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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Preis einigen, versteht sich«, weise ich Tini ein wenig in die Schranken.
    Steffi hat während unseres Kelleraufenthalts zwei der Chloé-Taschen und eine schlichte Bottega erstanden. Sie wirkt sehr zufrieden. Dafür kann das Scheinbündel von Will kaum gereicht haben.
    »Was hast du bezahlt?«, frage ich neugierig.
    »Sage ich dir nachher«, kommt die knappe Antwort.
    »Was wollen Sie denn jetzt hier für die Tasche?«, erkundige ich mich bei Ahmed. Ahmed hebt den Kopf und schaut zu Hakan. Der namenlose Kerl ist inzwischen verschwunden. Hakan, der ja angeblich kein Deutsch versteht, brabbelt trotzdem direkt los, und Ahmed ist im Bilde.
    »Oh, oh! Siebenhundertfünfzig Euro hat Hakan gesagt – war aber Fehler. Eigentlich tausend, aber weil du bist und so nett lachst – achthundert. Ist fast Minusgeschäft für mich!«
    Vom Keller zum Erdgeschoss ist meine Tasche jetzt 50 Euro teurer geworden. Mist.
    »Achthundert Euro«, stöhne ich auf. Ich lerne immerhin schnell, und Stöhnen scheint definitiv zum Handeln zu gehören. »Ich habe zwei Kinder – das kann ich mir nicht leisten!«
    Sofort habe ich die Aufmerksamkeit aller Frauen.
    »Du hast Kinder?«, fragen sie fast synchron.
    So erstaunt wie die klingen, wird Ahmed denken, ich lüge ihm die Hucke voll.
    »Ja, zwei. Claudia, fast erwachsen und Mark, sechzehn«, antworte ich.
    »Das ist ja megasüß!«, bricht es aus Conny heraus.
    Was daran jetzt megasüß ist, würde ich gern mal wissen. Das kann nur eine Frau sagen, die keine Kinder hat, oder jedenfalls keine in diesem Alter.
    »Und auch megateuer!«, bemerke ich nur.
    Wir zackern gut zwanzig Minuten rum. Ich kann es mir nicht leisten, achthundert Euro für eine Tasche auszugeben. Das ist Wahnsinn. Meine Schmerzgrenze liegt bei fünfhundert Euro. Auch das ist Wahnsinn, aber ein Wahnsinn, den ich irgendwie noch finanzieren könnte. Je länger wir handeln, umso weniger geht es um die Tasche. Es geht darum zu gewinnen. Ich weiß in der Theorie natürlich genau, dass bei diesem Spiel eigentlich immer der Verkäufer gewinnt, aber mit jedem Euro, den er mir entgegenkommt, fühle ich mich besser.
    Für 575 Euro ist die Tasche am Ende meine Tasche, und in dem Moment ist das gute Gefühl schon nicht mehr ganz so gut. 575 Euro! Das darf niemand erfahren. Das ist mehr als viele Hartz-Vierler im Monat zum Leben haben. Ahmed scheint sehr zufrieden. Er hat an vier Frauen fünf Taschen verkauft. Sein Tagesgeschäft dürfte erledigt sein.
    Nur Conny ist nicht glücklich. Ihre Bottega-spezial-irgendwie-Tasche hat er nicht. Er versucht es mit anderen Modellen, aber Conny weiß, was sie will, und lässt sich nicht überzeugen.
    »Ich will genau die. Die meisten anderen habe ich schon!«, verblüfft sie mich.
    Immerhin, ein Portemonnaie kann er ihr noch verkaufen. Mir will er auch noch das passende zu meiner exquisiten Supertasche andrehen. Leider muss ich verzichten – ich hätte dann definitiv nichts mehr, was ich in dieses Portemonnaie reintun könnte.
    »Ich habe echt kein Geld mehr!«, jammere ich.
    »Hat dir Rakete gar nichts mitgegeben?«, fragt da Steffi.
    »Ich bin doch keine Prostituierte!« Kaum habe ich das gesagt, merke ich, was ich da gesagt habe. Ich versuche schnell, es zu relativieren, »Also nein, so war das nicht gemeint. Es ist ja nur so: Wir sind ja kein Paar – das ist anders als bei euch!«
    Steffi sieht ziemlich angefressen aus.
    »Das war jetzt echt richtig scheiße von dir!«, kommentiert sie meinen kleinen Patzer.
    Ich werfe mich erneut verbal in den Staub. »Tut mir leid, das war unglücklich formuliert«, zeige ich Reue.
    »Wir müssen jetzt eh los!«, beendet Conny glücklicherweise das peinliche Intermezzo.

    Eine halbe Stunde später sitzen wir mit den Männern wieder im Teehaus. Little Ed ist voller Mitleid für seine Conny.
    »Keine Tasche, Schatzi, das ist ja doof! Da schauen wir morgen noch mal. Das geht doch so nicht. Aber guck mal, vielleicht tröstet es dich – ich hab dir was Kleines mitgebracht.«
    Er überreicht ihr ein hübsch eingewickeltes kleines Kästchen. Conny schaut kurz auf, und ich lächle freundlich. Hätte ich das bloß niemals gesagt. Das war echt daneben und ich schäme mich. Obwohl man rein inhaltlich darüber sicher diskutieren könnte. Ich sehe Steffis Blick auf das Päckchen und hoffe, es ist nicht das, was ich denke. Aber natürlich ist es genau das – so kreativ sind die meisten Männer nun mal nicht: Das Armband mit den Schrauben. In Gold. Horst zuckt

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