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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Waffenhändler in der Bahnhofstraße. Den Perterer. Den jungen Perterer. Weil natürlich der alte Perterer – eine tragische Geschichte. Aber das ist nicht der erste Geschäftsmann gewesen, den eine Steuerprüfung aufgenudelt hat. Aber wenn es heute einen Trafikanten erwischt oder einen Bäcker, der hat nicht so eine gefährliche Ware im Geschäft. Kann er nicht die Ware praktisch gegen sich selbst richten. Dann schläft er einmal drüber, und am nächsten Tag bringt er sich auch nicht mehr um, Steuern hin oder her.
    Aber natürlich bei einem Waffenhändler. Hat der alte Perterer die
Smith & Wesson
gegen sich selbst. Das ist aber jetzt auch schon wieder ein Jahr hergewesen, noch vor dem Brenner seiner Zeit.
    Der junge Perterer hat in Paris studiert, wie die tragische Sache mit seinem Vater gewesen ist. Sprachen hat der studiert. Jetzt hat er heim müssen, das Geschäft übernehmen. Der hat sich für Waffen zwar weniger interessiert, aber die Mutter allein daheim, und da hat er sich gesagt, wieso soll ich dauernd in Paris den Boulevard auf und ab gehen, wenn ich daheim ein sauberes Waffengeschäft habe. Und mit den Steuern hat ihm der Bürgermeister ein bißchen geholfen, weil ein junger Mensch, da haben die Zeller gesagt, helfen wir ihm ein bißchen.
    «Haben Sie sich entschieden?» fragt der junge Perterer gleich, wie der Brenner ins Geschäft kommt. Weil das ist jetzt insgesamt schon das vierte Mal gewesen, daß der Brenner zu ihm gekommen ist.
    «Ich weiß nicht», sagt der, und das ist die Wahrheit gewesen, weil er ist immer noch geschwankt zwischen drei Modellen, die alle ihre Vorteile gehabt haben.
    «Nur schön Zeit lassen», sagt der junge Perterer, weil der ist alles andere als ein aufdringlicher Verkäufer gewesen, ganz anders als sein Vater. Aber der Brenner hätte es sich jetzt fast gewünscht, daß ihm der junge Perterer was aufdrängt, weil selbst hat er sich ja doch nicht entscheiden können.
    «Ich glaube fast, daß ich die
Walther
nehmen werde.»
    «Ja, die
Walther,
da kann man nichts falsch machen.»
    «Obwohl – gefallen tut sie mir nicht.»
    «Das ist natürlich Geschmackssache.»
    «Der Griff gefällt mir nicht.»
    «Ja, der Griff ist Geschmackssache.»
    «Der Lauf gefällt mir.»
    «Der Lauf ist eins a.»
    «Aber der Griff.»
    «Dann nehmen Sie die
Smith & Wesson,
die hat einen schönen Griff.»
    Aber nicht, daß der junge Perterer dem Brenner die teuere
Smith & Wesson
hätte einreden wollen. Der Brenner hat sich ja jetzt schon wochenlang im Kreis gedreht, soll ich die
Walther
nehmen oder die
Smith & Wesson.
    «Oder können Sie mir doch die
Glock
noch einmal herausgeben.»
    Der junge Perterer hat ihm ohne eine Spur von Ungeduld die
Glock
aus dem Schrank geholt.
    «Schön leicht ist sie halt, die
Glock»
, sagt der Brenner.
    «Und eine Präzision.»
    «Glauben Sie, daß ich die
Glock
nehmen soll?»
    «Die amerikanische Polizei hat auch die
Glock.
»
    «Ja, vielleicht daß ich die
Glock
nehme», sagt der Brenner und legt die
Glock
auf den Ladentisch vom jungen Perterer zurück.
    Aber nicht, daß du glaubst, der Brenner hätte was gegen Waffen gehabt, praktisch prinzipiell. In seiner ruhigen Art ist der sogar ein sehr guter Schütze gewesen. Dienstlich hat er zwar nie einen erschossen, aber Übung Spitze. Das ist die Atemtechnik gewesen, weil der Brenner hat sich wegen seinem dauernden Kopfweh einmal von einem Yogalehrer so eine Atemtechnik zeigen lassen. Jetzt, gegen das Kopfweh hat es nichts genützt, aber beim Schießen gewaltiger Vorteil.
    «Vielleicht schau ich am Abend noch einmal vorbei», sagt der Brenner zum jungen Perterer und macht sich eilig auf den Weg. Er hat jetzt wirklich keine Ruhe zum Aussuchen gehabt. Er hat ja ins
Feinschmeck
müssen. Aber heute ist es nicht die Serviererin Erni gewesen, weshalb es ihn so ins
Feinschmeck
gezogen hat.
    In den fünfziger Jahren muß das
Feinschmeck
das modernste Lokal weit und breit gewesen sein. Wie der Brenner jetzt das Lokal betritt, fällt sein Blick zuerst auf die Instrumente von der Tanzband, die da an drei Abenden in der Woche spielt, weil das ist immer schon so gewesen, daß im
Feinschmeck
Musik ist. Aber mehr hat der Brenner natürlich nicht gebraucht.
    «Rien n’a change, mais pourtant tout est different», spielt ihm sein Hirn beim Anblick der Instrumente sofort wieder vor.
    Das
Feinschmeck
ist noch fast leer gewesen. Nur die Tarockierer sind natürlich hier gewesen, und an einem zweiten Tisch ist eine alte Frau gesessen und hat mit

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