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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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auf sich selbst zugegangen, wie er dort saß. Dann hatte sein Widerpart am Schreibtisch – wie stets äußerst dramatisch – zu ihm aufgesehen und die Akte so gehalten, dass er den Namen darauf lesen konnte. Dieser Name lautete ›Harry Keogh‹.
    Das war alles. An diesem Punkt war Kyle wach geworden. Was das alles bedeuten mochte, auf welche Spur ihn das bringen sollte – wer konnte das wissen? Kyle hatte es schon lange aufgegeben, die Bedeutung dieser flüchtigen Ausblicke vorhersagen zu wollen. Wenn ihn jedenfalls etwas heute hierher gebracht hatte, dann war das jener kurze und bislang unerklärliche ›Traum‹ vor dem Erwachen.
    Es war noch sehr früh am Morgen. Kyle war dem ersten Berufsverkehr in den Straßen Londons nur um wenige Minuten entgangen. Während der nächsten Stunde oder länger würde dort draußen das Chaos herrschen, doch hier drinnen war es so ruhig wie im sprichwörtlichen Grab. Der Rest des Verwaltungspersonals (drei Personen einschließlich der Schreibkraft!) hatte heute und morgen angesichts des Todesfalles frei, also waren die Büros im Obergeschoss völlig leer.
    In dem winzigen Foyer hatte Kyle den Knopf für den Aufzug gedrückt, der nun ankam und seine Türen öffnete. Er trat ein, und während die Türen sich hinter ihm schlossen, nahm er seine Karte heraus und ließ sie rasch durch den Sensor gleiten. Der Aufzug ruckte, bewegte sich jedoch nicht nach oben. Die Türen öffneten sich, warteten einen langen Augenblick und schlossen sich wieder.
    Kyle runzelte die Stirn, warf einen Blick auf seine Karte und fluchte leise. Sie war gestern abgelaufen. Üblicherweise hätte Gormley ihre Gültigkeit auf dem Dezernatscomputer erneuert; jetzt musste Kyle das selbst erledigen. Glücklicherweise hatte er Gormleys Karte bei sich, zusammen mit dem Rest seiner Bürohabseligkeiten. Mit der Karte des ehemaligen Leiters des Dezernats brachte er den Aufzug dazu, ihn ins obere Stockwerk zu befördern. Eine ähnliche Prozedur verschaffte ihm Zugang zu den Haupträumen der Büros.
    Die Stille im Innern war fast betäubend. Hoch über den Straßen gelegen, mit isolierten Böden, um den Hotellärm darunter abzuhalten, und dunklen Doppelglasfenstern für zusätzliche Geheimhaltung, schien sich der Ort in einer Art Vakuum zu befinden. Es konnte einen das Gefühl beschleichen, dass das Atmen schwerfiele, wenn man dieser Stille zu lange lauschte. Ganz besonders in Gormleys Zimmer, wo jemand so rücksichtsvoll gewesen war, die Jalousien am Fenster zu schließen. Doch diese hatten sich auf halbem Wege verklemmt, so dass nun grünliche Lichtstrahlen durch das Fenster drangen und das gesamte Büro in ein unterseeisches Licht tauchten. Der einst vertraute Raum schien sonderbar fremd, und es war mit einem Mal sehr merkwürdig, den Alten nicht hier anzutreffen ...
    Kyle blieb in der Tür stehen und starrte lange in das Büro, bevor er es betrat. Dann schloss er die Tür hinter sich und schritt in die Mitte des Raumes.
    Mehrere versteckte Scanner hatten ihn bereits erfasst und erkannt, in den äußeren Büros wie auch hier, doch ein Bildschirm an der Wand nahe bei Gormleys Schreibtisch war nicht zufrieden. Er piepte und schrieb: SIR KEENAN IST IM MOMENT NICHT ZU SPRECHEN. DIES IST EINE SICHERHEITSZONE. BITTE IDENTIFIZIEREN SIE SICH IN GEWOHNTER LAUTSTÄRKE ODER VERLASSEN SIE SOFORT DEN RAUM. SOLLTEN SIE DEN RAUM NICHT VERLASSEN ODER SICH NICHT AUSWEISEN KÖNNEN, WERDEN SICH NACH ZEHN SEKUNDEN DIE TÜR UND DIE FENSTER AUTOMATISCH SCHLIESSEN ... ICH WIEDERHOLE: DIES IST EINE SICHERHEITSZONE.
    Er fühlte eine irrationale Aggression gegenüber der kalten, gedankenlosen Maschine, sowie eine perverse Freude dabei, nichts zu sagen und zu warten. Nach drei Sekunden zeigte der Bildschirm: DIE ZEHNSEKÜNDIGE WARNZEIT BEGINNT JETZT ... ZEHN ... NEUN ... ACHT ... SIEBEN ... SECHS ...
    »Alec Kyle«, sagte Kyle mürrisch, da er nicht den Wunsch verspürte, eingesperrt zu werden.
    Die Maschine erkannte seine Stimme, unterbrach den Countdown und schrieb einen neuen Standardsatz: GUTEN MORGEN, MR KYLE, SIR KEENAN IST NICHT ...
    »Ich weiß«, sagte Kyle. »Er ist tot.«
    Er trat an die Tastatur auf dem Schreibtisch und gab den aktuellen Sicherheitscode ein. Die Maschine entgegnete: VERGESSEN SIE NICHT, DIE ALARMANLAGE WIEDER IN BETRIEB ZU NEHMEN, BEVOR SIE GEHEN – und schaltete sich ab.
    Kyle setzte sich an den Schreibtisch. Seltsame Welt, dachte er . Und: Verdammt sonderbare Abteilung! Roboter und Romantiker. Modernste

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