was er konnte. »Ist Belov jetzt bei Ihnen? Geben Sie ihn mir.«
    Belov war Asthmatiker. Seine Stimme klang immer sanft und atemlos, und seine Sätze waren kurz. Im Moment traf das noch mehr zu: »Er hat recht, Genosse«, keuchte er. »Dort draußen ist ein Geist – ein mächtiger Geist!«
    Keogh! Er musste es sein. »Nur einer?« Dragosanis Lippen öffneten sich zu einem Maul voller weißer Säbel. Seine roten Augen schienen von innen zu leuchten. Keogh! Wenn er allein war, war er so gut wie tot – zur Hölle mit den Prophezeiungen dieses Verräters Vlady!
    Am anderen Ende der Leitung rang Belov nach Luft und quälte sich damit ab, sich richtig auszudrücken.
    »Also?«, drängte ihn Dragosani.
    »Ich ... Ich bin mir nicht sicher«, sagte Belov. »Ich dachte, es ist nur einer da, aber jetzt ...«
    »Ja?« Dragosani schrie fast. »Verflucht noch mal! Bin ich denn von lauter Idioten umgeben? Was ist es, Belov? Was ist da draußen?«
    Belov schnaufte in das Telefon. »Er ... ruft. Er ist selber eine Art Telepath, und er stößt einen Ruf aus«, keuchte er.
    »An Sie?« Dragosanis Augenbrauen wölbten sich in verwirrter Frustration. Seine riesigen Nasenflügel schnaubten misstrauisch und furchtsam, als ob er die Antwort aus der Luft saugen könnte.
    »Nein, nicht mich. Er ruft ... andere. Oh Gott – und sie beginnen, ihm zu antworten! «
    »Wer antwortet ihm?«, kläffte Dragosani. »Was ist los mit Ihnen, Belov? Sind es Verräter? Hier im Schloss?«
    Ein Klappern ertönte am anderen Ende der Leitung – ein tiefes Stöhnen, dann ein polterndes Geräusch – dann sprach wieder Krakovic: »Er ist in Ohnmacht gefallen, Genosse!«
    »Was?« Dragosani traute seinen Ohren nicht. »Belov in Ohnmacht? Was zum Teufel ...?«
    Auf der Rufanzeige des Funkgeräts, das Dragosani aus der Kontrollkabine des OvDs hereingeholt hatte, begannen Lichter zu blinken. Eine Anzahl von Männern mit Sprechgeräten versuchte, ihn von ihren Verteidigungspositionen aus zu kontaktieren. Im nächsten Raum saß Yul Galenski, Borowitz’ Sekretär, nervös an seinem Schreibtisch und zuckte zusammen, während er Dragosanis Toben lauschte. Und jetzt begann der Nekromant, auch nach ihm zu brüllen: »Galenski, sind Sie taub? Kommen Sie rein. Ich brauche Hilfe.«
    Im selben Augenblick stürzte der OvD vom Absatz des zentralen Treppenhauses herein. Er trug Waffen – kurzläufige

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