Auferstehung
Straße
hinaufzukriechen. Dann hörte er es. Fern, aber unverkennbar.
Das Dröhnen eines aufgemotzten
Wagens, unverwechselbar und wundervoll. Zwei Scheinwerfer durchdrangen die
Dunkelheit. Reifen quietschten, und der Motor brüllte, als die Gänge gewechselt
wurden.
»O Gott sei Dank«, schluchzte er
erleichtert und richtete sich mühsam auf. Er trat hinaus auf die Straße und
schwenkte die Arme über dem Kopf. »Hey! Hier drüben!«
Der Wagen donnerte die Straße
herab. Der Strahl der Scheinwerfer erfasste ihn und tauchte ihn in Licht. Er
ging einen weiteren Schritt vor. Das Auto beschleunigte und raste auf ihn zu.
»Mist!«
Jim sprang aus
dem Weg und stürzte zurück, hinab in den Kanal. Im Springen erhaschte er
einen Blick auf den Fahrer und die Passagiere. Es waren Zombies.
Jim rollte sich auf die Füße und
kauerte in der Finsternis. Mit kreischenden Reifen kam der Wagen zum
Stillstand. Der Geruch verbrannten Gummis trieb in der Luft.
Jim umklammerte die Pistole.
Der Motor brummte im Leerlauf. Dann
wurde eine Autotür zugeschlagen, gefolgt von einer weiteren. Und einer dritten.
»Habt ihr das gesehen?« Die Stimme
hörte sich wie Schleifpapier an. »Ich hab ihn voll erwischt!«
»Nein, hast du nicht«, krächzte eine
andere Stimme. »Du hast ihn nicht mal berührt.«
»Und du hättest es gar nicht erst
versuchen sollen«, tadelte eine dritte Stimme. »Was nützt der
Körper, wenn er so zertrümmert ist, dass er sich nicht mehr bewegen kann?«
»Pah. Es gibt genug davon für all
unsere Brüder. Lasst uns mit diesem ein wenig Spaß haben.«
Jim kroch rücklings auf eine
Baumreihe zu. Ein Schädel, über den sich zerfetztes Fleisch spannte, spähte
über den Rand der Böschung.
»Hey, Fleisch! Wo willst du denn
hin?«
Zwei Weitere tauchten auf, dann
begannen sie, langsam den Hügel herabzuklettern. Jim hob die Pistole an und
feuerte, dann drehte er sich um und flüchtete in den Wald.
Ihre höhnischen Pfiffe und Rufe
hallten zwischen den Bäumen wider, während er rannte. Mit geducktem Kopf
preschte er durch die an ihm haftenden Ranken und bahnte sich einen Weg durch
das Unterholz. Zweige eines umgestürzten Baumes erfassten ihn — einen
schrecklichen Augenblick dachte er, der tote Baum wäre vielleicht auch ins
Leben zurückgekehrt. Dann brachen die Zweige, und er hetzte weiter.
Als er tiefer in den Wald
gelangte, blieben die Laute der Verfolger hinter ihm zurück. Jim blieb stehen,
um nach Luft zu schnappen, lehnte sich gegen eine Eiche und lauschte
aufmerksam. Im Wald war es totenstill. Kein Vogel zwitscherte kein Insekt
zirpte. Rein gar nichts war zu hören, nicht einmal der Wind.
Sein Verstand überschlug sich, als
er zu beschließen versuchte, was er als Nächstes tun sollte. Sie konnten reden,
Feuerwaffen bedienen und sogar verfluchte Autos fahren! Gab es überhaupt etwas,
wozu sie nicht in der Lage waren?
Er dachte zurück an die
Zombiefilme, die er sich im Lauf der Jahre angesehen hatte. In den Filmen waren
die Kreaturen alles andere als klug. Sie schlurften bloß als hohle, geistlose
Fressmaschinen herum. Die einzige Ähnlichkeit, die er zwischen den Filmen und
dem wahren Leben feststellen konnte, war, dass sie sich langsam bewegten und
lebendes Fleisch fraßen.
Ihre mangelnde Geschwindigkeit
stellte einen offensichtlichen Vorteil dar. Er brauchte lediglich vor ihnen zu
bleiben. Doch was ihnen an Beweglichkeit fehlte, glichen sie durch Gerissenheit
aus. Sie waren intelligent. Sie konnten vorausplanen und Situationen abwägen.
Es würde nicht reichen, vor ihnen
wegzulaufen. Er musste schlauer sein als sie.
Ursprünglich hatte er vorgehabt,
sich zu Fuß nach White Sulphur Springs durchzuschlagen und vom Chevy-Autohaus
dort einen Wagen zu stehlen. Dann wollte er über die Interstate 61 zur 81 nach
Norden. So käme er bis nach Pennsylvania, von wo aus er sich anschließend
Richtung New Jersey halten konnte.
Nun erkannte Jim den Fehler in
diesem Gedankengang. Die Kreaturen konnten fahren, außerdem hatte er keine
Ahnung, in welchem Zustand die Autobahnen waren. Die Zombies konnten überall
entlang der Straßen Fallen aufgestellt haben und auf arglose Überlebende wie
ihn lauern.
Aber zu Fuß war es unmöglich !
Er musste zu Danny, und zwar sofort. Die Fahrt nach New Jersey dauerte
zwölf Stunden. Ein Fußmarsch war undenkbar. Bis er dort einträfe, wäre sein
Sohn längst tot. Selbst die Zwölfstundenfahrt bot keine Garantie, dass er noch
rechtzeitig bei Danny ankäme.
Was also soll ich
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