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Aufgedirndlt

Aufgedirndlt

Titel: Aufgedirndlt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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geträumt.«
    Sofort blickten ihn Nonnenmacher und Anne schockiert aus zwei leicht geröteten Augenpaaren an. Von seinen Träumen – jedenfalls den nächtlichen – hatte der Kollege Kastner noch nie erzählt. Anne bereute die abrupte Kopfbewegung auch umgehend, denn ihre Kopfschmerzen waren trotz zweier Tabletten noch so stark wie der 360-PS-Motor eines Großtraktors der Firma Fendt.
    »Jetzt kommt was«, meinte Nonnenmacher süffisant.
    »Na, jetzt kommt nix«, erwiderte Kastner, »jedenfalls nicht das, was du denkst. Mir ist im Traum quasi eine Idee gekommen.«
    »A-ha«, sagte Nonnenmacher leicht abgehackt, was ironisch klang, aber Kastner nicht weiter irritierte. Annes Kollege hatte längst kapiert, warum es hier im Raum derart bestialisch stank. Und erstaunlicherweise war es ihm sogar vollkommen gleichgültig, weshalb jetzt auch die sonst so solide Kollegin Anne Loop unter die Säufer gegangen war. Sollte sich doch alle Welt zuschütten, er würde die Stellung halten und diesen vermaledeiten Fall, in dem es so viele Verdächtige und Ungereimtheiten gab, aufklären.
    »Und zwar«, fuhr Kastner daher fort, »ist mir aufgefallen, also im Traum …«
    »Wie soll einem denn bitte im Traum was auffallen?«, raunzte Nonnenmacher ihn an.
    Kastner ungerührt: »… dass es doch eine komische Sache gibt: Zum einen haben mir den Streit um Gut Kaltenbrunn. Da gibt’s ja doch einige, die nicht wollen, dass es an den Scheich verkauft wird.«
    »Was du nicht sagst«, höhnte Nonnenmacher.
    »Jetzt lassen Sie ihn halt mal!«, blaffte Anne den Chef an. Mit Kopfschmerzen waren solche Kabbeleien noch viel schlechter zu ertragen als an normalen Tagen.
    »Zum anderen«, Kastner ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, »wurde die Leiche direkt unterhalb von Gut Kaltenbrunn gefunden.«
    »Ja und?«, fragte Kastners Chef unwillig.
    »Da muss es doch eine Verbindung geben!«, antwortete Kastner, nun seinerseits etwas gereizt. »Zweimal Kaltenbrunn! Das hat doch miteinander zu tun – der Tod und die Verkaufsgerüchte!«
    »Ach, und wie soll das bitte etwas miteinander zum tun haben?« Nonnenmacher war an diesem Tag wirklich zu nichts zu gebrauchen.
    »Tja, das habe ich leider nicht geträumt«, räumte Kastner ein. Er war eben doch eine ehrliche Haut und kein Showman, weshalb Anne ihn trotz ihres üblen Katers in diesem Moment irgendwie süß fand. Alle drei schwiegen vor sich hin, dann ergriff Kastner noch einmal das Wort.
    »Meine Mutter hat im Kiosk jemanden über einen neu gegründeten Geheimbund reden hören. ›KGB‹ soll der heißen, was für ›Gut Kaltenbrunn‹ steht.«
    »Dann müsste das aber ›GKB‹ heißen«, meinte Anne.
    »Wenn KGB stimmen tät’«, ergänzte Nonnenmacher, »dann würde es Kaltengut Brunn heißen, was ein Schmarren wär’.«
    »Ist ja wurscht«, meinte Kastner. »Wahrscheinlich nennen die sich so, weil sich KGB einfach besser anhört, agentenmäßiger, geheimer, gefährlicher – was weiß denn ich!«
    »Und was wollen die mit ihrem KGB erreichen?«, erkundigte sich Nonnenmacher.
    »Das Land vor den Osmanen retten«, sagte Kastner und trug dabei eine staatstragende Miene zur Schau, woraus Anne folgerte, dass Kastner den merkwürdigen Geheimbund samt seiner kuriosen Zielsetzung ernst und für bare Münze nahm. Hätten Annes Schläfen nicht gepocht wie die Spielmannszug-Trommler vom Seefest, hätte sie sich über Kastner lustig gemacht. So aber hielt sie sich zurück.
    Kastner seinerseits spürte, dass man ihn nicht wirklich für voll nahm, und führte daher im Weiteren aus, weshalb man das Ganze nicht unterschätzen sollte: Schließlich habe man ja auch hier in Polizeikreisen schon öfter darüber gesprochen, dass es genügend Gegner der Pläne um Gut Kaltenbrunn gebe. Auch habe seine Mutter ihm erzählt, dass die Freundin einer Bekannten von ihrer Cousine gehört habe, dass ein Gemeinderat …
    »Die Cousine einer Freundin der Bekannten von deiner Mutter«, zählte Nonnenmacher auf und reckte für jede der Zwischenstationen einen Finger in die Höhe: »Das macht vier Zwischenstationen. Mit dir sind’s fünf, und die Frau Loop und ich sind quasi Nummero sechs und sieben. Das ist einmal eine richtig gute, weil total direkte Ermittlung, Sepp.«
    »… dass ein Gemeinderat«, fuhr Kastner unbeirrt fort, »am Stammtisch gesagt hat, dass er denjenigen persönlich umbringt, der aus Kaltenbrunn einen Haremstempel machen will.«
    »Und?«, blaffte Nonnenmacher ihn an. »Lebt der Scheich noch, oder

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