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Auferstehung 3. Band (German Edition)

Auferstehung 3. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 3. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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Betrachtungen an. »Du wirst kaum den Kopf gewendet haben,« sagte er sich, »und dieses Leben wird dich von neuem in seinen Bann schlagen.« Wieder dachte er an die Schwierigkeiten und Gefahren, die hinter seinen Bemühungen bei den Personen der Gesellschaft für ihn lauerten, die jetzt nicht mehr die seine bleiben konnte.
    Als er Mariette verließ, begab er sich sofort nach dem Senat. Man führte ihn in ein großes Zimmer, in welchem eine Menge sehr sauberer und höflicher Beamten saßen, die ihm mitteilten, das Gesuch sei zur Prüfung an den nämlichen Senator Wolff geschickt worden, für den ihm sein Onkel ein Empfehlungsschreiben gegeben hatte.
    »Am nächsten Mittwoch findet eine Senatssitzung statt,« sagte man ihm, »doch die Tagesordnung ist so belastet, daß der Fall Maslow jedenfalls auf eine nächste Sitzung verschoben werden wird. Indessen können Sie immerhin die Beschleunigung der Beratung beantragen.
    In diesem Senatsbureau hörte Nechludoff, während er weitere Einkünfte einholte, wieder von dem unglücklichen Duell sprechen, in welchem der junge Kamensky gefallen war. Zum erstenmale erfuhr er die Einzelheiten einer Geschichte, mit der sich damals die ganze Stadt beschäftigte. Die Sache hatte in einem Restaurant begonnen, wo die Offiziere Austern speisten und ihrer Gewohnheit gemäß viel tranken. Da einer derselben sich einige beleidigende Bemerkungen über das Regiment erlaubte, in dem Kamensky diente, so hatte ihn dieser einen Lügner geheißen; der so beschimpfte Offizier hatte ihn geohrfeigt, und das Duell hatte am nächsten Tage stattgefunden. Kamensky hatte eine Kugel in den Unterleib bekommen und war zwei Stunden später gestorben. Sein Gegner und die Zeugen waren verhaftet und auf mehrere Wochen ins Gefängnis gesperrt worden.
    Vom Senat fuhr Nechludoff zur Begnadigungskommission, wo er einen hohen Beamten, den Baron Worobjeff, zu sprechen hoffte, an den ihm sein Onkel einen Brief mitgegeben. Doch der Portier gab ihm in strengem Tone zu verstehen, man könne den Baron nur an bestimmten Tagen sprechen. Nechludoff ließ den Brief da und begab sich zu dem Senator Wolff. Dieser hatte eben sein Frühstück beendet und sorgte für die Beförderung seiner Verdauung, indem er in seinem Kabinett auf und ab ging und dazu Cigarren rauchte. Nechludoff fand ihn bei dieser Thätigkeit. Wladimir Efimowitsch Wolff war wirklich ein Mann comme il faut ; er stellte diese Eigenschaft über alle andern, und nichts war seiner Ansicht nach berechtigter, denn ihr nur allein verdankte er seine glänzende Laufbahn und die Befriedigung seines Ehrgeizes. Durch sie hatte er eine reiche Heirat gemacht, die ihm den Titel Senator und eine Stellung mit achtzehntausend Rubeln Gehalt eingebracht. Doch er war nicht damit zufrieden, ein Mann comme il faut zu sein, und betrachtete sich als einen Typus von ritterlicher Rechtschaffenheit. Tiefe Rechtschaffenheit bestand aber seiner Ansicht nach darin, die Privatleute zu schröpfen. Er glaubte seiner Rechtschaffenheit keinen Abbruch zu thun, wenn er alle Art von Geschenken, Schweigegeldern und Trinkgeldern entgegennahm und im Notfalle sogar darum bat. Er glaubte seine Rechtschaffenheit auch nicht zu verleugnen, wenn er seine Frau betrog, die er ihres Geldes wegen geheiratet hatte und die in ihn verliebt war. Im Gegenteil, niemand war stolzer als er auf die weise Einrichtung seines Familienlebens. Die Familie bestand aus seiner Frau, der Schwester der letzteren, deren Vermögen er sich unter dem Vorwand, es verwalten zu wollen, angeeignet, und einer Tochter, einer nicht besonders hübschen, schüchternen und sanften Person, die ein einsames und trauriges Leben führte und deren einzige Zerstreuung die frommen Versammlungen waren, die bei Aline und der alten Gräfin Tscharska abgehalten wurden.
    Der Senator Wolff hatte auch einen Sohn, einen kräftigen Burschen, der bereits mit fünfzehn Jahren einen Bart wie ein Mann hatte und schon in diesem Alter angefangen hatte, zu trinken und den Mädchen nachzulaufen. Mit zwanzig Jahren hatte ihn sein Vater aus dem Hause gejagt, weil er seine Studien nicht beenden konnte und sein Benehmen ihn bloßzustellen drohte. Später hatte er für seinen Sohn eine Schuld von zweihundertdreißig Rubeln und dann noch eine von sechshundert Rubeln bezahlt, ihm dabei aber erklärt, das wäre die letzte. Anstatt sich zu bessern, hatte der Sohn wieder eintausend Rubel Schulden gemacht, und nun hatte ihm der Vater mitgeteilt, er betrachte ihn nicht mehr als

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