Aufgebügelt: Roman (German Edition)
zusammen.
»Ach, das war’s, was du eben noch schnell ohne uns besorgt hast! Danke Ed, du bist ein echter In-den-Rücken-Faller!«
Mit anderen Worten: Er hat kein Schraubenarmband für seine Steffi. Conny stört das Hickhack herzlich wenig. Sie herzt ihren Ed und freut sich sichtlich. Steffi sieht aus, als hätte sie gerade eine sehr, sehr schlimme Nachricht erhalten. Tini ringt sich ein »Schönes Armband« ab, und die Stimmung ist ein bisschen getrübt. Da holt Horst ein Tütchen raus.
»Hier, nicht aus Gold, aber von Herzen! Für jede von euch Frauen ein Mitbringsel.«
In dem Tütchen stecken vier kleine Stoff-Bändchen mit Peace-Zeichen aus Strass. Niedlich und richtig nett von ihm. Jetzt strahlt auch Tini. Ihr Horst hat zwar nicht die große Knete rausgehauen, so wie Little Ed, punktet aber durch Aufmerksamkeit. Rakete lässt das alles völlig ungerührt. Fast bin ich enttäuscht. Albern geradezu – was erwarte ich denn? Das auch er ein Tütchen rausholt? Fange ich schon an, wie die Frauen hier zu ticken? Ist das ansteckend?
Rakete hat immerhin für sich selbst ordentlich eingekauft. Diverse Polo-Shirts mit riesigen Pferden auf der Brust und eine Lederjacke im Bikerstil. Er wirkt ausgesprochen zufrieden. Das ist doch schon mal was – ich habe schließlich auch nichts für ihn gekauft. Meine Tasche gefällt ihm.
Conny zieht ihr neues Armband direkt an, und Steffi wirkt, als wolle sie auf den Tisch kotzen. Da nützt auch Wills Begeisterung für ihren umfassenden Tascheneinkauf wenig.
»Wollen wir nicht vielleicht was essen gehen?«, frage ich in die Runde, bevor die Lage hier noch eskaliert.
Will räuspert sich und sagt: »Das ist doch mal eine echt vernünftige Idee. Dieses ganze Gekaufe geht mir wirklich auf den Wecker!«
»Du hast doch gar nichts gekauft!«, kann sich Steffi einen heftigen Seitenhieb nicht verkneifen. Oh, die ist richtig angesäuert.
»Jeder, wie er kann!«, grinst Little Ed da noch. Ich habe das Gefühl, es fehlt nicht viel, und Will haut ihm ein paar rein. Horst entschärft die Lage.
»Lasst doch mal dieses Getue – wer wem was kauft. Wir sind doch nicht im Kindergarten! Darauf kommt es doch wirklich nicht an. Wir gehen jetzt essen. Einige hier sind anscheinend ziemlich unterzuckert.«
Tini nickt ihm zu, und Steffi schmollt offensichtlich. Horst macht einen immer besseren Eindruck auf mich. Angenehm, zurückhaltend, aber durchaus bestimmt. Der erste Eindruck kann eben doch trügen.
Mit dem Essen und vor allem mit dem Trinken entspannt sich allmählich alles etwas. Will hat Steffi mehrmals irgendetwas ins Ohr geflüstert, anscheinend Dinge, die ihr gefallen, denn nach und nach bewegen sich ihre Mundwinkel wieder nach oben. Ich bin komplett erschöpft. Das Essen ist phantastisch. Kartoffelbrei, scharfes Fleisch mit Sauce und Spinat. Kochen können sie, die Türken. Ich trinke dazu zwei Gläser Wein, was für mich schon eher viel ist, und könnte mich direkt aufs Ohr legen. Alkohol um diese Tageszeit hat etwas Ermüdendes. Ein Mittagschläfchen wäre jetzt perfekt, ich habe aber Angst, das vorzuschlagen und von Rakete missverstanden zu werden. Beim Nachtisch – nicht so mein Fall: elendig süßes klebriges Blätterteigzeug – geht es an die Planung des Resttages. Die Männer haben abends einen Termin. Akquisegespräche mit türkischen Kollegen.
»Maus, da könnt ihr leider nicht mit! Das ist bei Türken anders, da bleiben die Frauen zu Hause«, bedauert Little Ed seine Conny.
»Wir überleben auch mal einen Abend ohne euch!«, quittiert Tini die Bemerkung.
Mir kommt das eigentlich gerade recht. Ich habe somit den ganzen Abend Zeit, mich auf die Nacht vorzubereiten. Perfekt!
»Schade!«, muckt Steffi auf. »Von dem bisschen Zeit, die wir an diesen zwei Tagen haben, fällt jetzt auch noch der Abend weg!«
»Das wusstest du doch, Liebling«, beschwichtigt sie Will.
»Ich weiß vieles, aber es muss mir deswegen ja nicht gefallen!«, kontert sie. »Gerade die Abende und die Wochenenden und die Feiertage und Silvester und die Nächte – immer wieder geht irgendwas nicht, und immer wieder kommt dieses Das-wusstest-du-doch! Das nervt.«
Der Geliebtenstatus scheint auf Dauer nicht besonders glücklich zu machen. Will ist der Kommentar seiner Steffi peinlich.
»Das gehört hier nicht her!«, ermahnt er sie.
»Hier sind Leute, die wissen, was läuft. Sonst kann ich ja nirgends drüber reden – oder Will? Wäre es dir lieber, ich würde es mit meinem Friseur besprechen oder in
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