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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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umklammerte den Rand des Hausmeisterwaschbeckens. Er begann zu
heulen wie ein kleines Kind und vergaß vorübergehend, dass Stille den Schlüssel
zum Überleben darstellte. Die Tränen waren zu zahlreich, um sie zurückzuhalten,
zu übermächtig, um sie zu beherrschen. Ein gequälter Schrei brannte ihm in der
Kehle. Die Tränen flossen weiter, und er kauerte eine lange Weile in dieser
Haltung.
    Er hörte nicht, wie die Tür sich
hinter ihm öffnete.
    Baker hatte ihr den Rücken
zugekehrt. Seine Schultern hoben und senkten sich, während er weinte. Kurz
schlug er die Augen auf und schaute in das Waschbecken hinab. Der Raum drehte
sich, und Baker begann trotz des Schweißes auf seiner Stirn zu schaudern. Ein
Schatten fiel über ihn.
    Bakers Beine knickten ein, und
sein Kopf schlug auf den Waschbeckenrand, als er zu Boden sackte.
    Die Gestalt an der Tür stöhnte
etwas Unverständliches und kam auf ihn zu.
    Baker regte sich, dann erstarrte
er mit geschlossenen Augen.
    Etwas bewegte sich in der
Dunkelheit. »Nnnnng.«
    O Gott! Eine der Kreaturen war
hereingekommen, während er bewusstlos
gewesen war!
    Er ließ die Augen geschlossen und
dachte nach. Nach den Lauten zu urteilen, befand sich der Zombie unmittelbar
über ihm. Seine Pistole steckte in seinem Rucksack, was bedeutete, dass sie
ebenso gut auf dem Mond hätte liegen können. Er war hilflos.
    Die Kreatur trällerte in einem
sonderbar beschwingten Muster vor sich hin, als wäre die Zunge entfernt worden.
»Nnnnng. Neennnng.« Baker erkannte, dass sie sang.
    Das Ding berührte ihn und legte
ihm etwas Kaltes und Feuchtes auf die Stirn. Wasser rann ihm in die Augenwinkel
und über die Wangen. »Wasa. Jech wigs gü becha gen. Ach aaf.« Eine Hand
tätschelte behutsam seine Wange. Baker zwang sich, reglos zu bleiben und
stemmte sich gegen den Drang zu schreien.
    Das Fleisch an seinem Gesicht
fühlte sich nicht tot an. Es war warm und weich. Außerdem stank die Kreatur
nicht nach Verwesung. Stattdessen roch sie nach ungewaschenen Achselhöhlen und
Schweiß — ganz so wie Baker selbst. »Ach aaf füü Wuhm.«
    Mit heftig pochendem Herzen schlug
Baker die Augen auf. Ein rundes, dreckiges Gesicht bückte mit kindlicher Freude
auf ihn herab und grinste glücklich, als die Gestalt sah, dass er wach war. Der
Junge kauerte sich auf die Hacken zurück und sprach. »Guuu ich aach! Uchuu!«
    Baker nahm sich den feuchten
Lappen von der Stirn und musterte seinen Wohltäter. Sein Alter war schwer zu
erraten, musste aber zwischen vierzehn und neunzehn Jahren hegen, vermutete er.
Nach den Gesichtszügen und Entstellungen zu urteilen, litt der Junge an einer
Form von Entwicklungsstörung. Welcher Art, konnte Baker nicht feststellen.
»Danke«, sagte er, nickte und lächelte freundlich. »Geen gecheen!« Gern
geschehen vielleicht?
    Baker wandte sich ab, um den
Lappen ins Waschbecken
    zu legen. Dabei fragte er: »Mein
Name ist Professor Baker. Und wie heißt du?«
    Der Junge
antwortete nicht. Baker schaute über die Schulter zurück. Mit fragendem Blick
sah der Junge zu ihm auf.
    »Geen gecheen!«, meinte er
abermals.
    »Wie heißt du, mein Freund?«,
erkundigte sich Baker. Mit vor Konzentration gerunzelter Stirn starrte der
Junge auf seine Lippen. Frustriert schüttelte er den Kopf, schaute weiter hin
und wartete darauf, dass Baker sich wiederholte.
    Er liest von meinen Lippen! Er ist
taub!
    Baker kniete sich vor ihn auf den
Boden und formte die Worte sorgfältig.
    »Mein Name ist Baker«, erklärte er
und deutete auf seine Brust. »Wie ist dein Name?«
    Verständnis flackerte in den Augen
des Jungen auf. Freudig klatschte er in die Hände.
    »Wuhm!«, rief er vergnügt und
zeigte mit dem Daumen auf sich.
    »Wurm?«, fragte Baker nach. Der Junge
nickte lebhaft, dann deutete er auf Baker.
    »Beeka?«
    »Ja, Baker.« Er legte dem Jungen
die Hand auf die Schulter und drückte sie. »Ich freue mich sehr, dich
kennenzulernen, Wurm.«
    »lich eue iich aaach!«, pflichtete
Wurm ihm bei.
    Baker lachte und vergaß für kurze
Zeit seine Tränen und Schuldgefühle.
    Baker teilte
die Beute aus den Verkaufsautomaten mit seinem neuen Gefährten. Abgesehen von
Wurms verzücktem Grunzen, während er die Schokoriegel verspeiste, fand keine
Unterhaltung statt. Der Junge pfiff und johlte vergnügt vor sich hin. Baker
grinste dazu.
    Wie mochte er allein und ohne
Beschützer überlebt haben? Baker konnte es nicht erahnen.
    Er klopfte Wurm auf die Schulter.
Erwartungsvoll sah der Junge ihn an. »Wo sind

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