Aufgedirndlt
fuhr er enthusiastisch fort: »War es nicht auch sie, die vor zwei Jahren diesen Milliardärs-Fall aufgeklärt hat?«
Jetzt plusterte Nonnenmacher sich auf: »Ja, also, das war halt unsere Dienststelle, genauer gesagt unsere Ermittlergruppe, zu der wo neben der Frau Kollegin auch noch der Polizeiobermeister Kastner Sepp und meine Wenigkeit gehören.«
»Aber PHM Loop hatte doch die Idee mit den Schuhen des Täters, war das nicht so? Hat sie ihn nicht anhand seiner Schuhe überführt?«
»Ja, das war schon so«, grummelte Nonnenmacher. »Aber wissen’S, Herr Präsident, man muss schon die Kirche im Dorf lassen: Dass mir hier derartige Ermittlungserfolge vorweisen können, hat mit unserem Teamgeist zum tun, gell. Das ist bei uns genau wie bei der Fußball-Nationalmannschaft.«
Der Polizeipräsident von Oberbayern nickte zustimmend. Er war mit Nonnenmacher zufrieden und freute sich doch gleichzeitig über seine Entscheidung, diese Frau Loop zur offiziellen Ansprechperson des Scheichs gemacht zu haben. Und das nicht nur, weil sie des Englischen mächtig war. Dann ging plötzlich ein Raunen durch die Reihen der Schaulustigen. Denn von der Stadt her kommend schoben sich nun etliche schwarze Limousinen den Berg hinauf, begleitet von mehreren Polizeibeamten, die neben den Fahrzeugen herliefen, was dem Geschehen noch mehr Wichtigkeit verlieh. Spontan begannen die Menschen zu klatschen. Nonnenmacher, jetzt doch etwas nervös geworden, weil ihn die Szenerie an die Bilder des Kennedy-Attentats erinnerte, fragte den Polizeipräsidenten: »Sie wissen auch nicht, in welchem Kraftfahrzeug der Scheich sitzt, oder?«
»Nein. Aber die Limousinen sind alle gepanzert und die Scheiben verdunkelt, da passiert gar nichts, Nonnenmacher, gar nichts«, beruhigte ihn der Polizeipräsident.
Der erste Wagen hatte bereits vor der Honoratiorengruppe haltgemacht, aber ihm folgten immer mehr Luxuslimousinen des gleichen bayerischen Autoherstellers. Fassungslos hatte Nonnenmacher insgesamt neun gezählt. In der Zwischenzeit hatten die Goaßlschnalzer ihre Arbeit aufgenommen und ließen zum Telfer Schützenmarsch ihre aus Nylonschnüren und Hanfstricken bestehenden Musikinstrumente in Überschallgeschwindigkeit knallen. Dann standen die zehn Limousinen still. Aber niemand stieg aus. Der bayerische Ministerpräsident versuchte seine aufkeimende Unsicherheit wegzulächeln – was hatte er in seinem Leben nicht schon alles weggelächelt! Der Bürgermeister und der Minister mit dem dümmlichen Gesicht tauschten hektisch Worte, und die Goaßlschnalzer schnalzten. Nach einer bangen Minute, die allen Anwesenden wie eine Ewigkeit vorkam, nahm sich der Ministerpräsident ein Herz und trat an die Fahrertür des ersten Wagens heran. Der dunkelhäutige Chauffeur bedeutete ihm jedoch durch die Scheibe, auf die andere Seite des Autos, zur Beifahrertür, zu gehen. Das schusssichere Panzerglasfenster ging einen Spalt weit auf.
»What is?«, fragte Bayerns höchster Politiker verunsichert.
»Who are you?«, fragte der Mann, der auf dem Beifahrersitz saß.
»I am«, sagte der Ministerpräsident und suchte nach dem richtigen Wort, das ihm in der Aufregung auf Englisch nicht einfiel, »I am, I am … se, also der, ja der bayerische minister president halt.«
Der Mann auf dem Beifahrersitz sah ihn verständnislos an, weshalb der Politiker noch einmal ansetzte: »I am … ach wissen’S, äh … you know, I am a kind of … King of Bavaria, ja so kann man das schon sagen«, kurz schaute er sich um, ob jemand in der Nähe stand, der das gehört haben konnte, da war aber niemand.
»I see«, antwortete der Beifahrer und musterte den King of Bavaria mit einem eher spöttischen Blick.
»Why are you not coming out of the cars«, wollte der Ministerpräsident jetzt wissen. »We wait for you. Und zwar schon länger, Zement.«
»What is that shooting«, wollte jetzt der Araber wissen. Und fügte mit leichter Verzweiflung in der Stimme an: »We hear shooting.«
»Shooting?«, fragte der Ministerpräsident erstaunt. »Hier schießt doch niemand!« Er sah sich um. Dann fiel sein Blick auf die Goaßlschnalzer, und er lachte in seiner bäuerlich herzlichen Art, die die Menschen an ihm so schätzten, laut los: »No, no – not shooting. It is Goaßlschnalzing. It is music. Bavarian music. Especially for you. Wait!« Schnell rief er den Bürgermeister herbei, flüsterte ihm etwas ins Ohr, woraufhin der Bürgermeister zum Chef der Goaßlschnalzer eilte, um diesem etwas
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