Auferstehung

vor. »Seine Freunde würde es wohl kaum stören.
Aber dir ist schon klar, was sie von dir erwarten werden,
oder?« Frankie starrte sie nüchtern an. »Julie, ich
bin ein Profi.«
    »Du bist in Ordnung, Frankie. Ich bin froh, dass du
Pau la ausgeknipst hast. Wir sehen uns morgen. Das wird be stimmt
lustig!«
    Damit schlenderte sie davon,
gesellte sich zu einer anderen Gruppe von Frauen und fügte ihre Stimme in das
stete Gemurmel, das den Raum erfüllte.
    »Warum willst du das tun?«, fragte
Gina bestürzt. »Mein Gott, ist dir eigentlich klar, was für einer Lage du dich
damit aussetzt?«
    »Keiner anderen als der, die uns
jede Nacht im Fleischwagen blüht.« »Warum willst du es dann freiwillig tun?«
»Zwecks Forschung.«
    »Forschung? Was solltest du dabei
studieren können?« »Fürs Erste«, antwortete Frankie und lehnte sich auf die
Matratze zurück, »möchte ich lernen, wie man einen Hum-Vee fahrt.«
    Später in jener Nacht teilten Gina
und Aimee das Bett mit ihr, da der Raum überfüllt war. Aimee schlief zwischen
den beiden Frauen und kuschelte sich im Schlaf an Frankie. Frankie lag reglos
da und starrte an die Decke. Es dauerte lange, bis sie einschlief.
    NEUNZEHN
    U m vier Uhr
früh am nächsten Morgen erwachten die batteriebetriebenen Megafone zum Leben
und brüllten den Weckruf durch die verwaisten Straßen.
Binnen fünf Minuten nach dem ersten Ton traten die Soldaten ordnungsgemäß an:
angekleidet, bewaffnet, aufbruchbereit. In der ganzen Stadt herrschte reges
Treiben. Gardisten rannten bald hierhin, bald dorthin, um Befehle auszuführen.
Der Fuhrpark erwachte mit dem Geräusch laufender Motoren, und HumVees,
Lastwagen und Transporter begannen, nacheinander aus den Gebäuden zu fahren.
Einige beförderten Lebensmittelvorräte, andere notwendige Utensilien: Decken,
Wasser, Kraftstoff, Öl, Ersatzteile, Generatoren (beim Verhör hatte Baker
deutlich zum Ausdruck gebracht, dass in Havenbrook kein Strom mehr verfügbar
war), Waffen, Munition, Kleidung und alles andere, was sie brauchen würden.
Andere Lastwagen waren für menschliche Fracht vorgesehen.
    Die Türen zum Fitnesscenter, zum Kino
und zu anderen Gefangenenbereichen wurden aufgerissen, und die verschlafenen,
verängstigten Zivilisten wurden draußen zusammengetrieben. Unter vorgehaltenen
Waffen klammerten sie sich aneinander, um sich gegenseitig in der frostigen
frühmorgendlichen Luft zu wärmen. Eine Reihe Lastwagen blieb geräuschvoll vor
ihnen stehen, und die Soldaten begannen, sie in die Anhänger zu scheuchen. Ein
ehemaliger Banker und ein Angestellter eines Lebens mittelladens
versuchten, sich in den Wirren davonzustehlen. Schüsse peitschten durch die
Dunkelheit, als sie entdeckt und abgeknallt wurden. Danach gab es keine
Fluchtversuche mehr.
    Jim, Martin, Baker und Haringa
blieben zusammen, als ihre Gruppe auf einen wartenden
Anhänger zutrottete. Zwei Gar disten kamen auf sie zu und
ergriffen Baker an den Armen.
    »Sir, ich bin Private Miccelli, und
das ist Private Lawson. Sie müssen mit uns kommen.« Jim trat
zwischen sie. »Warum? Wohin bringt ihr ihn?« Miccelli sah
ihm in die Augen und lächelte. »Möchtest du gern einen
Schuss in den Bauch und zurückgelassen werden? Wenn nicht, dann kümmere
dich besser um deinen eigenen Scheiß, Freundchen.«
    Ohne sich von der Stelle zu
rühren, ballte Jim die Hände an den Seiten zu Fäusten. Martin legte ihm rasch
eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm ins Ohr. »Nicht jetzt. Und nicht
so. Das wird Danny nicht helfen.« Behutsam schob er Jim vorwärts Pachtung
Lastwagen. »Viel Glück, meine Herren!«, rief Baker ihnen nach. »Ich bin sicher,
wir sehen uns wieder, bevor all das vorbei ist.«
    Martin winkte ihm zu. »Ihnen auch,
Professor. Gott ist bei uns.«
    Als sie den Wissenschaftler
abführten, drehte Baker sich plötzlich um und schrie zu ihnen zurück. »Mr.
Thurmond! Ihr Sohn lebt! Ich spüre es auch!« »Gehen wir!«, zischte Miccelli. Er
schlug Baker mit der Faust gegen den Hinterkopf und löste das M-16 von der
Schulter.
    Jim, Martin
und Haringa stapften mit dem Rest der Männer auf den Laster zu. Bevor sie ihn
erreichten, war der Anhänger voll, und ihre Reihe wurde angehalten. Die
Soldaten schwangen die Türen zu, versiegelten sie mit einem dünnen Versandband
aus Metall und winkten den Wagen weiter. Er fuhr los, und ein anderer rollte an
seine Stelle.
    Nacheinander wurden die Männer
gezwungen, in den Anhänger zu klettern. Oben angekommen hielt Jim inne und
streckte