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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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Löwe ein Segen. Davon war sie überzeugt, und
die Gewissheit presste ihr fette Schweißtropfen durch die Poren, als ihr klar
wurde, dass sie sterben würde.
    O Gott, warum nur hatte ihr
der Stoff ausgehen müssen? Warum musste es so enden? Sie wollte nicht so
sterben — warum konnte sie nicht glücklich abtreten? Warum nicht, während sie
high war? Die Toilettenschüssel fühlte sich kalt unter ihren Füßen an. Der Löwe
sprach. Jedes Wort wurde von einem Knurren unterlagert, ab Stimmbänder, die
noch nie Worte geformt hatten, es zum ersten Mal versuchten.
    Es war eine Sprache, die Frankie
noch nie gehört hatte - ebenso wenig wie sonst jemand auf dem Planeten. Es war.
als vernichte etwas in dem Löwen zu sprechen - als liehe es sich die
Stimmbänder des Tieres für eigene Zwecke. Allerdings war die Zunge eines Löwen
nicht zum Sprechen geschaffen. Oder doch?
    »Schifferscheiße«, flüsterte
T-Bone. als der Löwe abermals an der Tür kratzte, diesmal nachdrücklicher.
    »Ja, Mann, wir müssen hier raus,
und zwar verdammt schnell.«
    »Mann«, herrschte T-Bone ihn an,
»dann such gefälligst nach einem beschissenen Weg raus!«
    Mittlerweile hörte das Kratzen
sich wütend an, ebenso das Knurren und die entstellten Worte dazwischen. Der
Abfalleimer erbebte, als die Pfoten des Löwen von der anderen Seite gegen die
Tür hieben. Frankie hörte, wie die beiden Gangster an ihrem Abteil
vorbeirannten und versuchten, durch das
    Fenster auf der gegenüberliegenden
Seite zu klettern. Es war hoch oben in der Wand eingebaut, weshalb sich T-Bone
auf Horn Dawgs Schultern stellen musste, um es zu erreichen. Sie hörte das
Klirren von Glas, als der Pistolengriff die Scheibe zerschlug.
    Frankie zwang jede Faser ihres
Körpers zur Ruhe. Wenn sie sich verriet, war sie tot.
    Wenigstens waren T-Bone die Kugeln
ausgegangen. Vielleicht hatte sie eine Chance. Sicher, bestenfalls eine
winzige, doch das war immer noch besser, als auf einer Kloschüssel zu kauern,
während ein toter Löwe in das Toilettenhäuschen einzudringen versuchte, oder
von T-Bone und Horn Dawg erwischt zu werden.
    Frankie hielt den Atem an, denn
sollte sie jetzt auffliegen, weil sie Luft holte, würde es ihr letzter Atemzug
sein. Sie musste warten, bis der Löwe hereinkam.
    T-Bone beseitigte die Glasscherben
aus dem Rahmen und begann, sich hochzuziehen, als die Tür des
Toilettenhäuschens krachend aufschwang. Horn Dawg kreischte. T-Bone kletterte
auf den Fenstersims.
    »Zieh mich rauf. Nigger! Zieh mich
rauf«, brüllte Horn Dawg. Frankie hörte, wie er versuchte, die glatte
Fliesenwand zu erklimmen. Vergeblich schabten seine Schuhe dagegen. Dann
vernahm Frankie einen dumpfen Laut. T-Bone zog sich durch das Fenster.
    »Du verdammtes Stück ...» Horn
Dawg sprach den Satz nie zu Ende, weil die mächtigen Kiefer des Löwen ihm das
Rückgrat durchbissen.
    Frankie schloss die Augen und
versuchte, die Fressgeräusche des Löwen, die unerträglich schmatzenden,
reißenden Laute zu ignorieren. Doch da war noch ein anderes Geräusch. Es war
leiser und verbarg sich unter den grausigen
    Klängen des Gemetzels. Ein stetes, beharrliches
Summen. Frankie brauchte eine Weile, um zu begreifen,
dass es von den Fliegen stammte, die sich unter der Haut des toten Lö wen
eingenistet hatten.
    Der Gestank war entsetzlich, ein
erstickender Moder feuchten Fells und verwesenden Fleisches,
neben dem sich der Geruch der Pissoirs in der gegenüberhegenden Ecke re gelrecht angenehm ausnahm.
    Frankie sprang aus ihrer kauernden
Haltung auf und stieß die Tür des Abteils auf, als ihre
Füße den Boden trafen. Au ßer ihrem rasselnden, abgehackten Atem, den die
Fliesen ver stärkten, waren alle Geräusche verstummt. Der Löwe
drehte ihr langsam die zerfledderte Mähne zu und
brüllte wie in ei nem Stummfilm. T-Bone schrie etwas von seinem
Aussichts punkt am Fenster herab, doch auch das war
ausgeblendet.
    Der Löwe drehte sich ihr zu. Teile
von Horn Dawg baumelten aus seinem schwarzen Rachen. In den eingesunkenen Augen
loderte Hunger. Tote Muskeln, die längst über die Totenstarre hinauswaren,   spannten sich wie Stahlfedern, als er zum
Sprung ansetzte.
    Frankie erfasste den Türgriff und trat
verzweifelt gegen den Abfalleimer, den der Löwe beiseitegeschleudert hatte. Sie
drückte aus Leibeskräften, aber die Tür rührte sich nicht. Wimmernd warf sie
sich mit der Schulter dagegen. Immer noch gab die Tür nicht nach.
    Mittlerweile kehrten die Geräusche
zurück und schwollen an. Der Löwe

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