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Aufgelaufen

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Titel: Aufgelaufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Koehn
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Unannehmlichkeiten und Nöte erleiden mus s ten …“
    „Der Versuch war es wert. Sie waren prima Kerle!“
    „Dass Sie das sagen ... Auch meine Söhne haben immer nur gut von ihnen gesprochen.“
    Als Pierre ihm in die Augen sah, war die Seele dahinter längst in eine Zwischenlandschaft geflohen. Der Alte wankte, hielt ihn am Arm. Nerv ö se Finger an seiner Jacke, in seinem Gesicht – als suchten sie Erinneru n gen. Speichel faserte am Mundwinkel, getrocknete Tränen an den Auge n lidern.
    „Ich habe noch den Lohn Ihrer Söhne auszuzahlen“, unterbrach Pierre die Situation und gab ihm zwei der Steine.
    „Die werden Sie gut tauschen können ...“
    „Vielen Dank, der Herr!“
    Darauf wurde das Beieinanderstehen klebrig.
    „Darf ich Sie und Ihre Begleiterin zu etwas einladen?“
    „Nein, wir wollen gleich zurück.“
    „Ich fahre Sie zum Bahnhof!“
    „Danke.“
    Eine tiefstehende Sonne zeichnete scharf e Schatten auf die Sitzpolster, blendete in Augen.
     
    Der alte Mann stand auf dem Bahnsteig, sein Gesicht steinern, abgelebt, und wurde ein dunkler Flecken, der winkte. Winkte und aus …
     
    „Ich befand mich immer im Krieg gegen mich selber, immer im Kampf mit der Reise ans Ende der Nacht“, erklärte Pierre Marie auf der Rüc k fahrt, „D och das soll jetzt vorbei sein; ich werde mit mir Freundschaft schließen. C'est ça !“
    „Tust du es für mich?“
    „Nein, ich tue es für mich. Es ist das Ziel des Skorpions, dass mir verl o ren gegangen ist – deswegen.“
    „Schade, es wäre schön gewesen ...!“
    Und wieder keine Pflicht von ihm, keine Chance von ihr, sich mehr als zu begegnen. Es war nur die Nähe, wie bei einem Unfall, an einem sonn i gen Morgen. Wie Essen von der Frittenbude, wie alles überall.
    „Du, Pierre, ich wollte dir schon lange einen Vorschlag machen!“
    „Ich höre.“
    „Ich kann gut kochen, du hast den Kahn. Ein bisschen Geld habe ich auch; wir könnten aus dem Kahn ein Restaurant machen.“
    Ihre Begeisterung schmerzte wie Nähe und sie hatte viel davon.
    „Und wie soll es heißen? ‚Zum Doppelmörder‘?“
    Er konnte sich vor Lachen kaum halten.
    „Sag doch so was nicht. Du bist freigesprochen worden. Die Leute h a ben geweint, als sie dein Motiv hörten ...“
    „Du hast Recht. Aber ich muss darüber nachdenken.“
    Da war wieder das alte Schwein in ihm, der Zocker – eiskalt. Bloß kein Gefühl zugeben, gerade die demütigen, die einen mögen.
    „Du Sau“, sagte er sich deswegen, „Sauhund!“
     
    Kochen konnte sie, und erst ihr Nudelauflauf! Alle zehn Finger leckte sich Pierre. Dagegen war Ordnung nicht ihre Stärke, dafür aber seine, noch von der Legion her. So ergänzten sie sich.
    „Gut, lass es uns machen!“
    Sie war glücklich und tanzte um ihn herum. Pierre blieb distanziert. I r gendwie freuen tat er sich schon, doch eher für sie.
    „Ich muss noch nach Hamburg.“
    „Wieso?“
    „Geschäfte! Schließlich kostet der Umbau allerhand.“
    „Ich hab doch auch was.“
    „Lass stecken, das bunkern wir als Reserve.“
     
    In Hamburg wollte er die restlichen Steine tauschen. Erste Kontakte w a ren geknüpft. Doch sein einst unbedingter Wille war faul und fett gewo r den, hatte Speck angesetzt. Lieber hätte er den ganzen Tag in der Sonne gelegen, sich braun und faltig braten lassen und zweifelhafte Romane gelesen. Doch er musste hin, denn er fand, sie hätten besseres verdient als Honig, Vollkornbrot und Haferflocken, und die Klunker wurden vom Liegen auch nicht besser.
     
    Er traf den Diamantendealer im Restaurant des Hotels Atlantik. Der Mann war klein, vollgefressen, hatte dicke Beine und Füße in enormer Schuhgröße, trug eine knallbunte Jacke, einen kanariengelben Binder und eine Perücke.
    Pierre hatte die Steine in einer Brötchentüte. „Wie orig i nell!“, rief der Dicke.
    „Sollte ich die Dinger auf einem Bauchladen präsentieren? Machen wir’s kurz.“
    „Nun denn, gehen wir aufs Klo.“
     
    Es war nicht das, was Pierre wollte. Doch als der Dealer eine Pistole zog – eine winzige Mauser – , und schon darüber musste Pierre lachen, schlug er ihm locker eine Rückhand von unten her in die Fresse, dass das Blut bis an die Decke spritzte, schnappte sich die Pistole, schleifte den grunzenden Dicken in das Toilettenkabuff, stopfte ihm die Perücke ins Maul, so weit es nur ging, band ihm die Hände mit dem kanariengelben Binder am Kl o becken fest und steckte den feisten Schädel in die Schüssel. Endlich. Aus der

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