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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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Stimme. »Zu meinen Lebzeiten las ich die Zukunft, aber ich musste sterben, um schließlich das volle Ausmaß meiner Gabe zu erkennen und zu verstehen. Seltsamerweise bin ich in deinem ›Jetzt‹ noch am Leben, werde aber bald sterben.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte Harry.
    »Ich habe nicht erwartet, dass du es sofort verstehst. Ich bin hier, um es zu erklären. Ich heiße Igor Vlady. Ich arbeitete für Borowitz. Ich habe den Fehler begangen, in meiner eigenen Zukunft zu lesen und meinen eigenen Tod vorauszusagen. Das wird in zwei Tagen ab deinem ›Jetzt‹ geschehen, als Ergebnis eines Befehls von Boris Dragosani. Nach meinem Tod werde ich jedoch weiter mein eigenes Potenzial erforschen. Was ich im Leben leistete, werde ich im Tode noch besser machen. Wenn ich wollte, könnte ich rückwärts bis zum Anbeginn der Zeit schauen, oder vorwärts bis zu deren Ende – falls die Zeit einen Anfang und ein Ende hat. Natürlich hat sie das nicht; alles ist Teil des Möbius-Kontinuums, eine sich ewig krümmende Schleife, die allen Raum und alle Zeit umfasst. Lass es mich dir zeigen.«
    Und er zeigte Harry die Tore in die Zukunft und in die Vergangenheit, und Harry stand auf ihren Schwellen und beobachtete die Zeit, die vergangen war und noch kommen sollte; er konnte aber nicht verstehen, was er sah. Denn jenseits des Zukunftstors herrschte das Chaos von Millionen von Linien aus blauem Licht, und eine von ihnen strahlte aus ihm selbst heraus, durch das Tor und in die Zukunft – in seine Zukunft. Hinter dem Vergangenheitstor war es ähnlich: Er sandte dasselbe blaue Licht aus, das in der Vergangenheit verschwand – seiner Vergangenheit – zusammen mit dem Licht zahlloser anderer Millionen. Er wurde fast geblendet von der gleißenden blauen Leuchtkraft all dieser Lebenslinien.
    »Aber aus dir leuchtet kein Licht«, sagte er zu Igor Vlady. »Warum?«
    »Weil mein Licht ausgelöscht worden ist. Jetzt bin ich wie Möbius: reiner Geist. Wie der Raum keine Geheimnisse vor ihm hat, hat die Zeit keine vor mir.«
    Harry dachte darüber nach und sagte: »Ich möchte noch einmal meine Lebenslinie sehen.« Und wieder stand er an der Schwelle des Tores zur Zukunft. Er schaute in den grellblauen Hochofen der Zukunft und sah, wie seine Lebenslinie schimmernd wie ein Neonband darin aufging; er konnte deutlich erkennen, wie sie sich in die zukünftige Zeit hineinbog. Während er dies beobachtete, kam das Ende seiner Lebenslinie ins Blickfeld; und da erschien es ihm, als strömte das Lebenslicht seines Körpers nicht aus diesem heraus, sondern hinein! Er zehrte die Linie auf, während er sich seinem eigenen Ende näherte. Und nun war dieses Ende deutlich sichtbar, es eilte auf ihn zu wie ein Meteor aus der Zukunft!
    In Grauen vor dem Unbekannten trat er rasch von dem Tor in die Finsternis zurück. »Werde ich sterben?«, fragte er schließlich. »Wollten Sie mir das sagen oder zeigen?«
    »Ja ...«, sagte das zeitreisende Bewusstsein von Igor Vlady,
»... und nein.«
    Wieder konnte Harry nicht verstehen. »Ich bin dabei, ein Möbiustor zum Schloss Bronnitsy zu durchschreiten«, erklärte er. »Wenn ich dort sterben werde, würde ich es gerne wissen. Die Hexe von Endor erzählte mir, dass ich ›einen Teil‹ von mir verlieren würde. Und nun habe ich das Ende meiner Lebenslinie gesehen.« Mental zuckte er nervös mit den Schultern. »Es sieht so aus, als hätte ich das Ende der Leiter erreicht.«
    Als Antwort empfing er ein Nicken. »Wenn du jedoch das Zukunftstor benutzt«, sagte Vlady, »könntest du zu einem Punkt jenseits des Endes deiner Lebenslinie gehen – dorthin, wo sie erneut beginnt!«
    »Erneut beginnt?«, Harry war verblüfft. »Willst du damit sagen, dass ich wieder leben werde?«
    »Es gibt eine zweite Linie, die ebenfalls dir gehört, Harry. Sie lebt auch jetzt. Alles was ihr fehlt, ist Geist.« Vlady erklärte ihm, was er damit meinte; er las die Zukunft für Harry, genauso wie er einst Boris Dragosanis Zukunft gelesen hatte. Mit dem Unterschied, dass Harry eine Zukunft besaß und Dragosani nur eine Vergangenheit. Jetzt hatte Harry endlich alle Antworten.
    »Ich bin dir zu Dank verpflichtet«, sagte er Vlady danach.
    »Du schuldest mir nichts.«
    »Aber du bist gerade rechtzeitig gekommen«, beharrte Harry, und begriff wenig von der Tragweite seiner Worte.
    »Zeit ist relativ«, sagte der andere schulterzuckend und gluckste. »Was sein wird, ist gewesen!«
    »Trotzdem danke«, sprach Harry und schritt durch das Tor zum

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