Auferstehung
entledigte
sich unerbittlich der wenigen Flüssigkeit, die noch in ihr war. Warme Galle
spritzte auf ihre Bluse und verklebte ihr das Haar. Sie schwitzte heftig, und
ihre zerrissenen Kleider waren im Nu völlig durchnässt.
Eine kurze Ruhepause folgte, dann
beutelte ein weiterer Krampf ihren Magen. Ihre Gedärme entleerten sich, und
alles unterhalb der Taille wurde warm und feucht. Der Geruch ließ sie würgen
und beschwor eine weitere Runde trockenen Speiens herauf.
Sie stöhnte und biss sich die
Lippe auf, als ein dritter Anfall von Krämpfen einsetzte. Blut rann ihr den
Rachen hinab und wurde gleich darauf wieder erbrochen.
Frankie schrie auf und versuchte
verzweifelt, sich aufzusetzen. Schweiß rann ihr in die Augen und brannte darin.
Ihre Muskeln begannen zu zucken, ihre Beine verkrampften sich und traten
unkontrollierbar aus. Jeder Ruck sandte einen Schwall Schmerzen durch ihre
Knochen, der ihr Rückgrat hinaufwogte, bis er im Gehirn explodierte.
Sie stöhnte immer noch und hatte
die Augen fest zugepresst, als der Türknauf sich drehte.
Frankie stockte der Atem; nackte
Angst drängte den Opiatentzug in den Hintergrund, gegen den ihr Körper sich
auflehnte.
Zentimeterweise öffnete sich die
Tür. Eine flackernde Fackel kam zum Vorschein.
»Du bist keine von ihnen.« Die
Stimme war tief, ruhig und sprach in sachlichem Tonfall.
Bibbernd kniff Frankie die Augen zusammen
und versuchte, im grellen Licht etwas zu erkennen. Die Schmerzen steigerten
sich, und sie musste einen Aufschrei unterdrücken, als ein weiterer Anfall
dünnflüssigen Durchfalls einsetzte.
»Ich habe so etwas schon gesehen«,
flüsterte die Stimme. »Ich schätze, wir werden einfach abwarten müssen, was?«
Leise wurde die Tür geschlossen.
Frankie war allein mit dem Feuer und der Stimme. »W-was bist du?«, wimmerte
sie. »Ich bin ein Troll.«
Frankie lachte. Es war ein
zerbrechlicher, matter Laut, der in einem abgehackten Husten endete.
»Du hast nicht zufällig ein
bisschen Methadon dabei?«, fragte sie erschöpft.
Dann tauschte sie das Licht der
Fackel gegen die Dunkelheit hinter ihren Lidern und bekam nichts mehr mit.
Sie knirscht mit den Zähnen.
Heftig. So heftig, dass sie spürt, wie Blut zwischen von Karies befallenen
Zähnen und dem zurückweichenden Zahnfleisch aufwallt.
Schweiß quillt aus ihren von Dreck
verstopften Poren wie Eiter aus einem Pickel. Es stinkt. Der Gestank lässt sie
erbrechen, und der Geruch dessen lässt sie wieder erbrechen. Sie liegt in der
eigenen Scheiße, fühlt sie auf dem bebenden Hinten, spürt, wie sie sich die
dürren Beine hinunter und den unteren Rücken hinauf ausbreitet wie eine warme
Decke. Sie findet Trost darin. Trost in Scheiße. Trost in der Hölle.
Das Baby ist irgendwo bei ihr. Sie
hat es noch nicht gesehen, aber sie kann es hören. Auch T-Bone, C, Marquon,
Willie und die anderen waren hier, drohten ihr getuschelt mit Schmerzen und
Tod. Sie heißt die Drohungen ab Versprechen willkommen, streckt erwartungsvoll
die Arme danach aus, aber der Tod bleibt aus, und das bringt sie zum Weinen.
Die Ärzte und Krankenschwestern flüstern im Hintergrund. Ein Freier öffnet den
Reißverschluss, und das Geräusch lässt sie heftig schaudern.
Zwischen all dem Wahn (den sie ab
solchen erkennt) ist der Troll bei ihr. Er wischt ihr das Gesicht mit einem
kühlen, feuchten Lappen ab, flüstert ihr beschwichtigend zu und gibt ihr warme
Hühnerbrühe aus einer rostigen Kaffeekanne zu trinken. Sie verflucht den Troll,
weil sie nicht um Hühnerbrühe gebeten hat — sie wollte Stoß. Die Hühnerbrühe
brennt ihr nur im Magen und wird wieder ausgespieen, trotzdem flößt er sie ihr
weiter ein. Sie sieht kleine Klumpen in seinem verfilzten Bart, wahrscheinlich
sogar Teile der Hühnerbrühe, die sie erbricht. Einen Augenblick tut es ihr
leid, und sie erkennt die Sorge in seinen freundlichen, grauen Augen, aber dann
setzt sie wieder ein — DIE SUCHT —, und sie hasst ihn
aufs Neue und will sterben. Sie fleht ihn an, sie zu töten, aber er hört ihr
einfach nicht zu.
Es folgen Minuten, Stunden, Tage
voll heißen Schwallen und kalten Schwallen. Sie kann nicht atmen (eigentlich
will sie ohnehin nicht atmen, trotzdem beunruhigt es sie, dass sie es nicht
kann). Krämpfe. Zuckungen. Übelkeit. Zittern. Ihre Nase und Kehle fühlen sich
wie Schleimfabriken an. Frankie schreit.
Und schreit.
Und schreit...
Und die ganze Zeit ist der Troll
an ihrer Seite, tröstet sie und verspricht ihr, dass alles gut wird,
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