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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
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die Anzeigen und
stellte erfreut fest, dass der Benzintank noch halb voll war. Auch alles andere
schien in Ordnung zu sein.
    Baker rannte zurück zu seinem
zeitweiligen Unterschlupf und preschte durch die Tür. Regenwasser troff von ihm
auf den Läufer im Eingangsbereich. Er fand Wurm in der Damentoilette, wo er
gedankenverloren den Ball gegen eine Kabinentür warf.
    »Wir brechen auf«, verkündete
Baker und versuchte, seine Aufregung zu vermitteln. »Hol deine Sachen!« Er
brauchte mehrere Versuche, um sich verständlich zu machen. Als es ihm
schließlich gelang, krümmte sich Wurm und wich weiter in die Toilette zurück.
    »Willst du denn nicht hier weg?«,
fragte Baker. »Willst du nicht andere Menschen finden?«
    Wimmernd schüttelte Wurm den Kopf
und senkte den Blick.
    »Iii essn ungs«, protestierte er.
»Iii Enschn olln Worhm essn!«
    Der Junge weigerte sich
aufzuschauen. Baker ergriff sein Kinn und zwang ihn, seinem Blick zu begegnen.
Tränen strömten aus den furchterfülten Augen.
    »Wurm!«, sprach Baker mit
Nachdruck. »Niemand wird dich fressen. Das verspreche ich dir. Ich werde ab
jetzt auf dich aufpassen.« »Iine Mäuee? Iine oodn Enschn?«
    »Nein, Wurm«, beteuerte Baker
eindringlich und drückte den Jungen an sich. Erst zitterte Wurm, dann jedoch
umklammerte er Baker. Obwohl er wusste, dass Wurm seine Lippen nicht sehen konnte,
murmelte Baker weiter beruhigende Worte.
    »Ich werde nicht zulassen, dass
dir etwas zustößt«, gelobte Baker. Dabei wurde ihm klar, dass er soeben den
ersten Schritt zur Buße unternommen hatte. »Ich werde es wiedergutmachen.«
    Sie sammelten ihre Habseligkeiten
zusammen, überprüften noch einmal oberflächlich das Gebäude und gingen hinaus
zum Wagen. Der Regen hatte aufgehört.
    SIEBEN
    Regentropfen prasselten wie Tränen
eines Gottes aus schwarzem Teer herab - oder wie Tropfen dunkler Milch aus der
Brust einer toten Mutter. Die Industrierückstände die Baltimores seit kurzem
stilllegende Fabriken jahrzehntelang in den Himmel gespieen hatten, fielen
herab und wurden von der Erde aufgesogen.
    Frankie trat aus dem Abwasserkanal,
wurde vom säuerlichen Regen getauft und weidete sich an dem öligen Film den er
hinterließ. Sie stellte sich vor, dass die Schadstoffe ihr altes Selbst
wegbrannten und ihr neues Wesen offenbarten.
    Sie war gerade aus der Hölle
entkommen.
    »Troll«, flüsterte sie.
    Schaudernd erinnerte sie sich an
die Flucht aus dem Zoo und das zurück, was danach geschehen war.
    Der erste Zombie stürzte den
Einstiegsschacht hinter ihr herab, schlug auf dem Tunnelboden auf und zerbarst
wie ein Sack voll verfaultem Gemüse. Seine Gedärme verteilten sich rings um
ihn. Die gebrochenen Glieder krümmten sich wie Würmer, dann lagen sie still.
Blutverschmiert feuerte Frankie blindlings in den Schacht empor, um den Rest
der Kreaturen abzuschrecken.
    Im Tunnel herrschte pechschwarze
Finsternis. Eine Erinnerung blitzte in ihr auf — eine Erinnerung aus einer
fernen
    Vergangenheit, bevor sie dem
Heroin verfiel und es ihr Lebensinhalt wurde, ihren Körper zu verkaufen, um an
mehr Stoff zu kommen. Ein Mörder in Las Vegas war einst durch das Fahndungsnetz
der Behörden geschlüpft, indem er durch einen Abwasserkanal geflüchtet war. Der
Mann war fünf Stunden lang unter der Erde gewesen und hatte dabei laut den
Karten mindestens vier Meilen zurückgelegt. Frankie fragte sich, wie dunkel es
in dem Abwasserkanal gewesen sein mochte, worüber der Mann unterwegs gestolpert
war und was er gedacht hatte. Hatte sich der hartgesottene Schwerverbrecher
gefürchtet? War er erleichtert gewesen, als er letztlich Licht am Ende des
Tunnels gesehen hatte?
    Was, wenn es am Ende ihres Tunnels
kein Licht gab?
    Mühsam schleppte sie sich
vorwärts, fuhr mit den Fingern die unsichtbare Wand zu ihrer Rechten entlang
und spürte die schleimige Feuchtigkeit.
    Lasst, die ihr eingeht, jede
Hoffnung fahren. Ein weiteres Gedankenbruchstück aus der
Vergangenheit, aus Mr. Yowaskis Unterricht, kurz bevor sie anfing, ihn zu
vögeln, um in Englisch zu bestehen. Sie fragte sich, wer oder was hier unten
herumschleichen würde — Junkies, geistig verwirrte Überlebende, Zombies. Was
mochte in der Dunkelheit lauern und sie beobachten? Gab es in der Kanalisation
nicht auch Alligatoren? Vielleicht in Florida, aber sie glaubte kaum, dass
Baltimore an dieser speziellen Urbanen Plage litt. Allerdings gab es sehr wohl
Ratten, davon war sie überzeugt. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Kugeln sie
noch

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