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Aufruhr in Oxford

Aufruhr in Oxford

Titel: Aufruhr in Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Millbanks über sie gesprochen hatte», schnitt Miss Haydock der Rektorin respektlos die Antwort ab, «hat Miss Millbanks mir gegenüber die Sache erwähnt und gemeint, sie glaube nicht, daß wir da etwas tun könnten.»
    «Aber ich kannte sie doch kaum», begann Miss Millbanks.
    «Ich auch», sagte Miss Haydock. «Aber ich fand doch, daß man da lieber etwas unternehmen sollte. Ich habe sie heute nachmittag mit zum Fluß genommen. Sie meinte zwar, sie müsse arbeiten, aber ich habe ihr gesagt, sie soll nicht verrückt spielen, sonst werde sie noch durchdrehen. Wir sind mit einem Puntkahn bis über die Rollers gefahren und haben auf Höhe des Parks Tee getrunken. Sie erschien mir da ganz vernünftig. Als wir zurück waren, habe ich sie überreden können, mit in den Speisesaal zu gehen und mal richtig zu essen. Danach hat sie gemeint, sie wolle noch in die Camera gehen und arbeiten. Ich hatte eine Verabredung und konnte nicht mit – außerdem dachte ich, daß sie es auch ein wenig komisch finden würde, wenn ich ihr den ganzen Tag auf Schritt und Tritt nachlief. Darum habe ich zu Miss Millbanks gesagt, jetzt müsse das jemand anders übernehmen.»
    «Und das habe ich dann selbst getan», sagte Miss Millbanks trotzig. «Ich habe mir meine Arbeit geschnappt und bin hingegangen. Ich habe mich an einen Tisch gesetzt, wo ich sie sehen konnte. Um halb zehn war sie noch dort. Als ich um zehn Uhr ging, mußte ich aber feststellen, daß sie schon gegangen war.»
    «Haben Sie denn nicht gesehen, wie sie fortging?»
    «Nein. Ich habe gelesen, und da muß sie sich an mir vorbeigeschlichen haben. Es tut mir leid, aber wie hätte ich das ahnen können? Ich mache dieses Trimester mein Examen. Es ist ja leicht gesagt, ich hätte sie nicht aus den Augen lassen dürfen, aber ich bin doch kein Kindermädchen oder so etwas –»
    Harriet stellte fest, daß Miss Millbanks’ Selbstsicherheit dahin war. Sie verteidigte sich wütend und unbeholfen wie ein Schulmädchen.
    «Nach ihrer Rückkehr», nahm die Rektorin den Faden wieder auf, «hat Miss Millbanks –»
    «Aber ist denn überhaupt schon etwas unternommen worden?» unterbrach Harriet sie, ungehalten ob dieser umständlichen akademischen Exposition. «Sie haben doch sicher schon gefragt, ob sie auf der Galerie der Camera war?»
    «Das ist mir später eingefallen», antwortete die Rektorin, «und ich habe gebeten, daß man dort nach ihr sucht. Soviel ich gehört habe, ist das inzwischen geschehen, aber ohne Ergebnis. Doch eine anschließende –»
    «Und auf dem Fluß?»
    «Darauf komme ich noch. Vielleicht sollte ich lieber in der chronologischen Reihenfolge fortfahren. Ich kann Ihnen versichern, daß keine Zeit vertan wurde.»
    «Bitte, Dr. Baring.»
    «Nach ihrer Rückkehr», fuhr die Rektorin in ihrem Bericht genau da fort, wo sie unterbrochen worden war, «hat Miss Millbanks die Sache Miss Haydock berichtet, und beide haben sich davon überzeugt, daß Miss Newland nicht im College war. Sie haben dann, wie es richtig war, die Dekanin verständigt, die Padgett anwies, sie anzurufen, sowie Miss Newland käme. Um Viertel nach elf war sie noch nicht da, und das hat Padgett gemeldet. Er erwähnte bei dieser Gelegenheit, daß er selbst schon ein ungutes Gefühl wegen Miss Newland gehabt habe. Ihm sei aufgefallen, daß sie die Angewohnheit habe, immer allein auszugehen, und daß sie angespannt und nervös wirke.»
    «Padgett ist recht gewitzt», sagte die Dekanin. «Oft meine ich, er weiß über unsere Studentinnen mehr als wir alle.»
    «Bis heute abend», heulte Miss Shaw, «hätte ich noch gesagt, ich kenne alle meine Studentinnen in- und auswendig.»
    «Padgett sagt auch, er hätte mehrere von diesen anonymen Briefen für Miss Newland an der Pforte ankommen sehen.»
    «Das hätte er melden sollen», sagte Harriet.
    «Nein», antwortete die Dekanin. «Erst nachdem Sie im letzten Trimester hierhergekommen waren, haben wir ihn angewiesen, so etwas zu melden. Die Briefe, die er gesehen hat, waren aber vorher gekommen.»
    «Ach so.»
    «Mittlerweile», fuhr die Rektorin fort, «begannen wir uns zu sorgen, und Miss Martin rief die Polizei an. In der Zwischenzeit hat Miss Haydock nun Miss Newlands Zimmer durchsucht, um vielleicht etwas zu finden, was uns Aufschluß über ihren Gemütszustand geben könnte – und dabei hat sie das gefunden.»
    Sie nahm einen Stapel Papiere von ihrem Schreibtisch und reichte ihn Harriet, die sagte: «Gütiger Gott!»
    Diesmal hatte die Giftspritze ein

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