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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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sie für ihn im Vergolder-Schloß geklaut. Genauso wie sie dort für Sie die Liftschlüssel besorgt hat.»
    «Clare», hat die Clare gesagt.
    Das ist alles gewesen. Dann hat keiner mehr was gesagt. Alle vier sind stumm dagesessen, und der Fernseher ist auch ohne Ton gelaufen. Und wie der Brenner sich langsam wieder gefangen hat, wie er schon zu einer Frage ansetzen hat wollen, ist es zu spät gewesen. Ein grausames Schnarren hat sie aufgeschreckt und aus ihrer Lethargie gebeutelt. Und die Person, die es erzeugt hat, hat den Finger nicht von der Klingel genommen, bis die Handlose den Türöffner gedrückt hat.
    Einen Augenblick später sind schon die zwei Gendarmen hereingestürmt: der Kollarik voraus, der Hochreiter hintennach. Und sind noch gar nicht richtig in der Wohnung gewesen, da hat sich der Kollarik schon die Seele aus dem Leib geschrien. Falls das überhaupt geht, daß man sich ein und dieselbe Seele immer wieder aus dem Leib schreit. Weil der Kollarik, zu dem haben die Zeller immer «Kolleriker» gesagt.
    Jetzt, warum hat der den Brenner so angeschrien. Der Brenner hat nur soviel verstanden, daß der Taxler Goggenberger ihn angezeigt hat. Jetzt hat zwar der Hochreiter einen Stern weniger als der Kollarik auf seiner Uniform gehabt. Aber während der Kollarik noch herumgeschrien hat, hat der Brenner dem Revierinspektor Hochreiter etwas ins Ohr gesagt.
    Der Hochreiter hat so eine rote Haut gehabt, da hast du gleich gesehen: Segeln oder Gletscher-Schifahren. Aber trotzdem. Mit jedem Wort vom Brenner ist sein Gesicht noch röter geworden. Und dann natürlich der Kontrast von der blauen Uniform. Daß sogar der Kollarik aufgehört hat zu schreien, wie er den Hochreiter rot anlaufen sieht.
    Dann ist es schnell gegangen. Weil diese Dinge, zuerst ziehen sie sich Monate und Jahre, und dann, wenn es soweit ist, geht es so schnell, daß du es fast übersiehst.
    Weil die Handlose hat sich gar nicht die Mühe gemacht, irgendwas abzustreiten. Und der Hochreiter sagt, aber interessant, was für einen Respekt der in seiner Stimme gehabt hat:
    «Sie sind sich hoffentlich darüber im klaren, daß wir Sie mitnehmen müssen, Frau Antretter.»
    Und das ist natürlich der Augenblick vom Kollarik gewesen. Der hat sowieso einen Zorn gehabt, daß er sich lächerlich gemacht hat mit seinem Geschrei. Da ist «mitnehmen» sein Stichwort gewesen. So schnell schaust du gar nicht, steht er schon bei der Schwester des Vergolders und hat die Handschellen heraußen.
    Aber die Handlose hat nur eine verlegene Geste gemacht und mitleidig gesagt:
    «Jetzt wissen Sie nicht, wo Sie bei mir die Handschellen hingeben sollen.»
     

14
    Wie der Brenner seine Buwog-Wohnung aufgesperrt hat, ist es ihm vorgekommen, als wäre er wirklich ein Dreivierteljahr weg gewesen. Obwohl natürlich, der ist immer wieder einmal herausgefahren, nachschauen, ob alles ding ist.
    Aber jetzt doch irgendwie sentimental, weil Zell abgeschlossen, und
was,
soll jetzt aus dem Brenner werden. Du darfst eines nicht vergessen, das ist ja ein ausgesprochener Glücksfall gewesen, daß der gleich diesen Auftrag bekommen hat, wie er von der Kripo weggegangen ist.
    Eines hat er aber noch zu tun gehabt. Weil er hat jetzt endlich den Bericht für das Detektivbüro Meierling schreiben müssen. Und weil er schon gewußt hat, wenn ich ihn nicht gleich schreibe, schreibe ich ihn überhaupt nicht mehr, hat er sich nicht einmal einen Kaffee gemacht. Nur schnell eine Tablette, weil die erste, die er schon im Zug genommen hat, hat überhaupt nicht gewirkt. Aber dann sofort die Schreibmaschine ausgepackt und geht schon.
    Aber in dem Moment, wo er gerade das Datum schreiben will, läutet das Telefon. Jetzt – soll ich hingehen, oder soll ich nicht hingehen, aber es hört nicht auf zu läuten, geht er doch hin:
    «Ja – Brenner.»
    «Habe die Ehre, Brennero!»
    «Sie haben sich leider verwählt, das ist der automatische Anrufbeantworter.»
    «Untertänigst! Das trifft sich gut! Hier ist der automatische Fragensteller, Monsieur Mandl!»
    «Ich hab leider nur einen Viertelanschluß, Mandl. Die Nachbarn wollen auch einmal telefonieren.»
    «Bei einem Viertelanschluß kann man ja gar keinen Anrufbeantworter anschließen. Du wirst es doch nicht persönlich sein, Brenner?»
    «Was willst du, Mandl?»
    «Interview mit dem genialen Geheimspion.»
    «Geh zum Nemec, der macht so was gern.»
    «Das ist Arbeitsbehinderung, Brenner. Und wenn du jetzt stempeln gehst, wer soll dann deine Arbeitslose bezahlen,

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