Auferstehung

hier.
    Neben all den Tieren waren nun
auch noch sie im Zoo.
    Wie auf ein Stichwort hörte sie
ferne Schüsse, auf die ein Schrei folgte. Marquons Handy begann zu klingeln.
    Was als Nächstes geschah, konnte
sie kaum glauben. Sie war überzeugt, dass es an den Nachwehen des Heroins
liegen musste.
    Der alte Mann ergriff das Telefon
und starrte es kurz an. Dann sprach er hinein.
    »Schickt mehr...«
    Mit einer blutigen Hand schaltete
er das Telefon aus und fraß weiter.
    Auf Händen und Knien kroch Frankie
in das nächste Abteil. Sie griff in die besudelte Porzellanschüssel und
spritzte sich Wasser ins dreckige Gesicht. Dann stand sie auf und versuchte
nachzudenken.
    Mittlerweile hörte sie ganz in der
Nähe Stimmen — Stimmen, die sie erkannte.
    »Verdammt, Bruder! Sieh dir die
Scheiße an.«
    Horn Dawg.
    »Dieser Pisser Marquon. Ich hab
dem Nigger noch gesagt, dass er auf seinen Arsch aufpassen soll. Und jetzt
schau ihn dir an.«
    T-Bone.
    »Holla, na, so was! Nachtisch! Ich
habe gleich Zeit für euch, meine Herren. «
    Der Zombie.
    Die Antwort bestand aus einer Salve
von Schüssen, auf die weiteres Klingeln folgte. Zuerst dachte Frankie, es wäre
nur in ihren Ohren, doch dann wurde ihr allmählich klar, dass es sich um ein
weiteres Mobiltelefon handelte.
    »Ja«, knurrte T-Bone und ließ das
Klingen jäh verstummen. »Was ist?«
    Kurze Stille, dann: »Ihr dämlichen
Scheißer! Was soll das heißen, er hat ihn aus dem verfluchten Käfig gelassen?
Hat er etwa gedacht, die Schlampe hätte sich dort drin bei dem Vieh versteckt?«
    Frankie kehrte gerade rechtzeitig
an ihren Beobachtungsposten an der Tür zurück, um zu sehen, wie T-Bone das
Handy wütend in die Tasche steckte. Der Zombie lag als von Kugeln durchsiebter
Haufen zu seinen Füßen.
    »Wer war das?«, wollte Horn Dawg
wissen.
    »Dieser Trottel von C. Er sagt, Willie
hat den bekackten Löwen aus seinem Käfig gelassen. Dachte, die Nutte hätte sich
dort drin versteckt. Das dämliche Arschloch hat das Schloss aufgeschossen.«
    »Mann, vielleicht sollten wir die
Sache abblasen«, gab Horn Dawg zurück, dessen Züge aschfahl wurden. »Ein
beschissener Löwe, der frei rumläuft? Das gefallt mir überhaupt nicht.«
    »Ach was, scheiß auf den Löwen«,
spie T-Bone ihm entgegen. »Und scheiß auf dich. Wir hauen hier nicht ab, bevor
wir sie gefunden haben. Und jag Marquon eine Kugel in den Kopf. Wir können's
nicht brauchen, dass er wieder aufsteht und versucht, einen Bruder zu fressen.«
    Horn Dawg gehorchte mit einem
einzigen Schuss. Dann schaute er T-Bone an.
    »Hat C gesagt, ob der Löwe
lebendig oder tot war?«
    »Was glaubst
du wohl, Nigger? Wie lange sitzen die Viecher hier jetzt schon in ihren Käfigen
fest? Denkst du wirklich, er wäre noch am Leben? Und ich sag dir noch was:
Dieser dämliche C ist auf Crack. Er hat doch tatsächlich behauptet, der Löwe
hätte mit ihm geredet!«
    Das plötzliche Knurren aus den
Büschen hinter dem Brunnen war tief und grollend — eine Symphonie perfekter
animalischer Urgewalt. Dann teilte sich das Blätterwerk, und der König des
Dschungels trottete in den Mondschein.
    Der König ist tot. Lang lebe der
König.
    Der Löwe grinste.
    Dann rannte er los, und die beiden
Gangster suchten Zuflucht.
    Frankies Zuflucht.
    Sie preschte in ein Abteil, schlug
die Tür zu und zog die Füße hoch, als auch schon die äußere Tür krachend
aufgeworfen wurde.
    »Erschieß das Drecksvieh«, schrie
Horn Dawg. »Verpass dem Scheißer eine Kugel!«
    Doch T-Bone drückte stattdessen
die Tür zu und stemmte sich mit der Schulter dagegen.
    »Ich kann ihn nicht abknallen,
Nigger! Mein Magazin ist leer. Deshalb hab ich dich Marquon ein Ding verpassen
lassen! Und jetzt zieh den Mülleimer hier rüber und stell ihn vor die Tür!«
    »Mann, ein verdammter Mülleimer
wird 'nen toten Löwen wohl kaum aufhalten«, raunte Horn Dawg, als er den
Abfalleimer vor die Tür schleifte. »Ich hoffe bloß, er ist zu groß, um durch
die Tür zu passen. Sonst sind wir am Arsch.«
    »Diese Schlampe - diese Nutte ist
am Arsch, wenn ich ihren stinkenden Junkiehintern zu fassen kriege. Sie hat
mich in diese Scheiße reingeritten ...«
    Ein Kratzen an der Tür ließ die
beiden verstummen. Fran-kie kauerte im abgeschlossenen Abteil auf der
Kloschüssel
    und wagte kaum zu atmen. Wenn
dieses Ding hier hereinkam, würde es nicht aufhören, nachdem es mit T-Bone und
Horn Dawg fertig war. Wenn sie sich bewegte und die beiden Gangster auf sie
aufmerksam wurden, wäre der