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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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springt’s auch nachts nach dem Seefest und voll wie eine Panzerhaubitze in den kalten See? Das ist genauso deppert, wie wenn man nachts in den Nil springt, wo es nur so von Krokodilen wimmelt.« Dann meinte er noch, dass ein kalter bayerischer Gebirgssee »kein Kindergeburtstag« sei, was einige Anwesende trotz der angespannten Situation zum Schmunzeln brachte. Immerhin konnte Nonnenmacher mit seiner Meinung, dass der Polizeipräsident von Oberbayern ein Bazi sei, der doch eh bloß auf die Loop setzte, weil sie ihn an die Mireille Mathieu oder die Uschi Obermaier erinnerte, hinter dem Berg halten.
    »Können wir jetzt bitte zur Sache kommen?«, fragte Schönwetter, nun schon nicht mehr ganz so geduldig. »Wir halten fest: Die Identität der Toten ist schnellstmöglich herauszufinden. Frau Loop, Sie kümmern sich darum.« Anne nickte. »Gut, dann kommen wir zu den medizinischen Aspekten des Falls. Bitte berichten Sie.« Mit einer auffordernden Handbewegung erteilte er dem Rechtsmediziner das Wort. Und was der zu sagen hatte, sorgte sehr schnell für konzentrierte Ruhe im Raum. Sogar Nonnenmachers Magen schwieg. Dieses Organ war ein Wunder.
    »Wir konnten Spermaspuren aus der Scheide der jungen Frau isolieren und haben auch andere, nicht von der Toten stammende DNA gesichert. Die Spermaspuren beweisen eindeutig, dass das Mädchen kurz vor seinem Tod noch Geschlechtsverkehr hatte. Dies könnte ein wichtiger Ermittlungsansatz sein: Derjenige, der mit der Toten Geschlechtsverkehr hatte, könnte uns möglicherweise etwas über die Todesursache mitteilen.«
    »Ist sie vergewaltigt worden?«, platzte es aus Sepp Kastner heraus, der bislang geschwiegen hatte.
    »Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen«, erwiderte der Rechtsmediziner. »Zwar fanden wir feine Risse an den kleinen Schamlippen der Vagina …« Kastner wurde bei diesen Worten knallrot – so genau hatte er es gar nicht wissen wollen. Doch der routinierte Arzt ließ Annes blondem Kollegen keine Zeit, sich zu schämen, und fuhr fort: »… aber wir sind uns nicht sicher, ob diese Risse tatsächlich Zeichen eines gewaltsamen Eindringens sind. Denn auch ein einvernehmlicher Geschlechtsakt kann unter Umständen zu solchen Verletzungen führen. Zum Beispiel, wenn der Geschlechtsakt sehr heftig und hastig vollzogen wird.« Der Rechtsmediziner blickte Kastner ernst an. »Auch beim einvernehmlichen Beischlaf kann es sein, dass die Vagina nicht ausreichend Scheidenflüssigkeit produziert. Und dass dann durch die sehr starke Reibung zwischen eindringendem Geschlechtsorgan und aufnehmender Scheide kleine, mit bloßem Auge nicht sichtbare Risse entstehen, die man nur unter dem Mikroskop erkennen kann.«
    Während Kastner den Ausführungen des Rechtsmediziners lauschte, beschloss er insgeheim, sich bei der Diskussion solcher Sexualthemen künftig zurückzuhalten; das sollten lieber die Profis von der Kripo übernehmen. Zumal er sich noch präzise an das letzte Mal erinnern konnte, als er mit einer Frau geschlafen hatte. Das war ziemlich genau vor sechs Jahren mit der Gröbner Irene gewesen. Die Reni, die ihm schon damals viel zu dick gewesen war, hatte ihn nach dem Rosstag, einer bedeutenden Feierlichkeit im Tal, mit zu sich nach Hause genommen und seine Wehrlosigkeit, die von exzessivem Biergenuss herrührte, ausgenutzt, um sein Geschlechtsorgan aus der Lederhose zu holen und in ihres hineinzustecken. Dabei war sie genauso hastig zu Werke gegangen, wie der Rechtsmediziner eben berichtet hatte; nicht einmal ihr Dirndl hatte die Reni ausgezogen. Das folgende Liebesspiel war dann auch eher reibungsvoll gewesen, wenn man das so sagen konnte. Schön war es jedenfalls nicht gewesen. Kastner wäre aber nie so weit gegangen zu behaupten, dass er von der Reni vergewaltigt worden sei.
    Da er seinen Erinnerungen nachhing, hätte Kastner beinahe verpasst, was Anne sagte. Die schien keine Scheu zu haben, ihre Ansichten auch bei derart unangenehmen Diskussionen zu äußern, dazu noch vor einer reinen Männerrunde. Sie meinte, dass ja auch die Situation, in der die Leiche aufgefunden worden war, durchaus für einen hastigen Geschlechtsverkehr spreche. »Denn, diese Erfahrung wird wohl jeder von uns hier schon einmal gemacht haben – wenn man im Freien Sex hat, geht man nicht so ruhig und entspannt vor, wie man es von zu Hause her gewöhnt ist.«
    Kastner sah, dass einige der Anwesenden verschmitzt lächelten – was ihn ärgerte, weil er nicht wollte, dass Anne in den Mittelpunkt

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