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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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er auch nicht gesehen. Gespannt wartete sie auf Schönwetters Reaktion.
    Der ließ sich aber nichts anmerken, sondern dankte Nonnenmacher vielmehr dafür, dass sie »seinen« Konferenzraum nutzen durften und dass er sich für die Lagebesprechung Zeit nehme, obwohl er danach noch eine viel wichtigere abzuhalten habe. Die Identität des Mädchens stehe noch nicht fest, konnte Schönwetter noch erklären, doch weiter kam er nicht.
    »Die kommt garantiert nicht von hier«, unterbrach ihn nämlich Nonnenmacher. »So was passiert normalerweise bloß Auswärtigen, dass die besoffen dersaufen.«
    Anne zog peinlich berührt den Kopf ein, Schönwetter aber referierte ungerührt weiter: »Es wäre wichtig, herauszufinden, um wen es sich bei der Toten handelt. Womit wir auch schon beim zentralen Punkt unserer heutigen Besprechung wären.« Er sah Nonnenmacher ernst, aber freundlich an. »Ich habe bereits mit dem Präsidium telefoniert. Man hat uns grünes Licht für eine intensive Zusammenarbeit mit Ihrer Dienststelle gegeben, Herr Nonnenmacher.«
    »Das hätt’ ich Ihnen auch sagen können«, meinte der Polizeichef vom See überheblich. »Das ist ja eh klar, dass in so einem Fall mir die Schaltzentrale sein müssen, schon wegen unserer Ortskenntnis, unserem Wissen über die Einheimischen etceterapepe.«
    »Außerdem hat man mich aufgefordert, einen Kollegen auszuwählen, der hier vor Ort als Verbindungsbeamter für unsere Kripoeinheit fungiert.« Ehe Nonnenmacher etwas sagen konnte, fuhr Schönwetter fort: »Ich habe mich dafür entschieden, Frau Loop zu fragen, ob nicht sie diese Funktion übernehmen will.«
    Als Anne dies hörte, durchfuhr sie ein kurzes, warmes Glücksgefühl. »Das mache ich gerne«, sagte sie schnell und mit fester Stimme.
    »Halt, halt, halt!«, rief da Nonnenmacher. »An diesem Tisch bin noch immer ich der Chef. Und die Frau Loop ist meine Mitarbeiterin, für die ich die Verantwortung trage. Außerdem hat die Frau Loop überhaupts keine Zeit, sie muss ja die Bewachung von dem Scheich koordinieren. Und alleinerziehend ist sie auch noch, also eher eingeschränkt«, schob er hinterher.
    »Ich denke, dass die privaten Lebensumstände von Frau Loop hier keine Rolle spielen sollten. Ich habe Frau Loop bei unserer letzten Zusammenarbeit – als es um die Aufklärung der beiden Todesfälle Fichtner und Kürschner ging – als verantwortungsbewusste und kriminalistisch begabte Kollegin kennengelernt. Ich würde es begrüßen, sie hier vor Ort und ständig im Zentrum des Geschehens zu wissen.«
    »Die Bewachung des Hotels, in dem der Scheich wohnt, läuft jetzt sowieso ganz gut«, schaltete Anne sich wieder in das Gespräch ein. »Unsere Dienstpläne funktionieren reibungslos – und dass dort oben Ausnahmezustand herrscht, daran kann man wahrscheinlich sowieso nichts ändern, solange Emir Raschid bin Suhail sich hier im Tal aufhält.«
    Nonnenmacher schnaufte laut auf, und weil alle betreten schwiegen, konnte jeder das wüste Grummeln hören, das eindeutig vom Dienststellenleiter ausging. Wenn Nonnenmacher litt, litt in erster Linie sein Magen. Auch deshalb hätte keiner erwartet, dass er noch einmal das Wort ergreifen würde, aber genau das tat Nonnenmacher jetzt.
    »Also, Herr Kollege, das geht mir jetzt, ehrlich gesagt, alles ein bisserl zu schnell. Wie gesagt, bin ja hier immer noch ich derjenige, der wo sagt, was Sache ist. Und ihr von der Kripo seid’s hier quasi zu Gast. Und wenn ich jetzt sag’, dass die Frau Loop ausreichend mit dem Ölscheich und dem ganzen Haremsschmarren beschäftigt ist, dann ist das die kompetente Einschätzung ihres direkten Vorgesetzten, der es ja wissen muss. So schaut’s nämlich aus.«
    Ohne Nonnenmachers triumphierenden Blick zu erwidern – der Inspektionschef fand, dass er sich gut und souverän ausgedrückt hatte –, richtete Schönwetter mit ruhiger Stimme das Wort an die Runde, wobei er jeden Einzelnen der Anwesenden kurz ansah. »Es ist mir höchst unangenehm, Ihnen zu widersprechen, Herr Nonnenmacher, aber es handelt sich bei der Abordnung von Frau Loop zur Verbindungsbeamtin um eine Entscheidung des Polizeipräsidenten, die wir hier nicht zu diskutieren haben. Auch kann ich Ihrem Einwurf, es gehe Ihnen alles ein wenig zu schnell, nicht verstehen – wir haben es hier mit einem alles andere als alltäglichen Todesfall zu tun. Es könnte sich auch um ein Verbrechen handeln!«
    »Ach wo!«, schrie Nonnenmacher. »Besoffen dersoffen ist das Madel halt. Warum

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