Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
Straßenränder säumten. Die meisten waren tot, doch einige der Toten
bewegten sich noch und kämpften vergeblich gegen ihre Fesseln und die dicken,
für Eisenbahnschienen vorgesehenen Nägel an, mit denen sie gesichert waren.
    Der Gestank war überwältigend, und
Baker löste sich von dem kleinen Loch in der Seite des Lasters, durch das er
gespäht hatte. Anhand der Landschaft und. Monumente, die sie passierten,
erkannte er die Gegend als Gettysburg, und er vermutete, dass die Innenstadt
ihr Ziel sein würde.
    Er sah kurz nach Wurm und stellte
fest, dass der Junge immer noch eingerollt tief und fest in einer Ecke schlief.
In dem spärlichen Licht, das durch die Löcher im Laster hereindrang, wirkte er
blass und abgezehrt. Baker streckte die gefesselten Hände aus und strich dem
Jungen behutsam mit den Fingerspitzen über den Kopf. Wurm regte sich im Schlaf,
dann glätteten sich die Sorgenfalten auf seiner Stirn und verschwanden.
    Mit angehaltenem Atem kehrte Baker
zu dem Loch zurück und schaute wieder nach draußen. Der Laster passierte eine
Art Kontrollstelle, die aus Sandsäcken und Stacheldraht errichtet worden war.
Bewaffnete Wachen waren alle paar Meter postiert und behielten die Richtung im
Auge, aus der sich der Laster genähert hatte.
    Der Wagen blieb stehen. Baker
hörte gedämpfte Stimmen und Gelächter. Dann rollte der Laster wieder an und weiter in die Festung
der Gruppe.
    Baker musste an Filmmaterial
denken, das er über das Warschauer Ghetto während des Zweiten Weltkriegs
gesehen hatte. Bemitleidenswerte, schmutzige Zivilisten verrichteten
Sklavenarbeit, während der Laster an ihnen vorbeirollte. Sie füllten und
stapelten Sandsäcke; spannten zwischen den Häuserdächern dünne, aber robuste
Fangnetze, die Vögel und andere fliegende Zombies fernhalten sollten;
schleppten schwere Möbel aus aufgegebenen Bauwerken; reparierten Gebäude, die
noch in Gebrauch standen; zogen mit auf die Rücken geschnallten Geschirren
ausgebrannte Autos; reinigten die Rinnsteine entlang der Straßen. Bei alldem
zeigte sich derselbe Ausdruck der Hoffnungslosigkeit in ihren verdreckten
Gesichtern. Ihm fiel die sonderbare Abwesenheit von Frauen unter den
Zwangsarbeitern auf. Die einzigen Ausnahmen bildeten ein paar vereinzelte alte
Weiber.
    Von den Ampeln hingen Leichen —
keine lebenden, sondern gewöhnliche Tote. Die Masten waren in behelfsmäßige
Galgen verwandelt worden. Baker überlegte, ob sie als Warnung für die Arbeiter
dienen sollten, dann jedoch bemerkte er, dass ein paar der baumelnden Leichname
Militärunifor-men trugen.
    Der Laster blieb erneut stehen.
Baker hörte, wie der Motor erst stotterte und dann verstummte. Er entfernte
sich von dem Loch und kniete sich neben Wurm. Der taube Junge erwachte mit
einem Ruck und fuchtelte in der Düsternis panisch um sich. Baker bedeutete ihm,
ruhig zu bleiben.
    Stiefelschritte
knirschten die Seite des Wagens entlang, dann wurde die hintere Tür nach oben gerollt.
Licht flutete herein. Geblendet blinzelten die beiden, und die Soldaten
    zerrten sie hinaus und zwangen sie
zu stehen. Baker beugte die Knie, um zu versuchen, die Verspannungen in seinen
Beinen loszuwerden.
    Ein ungekämmter Mann in speckiger
Uniform schritt auf sie zu. Die Haare hingen ihm bis über den Kragen, und in
seinem Gesicht wucherte ein mehrere Tage alter Bart. Baker fielen zwei
lotrechte Silberstreifen an seiner Schulter auf.
    »Second Lieutenant Torres«,
salutierte Staff Sergeant Michaels, »wir haben unsere Aufklärung abgeschlossen
und einen vollständigen Bericht. Ich fürchte, wir haben Warner verloren, dafür
haben wir zwei sehr bemerkenswerte Gefangene aufgegabelt.«
    Torres salutierte knapp zurück,
dann musterte er Baker und Wurm.
    »So bemerkenswert sehen sie mir
aber nicht aus, Sergeant.«
    Michaels reichte ihm Bakers
Ausweis, den der Offizier neugierig betrachtete.
    »Hellertown, wie? Havenbrook — das
war ein Waffenlabor, richtig?« Er klopfte Michaels auf die Schulter. »Gut
gemacht, ihr alle. Colonel Schow wird sehr interessiert daran sein, mit den
Herren zu reden.«
    Er wandte sich Baker zu.
    »Willkommen in Gettysburg,
Professor Baker. Ich fürchte, Ihre Unterkunft wird etwas rustikaler ausfallen,
als Sie es gewohnt sind, aber wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, können wir
vielleicht etwas Besseres arrangieren.«
    »Inwiefern zusammenarbeiten?«,
erkundigte sich Baker.
    »Tja, das soll der Colonel
entscheiden.«
    Damit drehte er sich um und sagte
zum Rest der Gruppe: »Gute

Weitere Kostenlose Bücher