Auferstehung
übrig hatte, und in der Finsternis konnte sie es nicht überprüfen. Wie
sollte sie sich einer Meute hungriger Ratten erwehren?
Frankie gähnte und schauderte, als
der erste Schüttelfrost des Entzugs einsetzte. Sie bekam Gänsehaut am ganzen
Körper. Diese Phase wurde als Cold Turkey - kalter Truthahn -bezeichnet, weil
man wie ein gerupfter Vögel aussah, wenn sie einsetzte.
Sie blieb stehen. War da etwas in der
Dunkelheit? Ein leises, tappendes Geräusch verhallte und verstummte.
Reglos stand sie da und hielt den
Atem an. Der Laut wiederholte sich nicht.
Sie schlurfte weiter und zuckte
zusammen, als ihre Finger mit etwas Rundem und Metallischem in Berührung gerieten.
Nach kurzem Tasten stellte sie fest, dass es sich um einen Türknauf handelte.
Einen unverschlossenen Knauf.
Frankie holte tief Luft und drehte
ihn herum. Knirschend öffnete sich die Tür. Staub rieselte ihr ins Haar und in
die Augen.
Der Raum hinter der Tür war noch
dunkler als der Tunnel. Vorsichtig trat sie durch den Eingang und zog die Tür
hinter sich zu. Kein Luftzug war zu spüren, kein Geräusch zu hören. Sie konnte
die Wände fühlen, sie aber nicht sehen. Eine Art Wartungs- oder Lagerraum, vermutete
sie. Vorerst war sie in Sicherheit.
Oder doch nicht?
Was, wenn ein Zombie hier lauerte
und nur daraufwartete, loszuspringen und sie zu fressen? Frankie roch die Luft.
Sie war schal und feucht, aber frei vom verräterischen Moder der Verwesung, den
die Untoten unweigerlich verströmten. Kein Kratzen von Fleisch oder
freiliegenden Knochen, kein Scharren von etwas, das sich bewegte, war zu
vernehmen.
Sie kauerte sich auf alle viere
und kroch vorwärts. Ihre Hände betasteten die fremdartigen Umrisse unvertrauter
Gegenstände. Dann stieß sie gegen eine Wand. Sie lehnte sich mit dem Rücken
dagegen und begann zu zittern.
Als Nächstes folgten die heißen
Wallungen, und obwohl sie ihre Ohren nicht sehen konnte, wusste sie, dass sie
rötlich schillerten. Ihr Atem ging in kurzen, abgehackten Stößen. Auch ihre
Augäpfel wurden heiß und fühlten sich an, als würden sie gleich aus den Höhlen
schmelzen. Frankie wusste, dass sie blutunterlaufen waren.
Sie würde hier unter der Erde
sterben. In einem verfluchten Lagerraum. In der Finsternis. Ohne Heroin. Sie
hätte sich von dem Löwen fressen oder sich von T-Bone und den anderen um die
Ecke bringen lassen sollen. Das wäre zumindest schneller gegangen.
Frankie wusste, dass sie noch
wenigstens eine Kugel übrig hatte. Sie dachte an das Baby. (Es war nicht
mein Baby.)
Die heißen Blitze gingen vorüber,
und der Schüttelfrost kehrte zurück, intensiv und schneidend. Ihr war klar,
dass bald die Schläfrigkeit folgen würde. Wenn diese Phase einsetzte, schlief
sie für gewöhnlich elf oder zwölf Stunden durch. Welches neue Grauen des
Entzugs danach auf sie wartete, wusste sie nicht. So weit war sie noch nie
gekommen. Bisher hatte es immer noch rechtzeitig einen weiteren Schwanz
gegeben, der sich für zehn oder zwanzig Mücken lutschen ließ, die sie sofort in
Stoff umsetzte. Sie gähnte ausgiebig. Schlafen. Das hörte sich gut an.
Frankie hatte nicht die Absicht,
je wieder aufzuwachen. Sie setzte sich den Lauf der Waffe an den Kopf, doch
dann überlegte sie es sich anders. Was, wenn sie verfehlte? Sie hatte schon von
so etwas gehört. Versuchte Selbstmorde, bei denen die Kugel wie ein Wagen auf
einer Rennstrecke die Hirnrinde entlangsauste und das Opfer grausamst
verkrüppelte, ohne den gewünschten Effekt zu erzielen. Abermals gähnte sie und
nützte die Gelegenheit, um sich
den Lauf in den Mund zu stecken.
Sie schmeckte Öl und Kordit und stellte fest, dass sie
diese Mischung dem Schweiß der Pimmel vorzog, die sich davor in ihrem Rachen
befunden hatten.
Kurz stählte sie sich, dann
drückte sie den Abzug, bevor sie die Nerven verlieren konnte.
Das Klicken der leeren Trommel
ertönte.
Frustriert schrie sie auf und
schleuderte die Pistole in die Dunkelheit. Ein metallisches Klirren ertönte,
als irgendetwas umkippte. Frankie schluchzte und schluchzte; die Tränen wollten
nicht versiegen.
Sie weinte immer noch, als sie das
Bewusstsein verlor.
Als sie erwachte, war sie sich
dessen zunächst gar nicht bewusst. Sie lag im Dunklen, schlug die verkrusteten
Augen auf und sah nur weitere Finsternis.
Fast sofort ergriffen die Krämpfe
Besitz von ihr. Sie hatte kaum Zeit, den Kopf zu drehen, bevor das Erbrechen
begann. Ihr Magen war leer, kehrte sich von innen nach außen und
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