Aufgebügelt: Roman (German Edition)
der Stadt rumtratschen? Oder deine Frau anrufen?«
Vielleicht hätte Will doch in das Schraubenarmband investieren sollen, damit hätte er sich mit Sicherheit diese Ansprache erspart.
»Ich bin, verdammt nochmal, nun mal verheiratet!«, poltert es da aus Will heraus. »Das hast du gewusst, und du hast gesagt, es ist dir egal. Ich habe mit offenen Karten gespielt. Immer!«
Wieder ist Horst derjenige, der sich als Mediator anbietet.
»Ihr Lieben, das gehört wirklich nicht hierher. Das solltet ihr unter euch besprechen. Für uns hier ist das etwas unangenehm.«
Will nickt und sagt nur: »Ganz meine Meinung!«
Steffis Mundwinkel sind wieder da, wo sie beim Armbandauspacken von Conny schon mal waren. Unten. Ganz unten.
Das Essen ist beendet, und ich will mein Portemonnaie zücken.
»Ne, lass mal stecken. Das geht auf uns Männer!«, erklärt Horst.
»Spesen«, lacht Little Ed.
Ich bedanke mich und bin froh. Froh um jeden Euro, den ich nicht zahlen muss. Die Handtasche hat mein Budget für Venedig, das zu Istanbul mutiert ist, komplett aufgebraucht. Große Sprünge kann ich hier nicht mehr machen.
»Wir könnten ja das Spa mal testen, heute Abend«, schlägt Conny vor.
»Du hast dein Spa ja auf dem Zimmer!«, nölt Steffi.
»Ich finde, das hört sich nach einer verdammt guten Idee an. Ich könnte eine Massage gebrauchen!«, zeigt Tini Begeisterung und ignoriert Steffis Bemerkung.
»Warum nicht«, willige auch ich ein.
Ich bin eh zu kaputt, um heute Abend um die Häuser zu ziehen, und das Schöne am Spa – ich muss mich dafür nicht mal schick machen. Bademantel genügt.
»Na dann«, freut sich Ed. »Da wissen wir euch doch gut untergebracht!«
Das ist ja fast, als wären wir bei Ikea – die Kleinen werden im Bällebad beaufsichtigt, während die Erwachsenen Wichtiges erledigen. Mittlerweile bin ich mir sicher: Little Ed lässt seine Conny nicht gerne aus den Augen. Die ständigen Geschenke sprechen Bände.
»Wir sind sicher gegen dreiundzwanzig Uhr zurück. Ich lass dich nicht lang allein!«, beteuert er noch mal. Meine Güte – es ist nur ein Abend! Er gibt sie ja nicht zur Adoption frei.
Zurück im Hotel, muss Rakete sich für den Männerabend fertig machen. Ein kurzes Knutschen im Zimmer, und weg ist er. Ich mache es mir erst mal im Zimmer gemütlich, lege mich aufs Bett, drapiere meine Tasche neben mir und checke mein, beziehungsweise Claudias, Handy. Sollte ich mich eventuell doch besser mal melden? Wenigstens auf den Anrufbeantworter sprechen? Ich entscheide mich dafür, bei Rudi anzurufen. Nach einem Klingeln ist er am Telefon.
»Ich bin es, Rudi. Alles klar bei euch?«, frage ich und versuche, ganz gelassen zu klingen.
»Ei, ei, ei, Andrea, hier is was los! Die Irene un isch warn ja unnerwegs in der Garteshow, aber de Christoph is hier. Der will disch aach emal spreche. Wo steckst de denn, Herzscher?«
»Ich habe gar keine Zeit. Leider habe ich Claudias Handy mit, aber ich komme ja bald wieder. Ich wollte nur hören, ob bei euch alles gut ist, und Christoph will ich ganz sicher nicht sprechen!«, teile ich meinem Schwiegervater mit. Hätte ich bloß meinen Anrufimpuls unterdrückt.
»Ich geb ihn dir ma! Er steht hier nebä mir!«
Was nun – einfach auflegen?
»Andrea, was geht hier vor sich? Wieso hast du Claudias Handy, und was sind das für merkwürdige Nachrichten auf deinem Handy? Ich muss mich doch sehr wundern, was hier abgeht! Gib mir doch mal Sabine!«
Raffinierter Schachzug – aber nicht mit mir, denke ich nur.
»Sabine ist in Behandlung, die hat ein großes Facial, die kann nicht, Du musst schon mit mir vorlieb nehmen, und der Empfang hier ist ganz schlecht, ich kann dich kaum verstehen.«
»Lass diese Spielchen!«, motzt er los. »Claudia ist außer sich, und ich wüsste gerne, wann du gedenkst, wiederzukommen?«
»Ich kann dich nicht hören! Hallo? Hallo?«, sage ich nur und drücke auf den Beenden-Knopf. Zu Hause anzurufen war keine besonders gute Idee. Und das jetzt auch keine besonders elegante Art, einen Anruf zu beenden. Aber Hauptsache erledigt.
Knappe zehn Minuten später klingelt das Telefon im Zimmer. Haben die rausgekriegt, wo ich bin? Wie kann das sein? Ich hebe ab und bin erleichtert, dass es Conny ist.
»Wir gehen gleich zum Spa. Kommst du auch? Bisschen Sauna und Hammam machen«, fragt sie freundlich.
Ich bin hundemüde. Vielleicht sollte ich lieber ein schönes Nickerchen machen und mich ein wenig regenerieren. Ich bin in einem Alter, in dem ich
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