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Auferstehung 4. Band (German Edition)

Auferstehung 4. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 4. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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war, wandte sich der Oberaufseher zu Nechludoff und sagte zu ihm mit einem Gemisch von Vertraulichkeit und Respekt:
    »Jetzt, Fürst, müssen Sie gehen. Man hat nicht das Recht, nach Thorschluß hier zu bleiben.«
    Doch Nechludoff, welcher wußte, was diese Worte bedeuteten, näherte sich dem alten Manne und steckte ihm einen Dreirubelschein in die Hand, den er schon bereit gehalten hatte.
    »Na, zwingen kann ich Sie ja nicht, bleiben Sie noch einen Augenblick,«
    Der Oberaufseher wollte hinausgehen, als ein anderer Wärter in Begleitung eines großen, mageren Gefangenen, der einen großen, blauen Fleck am Auge hatte, in den Saal trat.
    »Ich komme, die Kleine zu holen,« sagte der Gefangene.
    »Ach, da ist ja Väterchen,« rief eine leise Kinderstimme, und ein kleiner Blondkopf erschien hinter der von der Rantzeff, Marie Pawlowna und Katuscha gebildeten Gruppe, die alle drei aus dem Rocke der Rantzeff ein neues Kleid für das kleine Mädchen nähten.
    »Komm, Kleine, leg' dich schlafen,« sagte der Sträfling in sanftem Tone.
    »Sie befindet sich hier sehr wohl,« versetzte Marie Pawlowna und betrachtete mitleidig das zerschlagene Gesicht des armen Mannes. »Lassen Sie sie uns da.«
    »Die Dame macht mir ein neues Kleid, ein schönes rotes Kleid, Väterchen,« sagte das Kind und zeigte ihrem Vater die Arbeit der Emilia Rantzeff.
    »Willst du bei uns schlafen?« fragte diese, indem sie sie streichelte.
    »Ja, ich will wohl, aber Papa soll auch bei mir schlafen.«
    Die Rantzeff lächelte, über ihr Gesicht huschte jenes Lächeln, das sie so schön machte.
    »Dein Vater muß in dem andern Saal schlafen. Aber er wird uns doch erlauben, dich bei uns zu behalten, nicht wahr?« sagte sie, sich nach dem Vater umwendend.
    »Machen Sie das, wie Sie wollen,« erklärte der Oberaufseher und ging mit den drei Wärtern hinaus.
    Kaum hatten die Aufseher den Saal verlassen, als Nabatoff sich dem Vater des kleinen Mädchens näherte und zu ihm sagte, indem er ihm seine starke Hand auf die Schulter legte:
    »Sag' mal, Bruder, ist es wahr, daß Karmanoff mit einem Verschickten den Namen wechseln will?«
    Das ruhige Gesicht des Sträflings nahm plötzlich einen düstern Ausdruck an, und seine Augen senkten sich.
    »Wir haben nichts davon gehört, Gott weiß, was für Lügen man erfindet,« erwiderte er und fuhr dann, ohne die Augen zu erheben, fort:
    »Nun, Anjutka, bleibe nur vergnügt weiter bei den schönen Damen,« fügte er hinzu und ging hastig hinaus.
    »Er weiß alles; was dieser Makar gesagt hat, ist sicherlich wahr,« sagte Nabatoff, sich an Nechludoff wendend.
    Dann schwiegen alle, denn sie fürchteten, den Zank von neuem losbrechen zu sehen. Simonson, der den ganzen Abend über nichts gesagt, und auf seinem Lager liegen geblieben war, erhob sich plötzlich mit entschlossener Bewegung. Er bahnte sich einen Weg durch die Gruppen und näherte sich Nechludoff.
    »Können Sie mir jetzt einen Augenblick Gehör schenken?«
    »Aber gewiß,« versetzte Nechludoff und stand auf, um ihm zu folgen.
    Als die Maslow sah, daß Nechludoff aufstand, errötete sie und wandte schnell den Kopf ab.
    »Ich habe über folgendes mit Ihnen zu sprechen,« begann Simonson, nachdem er Nechludoff in das kleine Vorzimmer geführt. Dieses Vorzimmer dröhnte in diesem Augenblick ganz von dem schrecklichen Lärm wieder, den die Kriminalverbrecher im Nebenzimmer und auf dem Korridor vollführten. Nechludoff, der wie betäubt war, zog die Stirn kraus, doch Simonson hörte offenbar nichts.
    »Da ich Ihre Beziehungen zu Katharina Maslow kenne,« so begann er, indem er seine gutmütigen, runden Augen gerade auf Nechludoffs Augen richtete, »so hielt ich mich verpflichtet ...«
    Doch als er diese Worte gesprochen, mußte er innehalten, weil in diesem Augenblicke zwei zankende Stimmen zu schreien anfingen:
    »Man sagt dir doch, ich sei es nicht, du Schwein,« rief die eine.
    »Gieb es mir zurück, du Dreckkerl!« schrie die andere.
    Plötzlich zeigte sich Marie Pawlowna in dem Vorzimmer.
    »Was hat denn das für einen Sinn, sich hier zu unterhalten?« sagte sie. »Kommen Sie lieber in unsere Stube, ich glaube, sie ist leer.«
    Sie führte Simonson und Nechludoff in die zweite der beiden Stuben, ein kleines, viereckiges Gemach, in welchem die Frauen der Abteilung schliefen. Das Zimmer war aber doch nicht leer; denn die Bogoduschoffska befand sich darin; sie lag in ihrem Bett und wandte das Gesicht nach der Wand zu.
    »Sie hat Kopfschmerz; sie schläft und wird

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